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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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dorthin gehen?«
    Das Mädchen sah sie an, als hätte Ally gefragt, ob sie in den Zehn-Uhr-Nachrichten einen Tango vortanzen dürfe. »Es ist eine Live-Sendung. Außer den Gästen darf bei einer Live-Sendung niemand hinein.«
    Fast eine halbe Stunde lang saß Ally da, schaute sich Matts Show auf dem Bildschirm an und wünschte, sie wäre der Typ Frau, der ein Talent für Szenen hatte. Ihre beste Freundin Susie säße garantiert nicht einfach herum. Susie hätte mit der Faust auf den Tisch geschlagen und verlangt, dass jemand die Sache regelte. Doch leider war sie nicht Susie. Zum zehntenmal sah sie auf die Uhr. Sie hätte genausogut zu Hause bleiben können.
    »Allegra, wie schön, Sie zu sehen!« Ally fuhr herum. Hinter ihr stand Stephen Cartwright, der Programmdirektor von Century. »Wollen Sie Matt bei der Arbeit zuschauen?«
    Ally stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Stephen, hallo! ja. Ich wollte Matt eine Überraschung bereiten und ihn zum Abendessen entführen.« Befriedigt nahm sie wahr, wie die Empfangsdame plötzlich aufmerksam wurde. »Aber diese junge Dame kann niemanden von der Show auftreiben.«
    »Du lieber Himmel, Melanie, warum haben Sie denn Mrs. Boyd nicht einfach zum Gesellschaftsraum geschickt?«
    »Sie steht nicht auf der Liste.«
    »Schicken Sie sie in Gottes Namen auf der Stelle hoch. Sie braucht keinen Passierschein.« Er brachte sie selbst zu den Aufzügen. »Entschuldigen Sie bitte, Allegra. Melanie ist nicht gerade ein Einstein.« Er lächelte bedauernd. »Aber wenn sie das wäre, säße sie auch nicht an unserem Empfang. Amüsieren Sie sich gut.«
    Ally stieg aus dem Lift und blieb kurz stehen. Von links drang das Geräusch eines Fernsehers an ihr Ohr, und sie folgte ihm in einen großen, offen angelegten Raum mit einer Bar am einen Ende. Hier trafen sich Darsteller, Team und Gäste nach der Sendung. Ein weißbefrackter Barkeeper verteilte Kartoffelchips in kleine Schälchen.
    Zwei junge Frauen sahen auf, als sie hereinkam. Die größere von ihnen trug blassgelbe Shorts mit dicken schwarzen Strümpfen darunter und einen schwarzen Rollkragenpullover. Ihr Haar war kurz und stachelig. In einem Ohr hatte sie einen Ohrring in Form des Weiblichkeitssymbols. Die andere trug ein weißes T-Shirt, auf dem die Aufschrift »SPUNK« prangte. Die Alltagsuniform von Fernsehleuten.
    Der Raum begann sich zu füllen, und Ally nahm an, dass die Show gerade zu Ende war. Sie nahm sich einen Drink. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie würde ihn brauchen. Von allen Seiten drangen Fachsimpeleien an ihr Ohr, deren Jargon sie nicht verstand.
    »Hallo, Allegra.« Ally fuhr herum und sah Bernie Long neben sich stehen. Sein Lächeln war so einladend wie Salzsäure. »Ich wusste gar nicht, dass Sie heute Abend kommen.«
    Ally lächelte zurück. Bernie würde ihr nicht die Laune verderben. Nach so vielen Jahren sollte sie doch an ihn gewöhnt sein.
    »Es ist eine Überraschung.«
    »Wie reizend.« Er sah drein, als fände er irgend etwas überaus komisch. »Und wie geht‘s der Familie?«
    Am liebsten hätte Ally gesagt: »Bestens. Janey nimmt Ecstasy, und Jess geht auf den Strich.« Aber wahrscheinlich hörte Bernie sowieso nicht zu. Langsam bereute sie, dass sie gekommen war. Das war nicht ihre Welt. Der Raum war überfüllt, es war unglaublich heiß, und Matt war nirgends zu sehen. Vielleicht kam er ja gar nicht? Sie entschuldigte sich und schlüpfte unauffällig zur Damentoilette. Als sie sich an die Tür einer Kabine lehnte, konnte sie die kühle Luft aus der Klimaanlage spüren und fühlte sich auf der Stelle besser. Gleich würde sie wieder hineingehen.
    Dann hörte sie die beiden Mädchen mit den ausgefallenen Klamotten im Vorraum tratschen, während sie sich vor dem Spiegel die Haare toupierten und Gel darin verteilten.
    »Tun sie‘s, was meinst du?«
    »Tun sie was?«
    »Du müsstest es doch gerade wissen, wo du die größte Expertin in Sachen Bumsen mit dem Boss bist.«
    »Ach, das.«
    »Ja, das.«
    Büroklatsch, dachte Ally. Er gehörte genauso zur Arbeitswelt wie die Kaffeemaschine oder die allwöchentliche Lohntüte. Das ewige Spekulieren darüber, wer was mit wem hatte.
    »Nein, ich glaube nicht. Oder jedenfalls noch nicht.«
    Ally betätigte geräuschvoll die Spülung und öffnete die Tür. Sie nickte den beiden zu, und sie nickten zurück und fragten sich, wer sie wohl war.
    Ally nahm all ihren Mut zusammen, strich sich das Haar glatt und ging wieder auf das Stimmengewirr zu. Der erste

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