Liebling, vergiss die Socken nicht
Elizabeth missbilligend die Nase rümpfte. »Wie armselig. Verdient er nicht schon genug, ohne dass er herumtingelt?«
Janey schnappte den Blick ihrer Mutter auf und grinste. »Kann ich mit Bitzer und Sox rausgehen?«
»Im Bademantel?« Ally versuchte, zurückzulächeln.
»Nur in den Garten. Komm Bitz! Sox, bei Fuß!«
Mit fröhlichem Gebell sprangen die beiden Hunde aus der Terrassentür, und Janey lief ihnen mit wehenden Haaren hinterher.
Fünf Minuten später war sie wieder da. »Bitzer, Platz!« Sie versuchte ihn davon abzuhalten, seine matschigen Pfoten auf Allys weiße Hose zu legen, und hatte ihn gerade überzeugt, sich zu setzen, als das Telefon schellte.
In der Hoffnung, es wäre Matt, sprang Ally auf. Doch Janey kam ihr zuvor und nahm ab. Das Lächeln auf ihrem Gesicht gefror.
»Es ist für dich, Mum« Schroff drehte sie sich zu ihrer Mutter um und hielt ihr den Hörer hin. »Jemand vom Sunday Star fragt, ob du bestätigen oder dementieren kannst, dass Dad mit seiner Produzentin zusammenlebt, Belinda Wyeth.«
Janey übergab ihrer Mutter den Hörer und rannte nach oben.
Man hatte ihr die Wahrheit, die sie verdrängen wollte, ins Gesicht geschlagen. Ally schloss die Augen. Dann knallte sie, ohne sich darum zu kümmern, was diese verfluchte Frau denken mochte, den Hörer auf. Wie konnte jemand nur so unsensibel sein?
»Mum«, sie wendete sich zu Elizabeth, die ein verlegenes Gesicht machte, »könntest du in der Küche und im Arbeitszimmer die Telefone ausstecken?« Sie machte keinen Versuch, etwas zu erklären oder abzustreiten, sondern lief Janey hinterher.
Oben zog sie in ihrem Schlafzimmer den Apparat aus der Steckdose und ging dann sofort zu Janey. Jess schlief immer noch. Durch die geschlossene Tür hörte sie Janey schluchzen, und sie verfluchte die Journalisten wegen ihrer haarsträubenden Gefühllosigkeit, mit der sie einem hocherfreut schlechte Nachrichten präsentierten, um sich anschließend brühwarm über die Reaktionen der Betroffenen auszulassen.
Als sie ins Zimmer kam, blickte Janey nicht auf, sondern weinte weiter in ihr Kissen.
Ally setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihr übers Haar. Schließlich hob Janey den Kopf und fragte mit tränenerstickter Stimme: »Ist es wahr, was diese Frau gesagt hat?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Ally. »Vielleicht. Wir hatten letzte Nacht eine Auseinandersetzung, und er ist da vongestürmt. Er hat nicht gesagt, wohin er geht.«
»Ihr habt euch darüber gestritten, dass du das Telethon gemacht hast, stimmt‘s?« Janey blickte sie plötzlich beängstigend ruhig an.
Ally nahm ihre Hand. Vielleicht wäre es leichter für sie, wenn sie das glaubte. »Ja, sozusagen.«
Janey stieß sie weg. »Warum hast du überhaupt zugestimmt? Du wusstest doch, dass es ihn verletzen würde.«
Ally schloss die Augen. Sie spürte, wie der Schmerz sie übermannte. Janey hatte durchaus recht, aber nicht so, wie sie dachte. Sie hatte Matt wehgetan. Das merkte sie jetzt.
»Du bist schuld. Du bist diejenige, die sich verändert hat.« Ally verschlug es die Sprache, als sie in die hasserfüllten Augen ihrer Tochter blickte. »Wir waren glücklich, bis du diesen blöden Job beim Fernsehen bekommen hast. Nun schau uns an. Aber wir haben dir ja nicht gereicht, wie?«
Ally glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Achtzehn Jahre lang war sie zu Hause geblieben, nicht als Märtyrerin, sondern weil es sie glücklich machte, wenn ihre Familie glücklich war. Schließlich hatte sie sich nur nach einer Stelle umgesehen, weil sie und Matt anfingen, sich auseinanderzuleben und sie etwas brauchte, das ihr Halt gab. Und zwar sowohl für ihre eigene geistige Entwicklung als auch zum Wohl ihrer Ehe. Sie hatte geglaubt, dass es für ihre Beziehung eine Bereicherung wäre, wenn sie mehr auf ihren eigenen Füßen stand. Aber ob Janey irgend etwas davon begriff?
»Janey, das ist nicht fair. Ich habe diese Stelle deshalb angenommen, weil ich euch beide loslassen muss. Bald wirst du weg sein. Zur Uni.«
»Ach wirklich?« Ally fühlte sich von Janeys bitterem Ton tief getroffen. »Und was passiert, wenn ich mein Abitur nicht schaffe? Dafür darf ich mich dann bei dir bedanken.«
»Janey, wie kannst du so was sagen? Ich habe immer hinter dir gestanden.«
»Außer, wenn du so sehr damit beschäftigt warst, völlig fremden Leuten gute Ratschläge zu erteilen, dass du nicht mal mehr gemerkt hast, was in deiner eigenen Familie los ist.«
Tränen des Zorns über diese
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