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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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»Sie haben nicht zufällig Dannys Skript gesehen? Er kann es nicht mehr finden, und es waren einige Anmerkungen drauf, die er unbedingt braucht.«
    Ally hatte Mitleid. Es konnte einen rasend machen, wenn man den Text verlor, auf dem man sich Notizen gemacht hatte. Sie blätterte den Haufen neben sich durch. Es war nicht dabei.
    Sie setzte sich wieder auf ihre Bank zurück und strich über das Skript, in dem sie gerade nach ihrem Kameraeinsatz gesucht hatte. Irgend etwas war auf die Vorderseite gekritzelt. Sie stand auf, um hinter Ken herzurufen, doch dann begriff sie, was da stand. In einer Ecke in Dannys unverwechselbarer Klaue die Zahl 3215 notiert. Ally biss sich auf die Lippen. Das war die Nummer von ihrem Kombinationsschloss.
    Erneut knipste Ally das Licht aus und blieb für eine Minute im Dunkeln sitzen. Sie wusste, dass sie ärgerlich und wütend sein, dass sie sich verletzt fühlen sollte. Statt dessen aber breitete sich in ihrem Körper eine Hitzewelle aus. Sie erkannte das Gefühl sofort. Sie begehrte ihn.
    »Um wieviel Uhr fängt die Show an?« Janey war plötzlich aus ihrem Zimmer aufgetaucht und nahm das Sofa in Beschlag.
    Matt blickte hoch. Er mühte sich gerade damit ab, das Videogerät zu programmieren, eine Kunst, die er zu seinem großen Ärger selbst nach seiner Karriere beim Fernsehen immer noch nicht beherrschte.
    Jess, die auf eine Party gegangen war, hatte ihn darum gebeten, und Matt hatte mit sich gerungen, ob er sich heute drücken sollte, um es morgen mit ihr zusammen anzuschauen. Das wäre irgendwie weniger schmerzhaft. Und trotzdem wusste er, dass er es nicht anders konnte. Er musste es live sehen.
    »Ich dachte, du wolltest weg.« Er lächelte, unsicher, ob es mit Janey schwerer oder leichter für ihn sein würde.
    »Adam ist zu seiner Mutter gefahren. Deshalb habe ich gedacht, ich sollte mich vielleicht ein bisschen als liebende Tochter zeigen und mir meine angucken.«
    »Klasse.« Er setzte sich zu ihr, glücklich darüber, dass sie da war, und drückte den Knopf auf der Fernbedienung.
    Entgegen all seiner Bedenken war Matt nach fünf Minuten völlig gefesselt. Nur eine Sache irritierte ihn. Viele von Danny Wildes Tricks - der spitzbübische Blick in die Kamera, die Stegreifwitzeleien, die Art, wie er sich selbst auf die Schippe nahm, all das, was so mühelos wirkte und in Wirklichkeit so anstrengend war - kam ihm bekannt vor. Und plötzlich wusste er auch, wieso. Danny Wildes Technik war ›Matt Boyd pur‹.
    Ein paar Minuten später trat Ally in einem pinkfarbenen Kostüm auf, das er noch nie an ihr gesehen hatte. Sie war erschreckend schön, aber nicht mit dem gewöhnlichen, todlangweiligen und sterilen Glanz der Durchschnittsmoderatorinnen. Sie war echt.
    Als sie eine Mutter interviewte, deren Kind an Leukämie erkrankt war, vergaß man vollkommen, dass es Fernsehen war. Verblüfft verfolgte Matt, wie Ally am Ende der Show einfach aufstand und diese Frau umarmte, unter Müttern. Er spürte, wie sich in den Winkel seines harten Profiauges eine Träne schlich, und wusste, dass er zu so einer Geste niemals fähig gewesen wäre. Trotz all seiner Warmherzigkeit hätte er sich nie so entblößen können. Und er begriff, dies war Allys Geheimnis. Sie ließ sich auf die Menschen ein.
    Matt lehnte sich zurück. Ritchie Page hatte gut daran getan, Ally und Danny zusammenzubringen. Zwischen den beiden herrschte eine Spannung, die man förmlich aus dem Bildschirm herausknistern hörte. Es war ihnen sogar gelungen, ihn, der zehn Jahre lang durch die Sendung geführt hatte, vergessen zu lassen, dass er alles andere als ein gewöhnlicher Zuschauer war.
    Janey gähnte und blickte auf ihre Uhr. Es war schon halb elf. »Ich bin reif für die Kiste.«
    »Willst du nicht warten, bis sie die Summe bekanntgeben?«
    Janey schüttelte den Kopf. »Interessiert mich nicht. Aber Mum war großartig. Ich schau mir den Rest morgen mit Jess an.« Sie küsste ihn auf die Wange und ging zur Treppe.
    Als die Show sich dem Ende näherte und die Summe, die die Zuschauer telefonisch gespendet hatten, von 15 auf 20 und dann weiter auf 23 Millionen stieg, sah Matt, wie Danny Wilde Ally zuzwinkerte und Ally mit einem Lächeln darauf reagierte. Unwillkürlich musste er an Dannys Lächeln in jener Nacht denken, und plötzlich schrillte irgendwo in seinem Hinterkopf eine Alarmglocke.
    Das feierliche Crescendo der Titelmusik verkündete das Ende der Show, und die Liste der Mitwirkenden und sonstigen Beteiligten begann

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