Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
Vom Netzwerk:
übergehen konnte. Sie dachte noch einmal über die vorangegangenen Szenen nach. Wie vielen von Magnus’ Aussagen konnte sie Glauben schenken? Die langen sarkastischen Mails, die er verfasst hatte, nachdem er wusste, wer sie war, wurden wieder in ihr Bewusstsein hochgewirbelt. Die hatte sie alle verdrängt, weit hinter die hingebungsvollen Liebesbriefe der vergangenen Wochen. Aber dieser Aspekt schien eben auch ein Teil seiner Persönlichkeit zu sein. Hoffentlich kein allzu beherrschender!
    Mit ihrem Badetuch in den Händen erwartete Magnus sie auf dem kleinen Landvorsprung. Er schlang es um sie und rubbelte sie sorgfältig ab wie ein Kind oder ein Tier, das in den Fluss gefallen und gerade noch rechtzeitig gerettet worden war.
    »Du bist unglaublich und ich werde nie an dich heranreichen«, seufzte er.
    »Solange du dich nicht weiter entfernst als so, kann ich das gerade noch ertragen!« Sie lachte und schmiegte sich an ihn.
    Er drückte sie fest an sich und küsste sie. Dann ließ er sie los und erkundigte sich nach der Uhrzeit. Er hatte nie eine Uhr dabei. Eva ging zu ihrem Korb und zog ihre geliebte Schweizer Uhr aus den Dreißiger Jahren, eine Erinnerung an ihren Großvater heraus, auf die sie sehr stolz war. »Halb sieben.«
    »Oh, dann wird’s Zeit!«
    Sie hielt die Uhr am Lederarmband und streckte sie Magnus hin. »Behalt sie bis zum nächsten Mal und denk immer an mich, wenn du darauf blickst!«
    »Wenn du meinst. Ich garantiere aber für nichts«, sprach er lächelnd und steckte sie in die Hosentasche.
    Als sie Hand in Hand den Platz verließen, fiel Eva ein, dass es noch etwas zu klären gab: »Nun kenne ich zwar all deine Duft- und Geschmacksnoten, aber immer noch nicht deinen Namen.«
    »Wozu auch? Du weißt ja, Namen sind Schall und Rauch.«
    »Deiner für mich sicher nicht. Im Übrigen hätte ich auch gern eine Telefonnummer, unter der ich dich erreichen kann, wenn irgendwas dazwischen kommt vor einem unserer Treffen.«

    »Wozu? Wenn du da bist, bist du da, wenn nicht, hab ich Pech gehabt.«
    Sie kannte bereits seine Autonummer und es war klar, dass sie seinen Namen herausfinden konnte. Aber sie hätte ihn lieber von ihm selbst erfahren.
    »Magnus, was soll das? Du weißt so viel über mich!«
    »Ja, Aktenkundiges. Aber kaum Privates.«
    »Du lässt mich eben nie zu Wort kommen.«
    »Wie hältst du das bloß aus mit so einem Idioten?«

     
    Rhetorisch ist der Typ eine Wucht, das muss ich ihm lassen. Aber seine Weigerung, Eva seinen Namen zu nennen, fand ich nicht nur lächerlich, sondern auch beleidigend. Er begründete das mit einem seiner zahlreichen Traumata. Eine heimliche Geliebte hätte vor Jahren Telefonterror bei ihm zu Hause veranstaltet und um ein Haar wäre seine Ehe dabei in die Brüche gegangen.
    Als wäre das ein Grund! In meinen Augen hätte er besser dran getan, Eva ins Vertrauen zu ziehen und sie zu bitten, seine Privatsphäre zu respektieren. Wenn sie über Dritte seine Identität klärte, konnte sie mit den Informationen ohnehin nach Belieben verfahren.
    Aber Eva ist natürlich nicht die Frau, die jemanden anruft, der das nicht wünscht. Wenn sie ihn ärgern wollte, würde sie zweifellos zu subtileren Mitteln greifen.
    An Magnus’ Personalien zu gelangen, war allerdings nicht ganz so einfach, wie sie sich das vorgestellt hatte. Die Datenschutzgesetze verlangen mehr als das Vortragen einer plausiblen Geschichte.

    »Wenn der Fahrer Ihr Auto beschädigt hat, müssen Sie Strafanzeige erstatten. Dann werden Sie erfahren, um wen es sich handelt.«

    Das hätte noch gefehlt! Obwohl eine derartige Überraschung eigentlich die richtige Reaktion auf das Verhalten ihres zickigen Prinzen gewesen wäre. Wir malten uns aus, wie der Behördenbrief in Magnus’ Haus aufgenommen und diskutiert würde, und wie er beim Blick auf ihre Autonummer in Verwirrung geriete. Allein die Vorstellung beschied ihr Genugtuung. Und mich amüsierte sie.

     
    Leonardo hatte schließlich eine Idee. Er trainierte öfter mit einem Polizisten im Fitnessstudio. Der hatte Zugang zu den begehrten Informationen. Zwei Tage, nachdem sie das Thema beredet hatten, betrat Leonardo mit geheimnisvollem Lächeln Evas Zimmer und legte ihr einen Zettel auf den Tisch. ›Magnus Weizenegger‹ stand darauf und die Adresse. Eva sprang auf und umarmte den Freund. »Wie hast du das geschafft?«
    »Mit Eloquenz. Mehr sage ich dazu nicht, denn ich sehe darin keine besondere Ruhmestat.«
    Eva schlug sofort im Telefonbuch nach, fand den

Weitere Kostenlose Bücher