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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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hatte.«
    »Vielleicht wären wir ohne den Druck von damals heute noch Jungfrauen«, sagte Eva und wir lachten.
    »Wäre doch zu schade, wenn ich nie Magnus’ Ganterschreie vernommen hätte.«
    »Ha! Soll ich dir verraten, was Beni als Gipfelschrei verlauten lässt? ›Madonna‹.«
    »Oh!«
    »Ich nehm’s nicht persönlich. Er meint damit weder mich noch die Ciccone. ›Madonna‹ ist der letzte Ruf oder Stoßseufzer seiner Mutter, bevor ihr die Worte ausgehen.«
    »Fromm und rührend. Somit bekommt der Akt den Anstrich einer heiligen Handlung.«
    »Ein entzückender Aspekt!«
    »Was mich ein wenig irritiert hat, war Magnus’ Äußerung, beim Orgasmus sei doch im Grunde jeder mit sich ganz allein. Findest du das auch?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich empfinde sehr viel Verbundenheit und Nähe. Wenn Beni und ich es tun, dann steckt er nicht nur in meinem Schoß, sondern auch in meinem Kopf und meinem Herzen. Aber abgesehen von seinem Einsamkeitsgefühl: Ist Magnus eigentlich ein guter Liebhaber?«
    »Schwer zu sagen. Dafür ist es noch zu früh. Ich bin so verliebt in ihn, dass ich seine Nähe grundsätzlich als völlig beglückend empfinde. Aber wenn ich zur Objektivität fähig wäre, würde ich nach diesem ersten Eindruck zu einer differenzierten Bewertung gelangen. Er ist absolut erotisch, weil er gut aussieht, gut riecht, gut klingt und sehr viel Charme hat. Doch sein Wissen um die Vorlieben der Frauen ist eher unterentwickelt – aber sicher ausbaufähig. Das muss ich jedoch behutsam angehen, denn er ist nun mal ein ziemlich dominanter Typ, der nicht so begeistert ist, wenn Zweifel an seiner Vollkommenheit laut werden, auch wenn er selbst sich ständig klein macht. Doch ich genieße es sehr, von ihm umarmt zu werden, mich an ihn zu kuscheln oder Hand in Hand mit ihm über eine Wiese zu gehen. Und weißt du, was das ist? Völlig verrückt, aber es ist das kleine Mädchen in mir, das sich nach dem allmächtigen Vater sehnt.«
    »Diese Momente kenne ich auch. Aber Beni sehe ich wohl als den jüngeren Bruder, den ich nie hatte. Ihm erschließe ich die Welt. Und er schaut bewundernd zu mir hoch.«
    »Dieses kleine Mädchen in uns wird uns vermutlich unser ganzes Leben lang begleiten. Leonardo könnte dir das mit C.G. Jung erklären, Animus und Anima. Frau Keller, seine Vermieterin – sie ist jetzt dreiundachtzig – hat mir kürzlich lächelnd gestanden, im Grunde ihres Herzens sehe sie sich immer noch als kleines Mädchen.«
    »Hat Magnus über seine Familie gesprochen?«
    »Nicht über Frau und Kinder, wenn du das meinst, nur über seine Eltern – besonders seine Mutter – und seine Schwester. Seine Gespräche drehten sich überwiegend um die Vergangenheit, vor allem die Internatszeit. Vielleicht ist das bei Männern ja auch so, dass sie sich ewig als Jungen sehen.«
    »Vermutlich. Und ihre Eltern als geschlechtslose Wesen. – Na ja, meine Mutter ist ja wirklich eins. Aber Beni ist überzeugt, bei seinen Eltern hätte sich Sex mit seiner Geburt erledigt. Da war seine Mutter grad mal sechsunddreißig!«
    »Und Magnus glaubt, sein Vater sei nie fremdgegangen, obwohl seine Mutter eine Xanthippe war.«
    »Oder gerade deswegen. Denk an Sibylles unerschöpfliche Ratschläge! Weißt du jetzt eigentlich, wie er heißt?«
    Sie lachte. »Nein, immer noch nicht. Ich habe vergessen zu fragen. Weißt du, wenn er nicht gerade mit küssen, trinken oder seufzen beschäftigt war, hat er ununterbrochen geredet. Im Moment hängen noch vier Gedanken in der Luft, die ich nicht zu Ende führen konnte, weil er mich unterbrochen hat und dann nicht mehr aufgehört zu quasseln.«
    »Geht dir das nicht auf den Zeiger?«
    »Ach, weißt du, ich sehe ihn eben nicht nur durch die rosa Brille, sondern ich lausche ihm auch mit rosa Ohrstöpseln – leicht durchlässigen allerdings. Seine Stimme ist so wunderbar, dass ich sie gern stundenlang höre.«

11

    Benis Buch war fast fertig, und ich fragte mich, was geschehen sollte, wenn wir keine gemeinsame Arbeit mehr hatten. Als Erstes schwebten mir ein paar gemeinsame Urlaubstage vor. Vielleicht sogar mit Zwischenstopp am Bodensee. Eva hatte mich ja schon mehrmals eingeladen. Also fragte ich ihn.
    »Über Pfingsten wollte ich eigentlich mit meinen Kumpels eine Radtour machen«, murmelte er.
    »Was heißt eigentlich?«
    »Eigentlich heißt, dass wir das immer tun. Jedes Jahr. Und nach der ewigen Rumhockerei in der Bude habe ich auch ziemlich Böcke drauf.«
    »Ah ja«, sagte ich, sehr bemüht,

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