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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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hingehörte. Matts Schuhe, Janeys riesige Ohrringe, die sie abnahm, weil sie drückten, um dann Jess vorzuwerfen, sie hätte sie gemopst, abgelegte Pullover, die übersät waren mit weißen Haaren von Sox, ihrem alten englischen Hirtenhund. All diese Dinge trugen das ihre dazu bei, das Haus ausgesprochen wohnlich zu machen.
    Eigentlich sollte Sox nicht aufs Sofa, da sie aber als einzige die Abschlussprüfung in Miss Watsons Hundetrainingsinstitut nicht geschafft hatte, durfte sie doch. Nachdem sie die Höchstzahl an Stunden gehabt und so gut wie keine Fortschritte gemacht hatte, bat Miss Watson die Boyds darum, Sox nicht mehr zu bringen, da sie einen schlechten Einfluss auf die anderen Hunde hätte. Ally hatte Verständnis für Sox. In ihren eigenen Schulzeugnissen hatte in etwa das gleiche gestanden.
    Ally bemerkte die ausgetretenen Stellen in den türkischen Teppichen. Auf dem goldbraunen, gebohnerten Parkettboden gefielen sie ihr alt und verblichen wesentlich besser als neu und mit leuchtenden Farben. Sox hatte die Teppiche verabscheut, da sie auf ihnen ständig ins Rutschen kam und Sachen umwarf, bis Ally das ZauberAntirutsch-Band entdeckte, das man auf die Unterseite kleben konnte. Sie lächelte, und ihr Blick fiel auf einen von Sox‘ Wassernäpfen, die Jess während der Hitzewelle hartnäckig in jedem Zimmer aufstellte. Gestern war Matt in einen hineingetreten und war dann Jess damit nachgerannt und hatte gedroht, ihr das Wasser in den Kragen zu kippen, wenn sie ihn nicht in die Küche zurückbrachte, wo er hingehörte. Ab und zu wünschte Ally sich zwar, dass das Haus ein bisschen mehr nach Schöner Wohnen aussähe, aber stets fiel ihr ein, dass sich dann niemand mehr darin wohl fühlen würde.
    »Wo ist Jess?« fragte sie, als ihr aufging, dass ihre jüngere Tochter nirgends zu sehen war.
    »Oben an diesem grässlichen Computer. Meinst du nicht, dass es schädlich ist, wenn eine Fünfzehnjährige ihre ganze Zeit mit Computerspielen vergeudet?«
    »So wie ich Jess kenne, wird sie bald ihre eigenen auf den Markt bringen.«
    »Du hast sie immer lieber gemocht als mich.« Janeys Tonfall war scherzhaft, aber Ally entgingen die Spuren geschwisterlicher Rivalität nicht. Manchmal schien es gar nicht so lang her zu sein, dass eine eifersüchtige Zweieinhalbjährige dermaßen wütend darüber gewesen war, auf einmal ein Schwesterchen zu haben, dass sie es mit Komposterde gefüttert hatte.
    »Janey, du bist meine Große, meine Erstgeborene. Du wirst immer etwas Besonderes für mich sein.«
    Janey wurde kurz schwach und ließ sich knuddeln. »Vielleicht wäre es ja möglich«, sagte sie schmeichelnd, »nachdem du schon so früh wieder zurück bist, deiner Erstgeborenen für eine Stunde das Auto zu leihen?«
    »Zieh los.« Sie hielt ihr den Autoschlüssel hin. »Aber du musst versprechen, nicht schneller als sechzig und nicht weiter als bis Guildford zu fahren.«
    Janey sprang auf. Alle Anzeichen von Rivalität waren mit einem Mal wie weggeblasen.
    »Danke, Ma. Bis später. Mach‘s gut.«
    Ally stand auf, um ihr nachzuschauen. Es war schon nach zehn, aber noch erstaunlich hell. Auf einmal war ihr danach, in den Garten zu gehen.
    Es war kühl und duftete nach Goldlack und Abendlevkojen. Goldlack hatte sie eigentlich nie gemocht, da sie sein Rot und Orange neben den zurückhaltenderen Rosatönen der Wiesenblumen viel zu grell fand. Doch in letzter Zeit hatte sie sich mit seinen verborgenen Reizen angefreundet. Sie setzte sich einen Moment lang unter den Fliederbusch und atmete tief durch. Über ihr begannen die Vögel ihren Abendlichen Dämmergesang. Im Flieder zwitscherte eine Amsel. Oder war es eine Drossel? Aus einer plötzlichen Laune heraus stellte sich Ally auf die Bank, pflückte einen Arm voll Flieder und ging damit zum Haus zurück.
    »Mum, das darfst du nicht mit hereinbringen.« Jess hatte ihren Computer verlassen und stand barfuß in der Diele. »Es bringt Unglück!«
    »Jessy, schäm dich! Du hast schon wieder auf deine Großmutter gehört.« Allys Mutter Elizabeth war weltweit die führende Autorität, was Unglücksverheißungen anging. Keine Schuhe auf den Tisch, sonst gibt es einen Todesfall in der Familie. Keine Pfauenfedem, sonst bekommt man den bösen Blick. Nie Rot und Weiß tragen, da es an Blut erinnert. Keine Perlen für jemand anders kaufen, da ein jeder sie - warum auch immer - selbst aussuchen muss. Für Elizabeth war die Welt voller gefahrenträchtiger Entscheidungen.
    Jess sah Ally betrübt

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