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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich seine Aussage verletzte. Nie im Leben wäre ich nach fast zwei Monaten nahezu ungeteilter Gemeinsamkeit rund um die Uhr auf den Gedanken gekommen, mich dem Vergnügen oder der Entspannung hinzugeben, ohne ihn mit einzuplanen. Zumindest hätte ich aber erwartet, dass er das Thema mit mir bespricht.
    »Damit dürfte der Fall ja wohl klar sein«, sagte Eva nach meinem Frustbericht. »Du kommst zu mir. Magnus verreist nämlich mit seiner Familie, und Leonardo fliegt mit David nach Berlin. Niemand wird unsere Zweisamkeit gefährden. Wir haben die Wohnung für uns.«
    Ich nahm die Einladung gern an, und die Vorfreude auf meinen Besuch in Konstanz ließ mich milder mit Beni umgehen, als er es meiner Einschätzung nach verdiente.

     
    Evas Beziehung zu Magnus entwickelte sich zunehmend zur emotionalen Achterbahnfahrt. Sie fiel zwar nicht mehr aus allen Wolken, wenn er sich einen Tag lang nicht meldete, denn schließlich hatte er ihr ja mitgeteilt, er sei so überwältigt von ihr und seinen Gefühlen für sie, dass sein Körper und auch seine Seele ab und an Entspannung brauchten. ›Denn ich habe viel mehr bekommen, als ich jemals glaubte, suchen zu können, geschweige, dass es in dieser Form existiert. Deshalb mein Innehalten – um die Intensität spüren zu können.‹ Derart charmante Begründungen ließen sie verkraften, dass er nur noch kurze Mails schickte und seine zahlreichen täglichen Anrufe auf wenige wöchentliche reduziert hatte.

    Ihr drittes Treffen fand überraschend vier Tage nach dem zweiten statt. Am bewährten Plätzchen unter dem Weidenbaldachin und wieder bei strahlendem Sonnenschein. Nachdem sie wie ausgehungert übereinander hergefallen waren, sich gierig geküsst und mit ihren Lustschreien die Vögel ringsum zum Verstummen gebracht hatten, sprach Magnus das erste Mal von Loyalitätsproblemen. Eva war davon ausgegangen, dass er vor seinem bevorstehenden Urlaub noch einmal Honig aus ihrer Umarmung saugen wollte, aber Magnus ging es wohl auch um anderes: »Es ist meiner Frau gegenüber nicht fair, was wir tun, und ich fände es unerträglich, wenn ich annehmen müsste, dass sie Ähnliches erlebt wie ich jetzt.«

    »Das wäre nur gerecht. Warum soll sie leer ausgehen, wenn wir ein Fest der Sinne zelebrieren?«
    Eva war weit davon entfernt, der Gemahlin ihres Geliebten Übles zu wünschen. Sie empfand Respekt für sie. Ja, sogar eine Art Sympathie, ohne sich allerdings weiter für ihre Person zu interessieren. Francis gehörte zu Magnus’ Leben, es hatte sie gegeben, als er in Evas Leben trat, und sie versorgte ihn, wie’s aussah, bestens mit dem täglich Notwendigen.
    »Weil es mir nicht passen würde, weil ich nicht will, dass meine Familie auseinanderfällt.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich als Spaltpilz zu betätigen, aber ich finde das, was du gerade gesagt hast, mir gegenüber unfair. Denn du hattest monatelang Zeit, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen.«
    »Ich habe dir nie verheimlicht, dass ich ein hoffnungsloser Homo ludens bin.«
    »Sicher, aber in jedem Spiel gibt es Regeln.«
    »Die Regel für einen Mann lautet, seiner biologischen Bestimmung Folge zu leisten. Und das heißt, er muss seinen Samen auf möglichst viele Weibchen verteilen, damit seine Gene vielfältig gestreut werden.«
    »Das gefällt mir! Einerseits im Maserati rumkutschieren und andererseits auf archaische Grundrechte pochen. – M. Cro-Magnon, du hast wohl nicht alle Bärenfelle in der Höhle!«
    »Jetzt habe ich dich auch mal zornig erlebt. Das steht dir überhaupt nicht schlecht, mein Schatz«, sagte er lachend, küsste sie, rückte näher zu ihr her und gleich darauf in sie hinein. Die Erlösung nach dem inneren Aufruhr war überwältigend und tilgte alle Ängste, die sie befallen hatten. Danach verspürte Eva Lust zu schwimmen.
    »Du bist verrückt«, sagte Magnus, »das Wasser hat höchstens vierzehn Grad.«
    »Na und?«
    »Du holst dir den Tod!«
    »Pfff!
    »Oder einen Schnupfen!«
    Magnus war bekennender Warmbader und -duscher.
    Eva stieg vorsichtig über die Wurzeln, die sich unter der Wasseroberfläche am Ufer entlang rankten, und trat behutsam auf die eingeschlammten Kiesel. Als ihr das Wasser bis zu den Schenkeln reichte, warf sie sich hinein. Es war wirklich kalt, aber Schwimmen war jetzt genau das Richtige. Mit raschen Zügen bewegte sie sich von ihrem Plätzchen weg, bis sich ihr Körper an die Temperatur gewöhnt hatte und sie zu ruhigen Bewegungen

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