Liebling, vergiss die Socken nicht
für mich wird‘s Zeit. Leider kein Durchhaltevermögen mehr.«
Ally war dankbar, sich in die Konventionen einer Gastgeberin flüchten zu können. »Es war sehr nett von Ihnen, dass Sie gekommen sind. Hatten Sie einen Mantel dabei?«
»Jemand hat ihn nach oben gebracht.«
»Ich gehe ihn holen. Wie sieht er aus?«
»Kamelhaar. Es ist mein Tarnmantel: kleiner Gauner spielt Börsenmakler.«
Lachend ging Ally zur Treppe. Auf halbem Weg nach oben bemerkte sie, dass er ihr folgte. Plötzlich waren sie allein. Alle anderen befanden sich im Zelt. Sie versuchte, Ruhe zu bewahren, obwohl ihr Atem rascher ging.
Sein Mantel lag auf einem Stapel obenauf. Als sie ihn wegnahm, spürte sie Danny dicht neben sich stehen. Keiner von beiden bewegte sich. Ganz langsam ergriff er ihre Hand. Für einen Moment dachte sie, er würde sie küssen. Sie hielt den Atem an. Statt dessen schüttelte er die Hand in einer komisch-formellen Geste.
»Vielen Dank für die Einladung.« Er warf sich den Mantel über die Schulter. »Ich finde selbst raus.«
Sie blieb stehen, wo sie war, beschämt darüber, dass sie eine Enttäuschung verspürte, die ihr fast körperlichen Schmerz bereitete. Er hatte sich vollkommen korrekt verhalten. Was hatte sie denn erwartet? Dass er sie auf die Mäntel schmeißen und zwischen all den Kunstpelzen leidenschaftlich lieben würde? Und das am 18. Geburtstag ihrer eigenen Tochter?
Sie brauchte ein paar Minuten, bis sie sich wieder so weit gefangen hatte, um hinunter in die Helligkeit zu den frischen, optimistischen Gesichtern mit den betont coolen und gelassenen Mienen zu gehen.
In ihrem Innern loderte ein glühendes, gefährliches Feuer.
Matt suchte unter dem Tisch in der Diele gerade nach einer weiteren Flasche Champagner, die dort sicher vor Janeys plündernden Freunden verborgen lag. Von dort aus hatte er einen guten Blick auf Danny Wildes Gesicht, der mit einem breiten Lächeln die Treppe hinunterkam und das Haus verließ. Kurz zuvor war er mit Allegra hinaufgegangen.
Matt stand wie gelähmt da. Diesen Blick kannte er. Es war der unverwechselbare Siegesblick des Eroberers.
23, Kapitel
Als sie drei Tage später morgens aufwachte, wusste Ally, dass ihr an diesem Tag die größte Herausforderung ihrer Karriere bevorstand. Im selben Moment wünschte sie sich, es wäre nur ein Traum. Während ihr Blick auf dem schlafenden Matt ruhte, schwor sie sich, Danny Wilde zu widerstehen, ganz gleich, wie charmant er sich gab oder wie sehr er sie auch zu verstehen und zu schätzen schien.
Sie stand leise auf, duschte rasch und machte sich dann daran, ihren Kleiderschrank nach etwas Passendem zu durchforsten. Normalerweise hätte sie sich für einen mörderischen Probentag in einen Trainingsanzug geworfen, im stillen Vertrauen darauf, dass Elaine und die Garderobiere von Century später ihre Zauberdienste anwendeten. Aber heute erwischte sie sich dabei, wie sie nach etwas verführerischem griff. Sie musste über ihre eigene Durchschaubarkeit grinsen und zwang sich, das aufreizende Kashmir-Kostüm zurückzuhängen und statt dessen einen Jogginganzug anzuziehen.
Sie hatte eigentlich nur noch Zeit für eine Tasse Kaffee, doch da Jess ihr zu Ehren sechs Croissants in die Mikrowelle geschoben hatte, die allerdings mehr die Konsistenz eines Granitblocks angenommen hatten, fand sie, dass sie eines essen sollte.
Als es an der Tür klingelte, weil das Taxi da war, war von Matt immer noch nichts zu sehen. Ally überlegte, ob er sich absichtlich nicht blicken ließ, damit er ihr nicht »Viel Glück« wünschen müsste. Also gut. Was erwartete sie auch?
»Tschüss«, nuschelte sie Jess zu, den Mund halb voll mit einem der unverdaulichen Croissants. »Ich muss mich beeilen. Bis später.« Sie schnappte sich Kleidersack und Aktentasche und eilte zur Tür.
Kaum war sie verschwunden, tauchte Matt auf, als ob er es so geplant hätte.
»Willst du Mum kein Glück wünschen?« fragte Jess.
Matts Gewissen hatte ihn ohnehin schon geplagt. Er folgte Jess vors Haus, doch sie kamen zu spät. Allys Taxi bog gerade von der Zufahrt in die Hauptstraße ein.
Als sie wieder in die Küche kamen, war Janey heruntergekommen.
»Wo ist Mum?« fragte sie.
»Weg. Du weißt doch, heute ist ihr großer Tag.«
»Im Moment scheint es nur große Tage zu geben.« Janey versuchte, mit einem Lächeln die Bitterkeit in ihrer Stimme zu überspielen. Es war einfach nur so, als ob es ihre Mutter zur Zeit gar nicht mehr gäbe, so viel Arbeit hatte sie. Und
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