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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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Ungerechtigkeit traten Ally in die Augen. Sie hatte den Job angenommen, weil ihre Kinder sie anscheinend nicht mehr brauchten, und sie hatte geglaubt, alle würden irgendwie davon profitieren. Diese Illusion hatte Janey ihr gründlich genommen.
    »Du hast unsere Familie kaputtgemacht! Geh!« Janey fing wieder an zu weinen. Sie nahm ihr Buch von T. S. Eliot und schmiss es auf den Boden. »Verschwinde aus meinem Zimmer. Ich hasse dich!«
    Das war fast zuviel für Ally. Dass Matt seine Wut an ihr ausließ, damit wurde sie fertig. Selbst dass er sie verließ, konnte sie ertragen. Aber nicht, dass ihre Kinder sie deswegen beschuldigten und hassten.
    Müde verließ sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Eins zumindest hatte sie daraus gelernt. Sobald sie sich wieder im Griff hatte, würde sie Jess die Wahrheit sagen müssen. Bevor es jemand anders tat.
    Matt saß zusammengekauert in Belindas winzigem Arbeitszimmer und versuchte Ally zu erreichen, um sie vor Anrufen der Klatschreporter zu warnen.
    Wieder und wieder versuchte er die Nummer, dankbar für die Wahlwiederholungstaste an Belindas Apparat, doch es war jedesmal besetzt. Nach dem zehnten Mal rief er die Vermittlung an und bat, den Anschluss zu überprüfen. Fünf Minuten später rief die Dame zurück.
    Es war kein Gespräch in der Leitung. Entweder lag ein Schaden vor, oder aber jemand hatte vergessen, den Hörer auf die Gabel zu legen.
    »Hi, Ma.« Nachdem Ally an die Tür geklopft hatte und ins Zimmer trat, sah sie Jess im Bett mit ihrem Game Boy spielen. Als Jess jedoch das Gesicht ihrer Mutter sah, schaltete sie ihr Gerät sofort aus.
    »Was ist mit Janey los? Hat Adam eine andere Gruftie-Frau kennengelernt?«
    Trotz allem musste Ally lachen. Wenn es nur Adam gewesen wäre, der jemand anderen gefunden hatte, und nicht Matt. Davon hätte Janey sich sicher leichter erholt.
    »Es ist leider etwas ernster als das, Darling.« Ally setzte sich zu ihr. »Es geht um Dad. Er ist für eine Weile ausgezogen, um sich über ein paar Dinge klarzuwerden.«
    »Oh, Mum.« Jess griff nach ihrer Hand, schien aber nicht überrascht zu sein. »Das braute sich doch schon seit Ewigkeiten zusammen.« Sie legte den Arm um ihre Mutter. »Er ist doch nicht etwa mit Belinda durchgebrannt?«
    Ally staunte über Jess‘ Beobachtungsgabe.
    »Mach dir keine Sorgen. Sie wird ihm bald zum Hals raushängen.« Jess klopfte ihrer Mutter beschützend auf die Schulter.
    Ally war den Tränen gefährlich nahe, und nur die Tatsache, dass sie die Erwachsene war und Jess ihren eigenen Schmerz hatte, mit dem sie fertig werden musste, hielt sie davon zurück, loszuheulen.
    »Jess, Janey sagt, es sei meine Schuld.« Sie wusste, dass sie so was nicht sagen sollte und dass sie Jess in Schwierigkeiten brachte, weil sie selbst Bestätigung brauchte, doch sie konnte im Moment nicht anders.
    »Janey hat Dad immer für vollkommen gehalten.«
    »Und du nicht?«
    »Ich hab‘ ihn wahnsinnig gern, aber er muss dir deinen Erfolg lassen. All die Jahre haben wir immer die erste Geige gespielt. Jetzt bist du dran. Das ist nicht mehr als fair.«
    »Glaubst du, dass er das auch so sieht?«
    »Weiß ich nicht, Ma.« Jess drückte liebevoll ihren Arm. »Du kennst doch den Satz: Hinter jeder erfolgreichen Frau steht mindestens ein Mann, der versucht, sie aufzuhalten.«
    »Gott sei Dank habe ich wenigstens euch beide«, versicherte Ally unter Tränen lachend und drückte ihre Tochter fest an sich.
    Als Ally wieder nach unten ging, fiel ihr siedendheiß ein, dass ihre Mutter noch da war. Jetzt also zu den Vorwürfen.
    Doch zu ihrer großen Verwunderung hatte Elizabeth sich diskret ins Wohnzimmer zurückgezogen. Als Ally eintrat, stand sie auf.
    »Arme Allegra, wie furchtbar für dich.« Mit ausgebreiteten Armen ging sie auf ihre Tochter zu.
    Zum erstenmal seit sie ein kleines Mädchen gewesen war, warf Ally sich hinein und fing an, herzergreifend zu schluchzen.
    »Männer«, murmelte ihre Mutter und tätschelte sie sanft, »sind doch alle gleich. Selbst die netten.« Sie setzten sich zusammen aufs Sofa, und ihre Mutter strich ihr über das tränennasse Gesicht. »Willst du ihn wiederhaben? Ich muss gestehen, dass ich Matt immer gemocht habe. Er ist zwar ein Egoist, aber ein lustiger. Die meisten Männer sind einfach nur Egoisten.«
    Ally lächelte schwach. »Ich wusste gar nicht, dass du Feministin bist.«
    »So ist das Leben.« Elizabeth lächelte zurück. »Es macht dich zur Feministin.«
    »Das glaube ich auch.«

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