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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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gleichzeitig mit der Ausstrahlung das Buch auf den Markt bringt, kann ja eigentlich nichts schiefgehen. Es müsste allerdings zuvor recht gründlich lektoriert werden.«
    »Du meinst, es ist schlecht geschrieben?«
    »Hm … ausbaufähig. Eine Überarbeitung täte ihm sicher gut.   – Na ja, die ist dringend angesagt!«
    »Würdest du das übernehmen?«, fragte sie mich und mir fiel fast der Suppenlöffel aus der Hand. Wir hatten beide die Empfehlung des Tages bestellt: Kerbelrahmsüppchen und Hummerpfännchen (gutes Appetitchen!).
    »Ich bin Übersetzerin, keine Lektorin, Frau Ser … – Sieglinde!«
    Sie schenkte mir ihr süßestes Hyänenlächeln.
    Klar hatte ich Lust, das Buch zu bearbeiten. Denn dann musste ich mit Benedict (dem Gebenedeiten unter den Männern) zusammenarbeiten und er konnte mir oft, oft, oft in die Augen sehen. Aber ich sage mir auch stets ›Schusterin bleib bei deinem Leisten!‹ Deswegen gab ich mich erst mal desinteressiert.
    »Komm, du hast dich jetzt schon damit befasst und uns mit deinem Gutachten absolut überzeugt. Ich denke, du bist die richtige Wahl. Das Lektorat sieht’s genauso.«
    Das war mir schon klar. Die hatten ohnehin mehr als genug Arbeit. Und ein Blick in Benedicts Manuskript hatte vermutlich ausgereicht, um abzuschätzen, was da zu leisten war.
    »Also, meine Liebe, ich rechne mit deiner Zustimmung und werde umgehend meine Beziehungen spielen lassen.«
    »Tja, eigentlich wollte ich etwas kürzertreten … Und dann hab ich da von einem anderen Verlag eine Übersetzung angeboten bekommen. Auf die Autorin bin ich schon lange scharf …«
    Es funktionierte. Natürlich wusste sie, was normalerweise für Übersetzungen bezahlt wurde und dass Leute in meinem Job schon aus wirtschaftlichen Gründen eher zum Ja- als zum Neinsagen genötigt sind. Aber sie konnte lediglich spekulieren, welchen Marktwert mir die Mitbewerber neuerdings zugestanden. Doch schien sie ihn hoch anzusetzen. Die Höhe der Summe, die sie mir fürs Überarbeiten bot, versetzte mich jedenfalls in tiefes Erstaunen. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertraute sie mir an, der Autor bekomme gerade mal die Hälfte dessen als Vorschuss.
    »Du bist immerhin Preisträgerin und dafür bekannt, dass du die Bücher besser schreibst als die Autoren …« Da war’s wieder, das Etikett! Nett! Der Einzelfall wurde zurechtgebogen und generalisiert, wie das so geht, wenn sie dich erst mal in eine Schublade gesteckt haben. Aber es war natürlich ein Argument. Und in diesem Fall sicher eins, das allen Beteiligten was einbringen konnte. Mit nachdenklich-kritischem Gesichtsausdruck und wild klopfendem Herzen gab ich schließlich meine Einwilligung und der Servitzky das befriedigende Gefühl, sie hätte mich rumgekriegt.
    Am nächsten Tag begannen Benedict und ich zu arbeiten. Bei mir. Das heißt, in Evas Wohnung. In meiner wohnte inzwischen ein Fitnesstrainer aus Frankfurt, der seine Probezeit in einem Münchner Studio absolvierte. Ein Sunnyboy, der aussah wie einer Kaugummi- oder Solarium-Reklame entsprungen, und mir jeden Tag einen Fitnessriegel in den Briefkasten steckte.
    Den teilte ich mir fortan mit Beni. Im Verhältnis eins zu zwei. Bald teilten wir uns noch mehr. Am dritten Tag unserer gemeinsamen Arbeit kamen wir uns nämlich auch privat näher, was dazu führte, dass Beni bei mir einzog. Natürlich hatte ich vorher Evas Einverständnis eingeholt.
    »Und dass wir in deinem Bett eventuell … – stört dich das wirklich nicht?«
    Sie lachte. »Wenn ich in dem Punkt so pingelig wäre, dürfte ich nie in einem Hotelbett schlafen.«
    »Stimmt«, sagte ich. Und dann ließen wir unsere Fantasie Blüten treiben. Leute, die in den führenden Häusern der Welt absteigen, haben große Chancen, im selben Bett zu schlafen wie zuvor ihre erbittertsten Feinde und Feindinnen. In der Präsidentensuite ist die Trefferquote vermutlich am höchsten.

    »Ich freue mich für dich«, sagte Eva. »Und ich wünsche dir mit deinem Jüngling viel Glück. Mit Leonardo und David hat’s übrigens wunschgemäß geklappt.«
    »Nun fehlt nur noch bei dir der große Durchbruch! Wäre schön, wenn da mal jemand Passendes auftauchen würde.«
    »Marcel schreibt wieder täglich.«
    »An den dachte ich eigentlich weniger.«
    »Froh bin ich schon darüber, für mich war da einfach noch zu viel ungeklärt.«
    »Meinst du nicht, es wäre besser, ihn zu vergessen?«
    Mit Interesse registrierte ich meine veränderte Einstellung. Nachdem ich

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