Liebling, vergiss die Socken nicht
außerdem waren sie viel zu schrecklich, um sie überhaupt in Erwägung zu ziehen. Die Auswirkungen auf Janey und Jess. Die Aufteilung von Vermögen und Besitz. Fairlawns zu verlassen. Im Moment würde sie erst mal gar nichts tun, sondern nur abwarten und sehen, was passierte. Dieser Gedanke erschien ihr irgendwie tröstend.
Sie stieg aus der Wanne, rubbelte sich heftig ab, bespritzte ihren Busen mit kaltem Wasser und trocknete sich noch mal ab.
Die Klorolle im Bad war leer, und sie holte aus dem Schrank an der Treppe eine neue. Plötzlich musste sie lachen. Es war einfach zu komisch. Das Leben brach über ihr zusammen und ihr fiel nichts Besseres ein, als eine blöde Klopapierrolle auszuwechseln! Hatte diese Geste nicht auch etwas mit weiblicher Stärke zu tun? Mit der Fähigkeit, sich an feste Rituale zu halten? Vielleicht war es manchmal nur das Auswechseln einer Klopapierrolle, das Frauen vor dem Wahnsinn bewahrte.
Als sie hinunterging, amüsierte sich ihre Mutter gerade über die frechen Geschichten von einem Transvestiten, der Vikar war, und seinen korrupten Chorknaben. Das waren die Stories, die den Boulevardblättern die Millionenauflagen bescherten.
Ally nahm sich eine der farbigen Beilagen, wobei ihr Blick auch auf den Sunday Star fiel. Unter der gewaltigen Überschrift ›Allys und Matts Ehe ein Scherbenhaufen‹ starrte ihr das eigene Gesicht entgegen.
27. Kapitel
Ally spürte, wie ihr das Blut aus den Adern wich. Sie war davon ausgegangen, dass die Zeitungen schwerlich etwas drucken konnten, wenn sie keinen Kommentar abgab. Doch diese logische Konsequenz hatte sich als Irrtum erwiesen. Die Tatsache, dass Ally den Hörer aufgeknallt hatte, war von Gloria Mizzi sogar als nahezu schlüssiger Beweis für einen Nervenzusammenbruch zitiert worden.
Sie wollte die Zeitungsseite in Stücke reißen, war aber gleichzeitig hypnotisiert von dem Machwerk aus Anspielungen und Klatsch, das den Anspruch erhob, das Ende ihrer Beziehung zu schildern. Sie versuchte, die Demütigung außer acht zu lassen und den Artikel nur daraufhin zu lesen, wie stark es Janey und Jess verletzen würde, wenn eine ihrer Schulfreundinnen ihn las. Und dann kam sie zu dem vernichtenden Zitat von ›einer sehr engen Mitarbeiterin der Matt-Boyd-Show‹. Diese Kollegin war, so die Zeitung, nicht im mindesten über die Enthüllung überrascht. »Matt und Belinda turteln schon seit Monaten miteinander. Das weiß jeder. Es war nur noch eine Frage der Zeit.«
Ally nahm die Zeitung und schleuderte sie zur Bestürzung ihrer Mutter und der beiden Hunde quer durch den Raum. Sie hatte viel zuviel Mitleid mit Matt gehabt und alles auf ihren Erfolg geschoben. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was sie gerade gelesen hatte, dann hatte die Sache schon vor Wochen begonnen. Das musste selbst Janey einsehen. Ally dachte nicht mehr an die Demütigung und auch nicht daran, wie ihre Kinder reagieren würden. Sie spürte nur noch eine entsetzliche, erbitterte, vernichtende Wut.
Danny Wilde und sein Agent Jack Saltash wussten nicht, ob sie amüsiert oder eher beeindruckt sein sollten von der Art und Weise, wie Ritchie Page das geheime Treffen inszenierte, das er für den Sonntagmorgen arrangiert hatte. Mit seinem Privathubschrauber wurden sie in den Country Club von Loxley Green geflogen und durch einen Seiteneingang in ein Hinterzimmer geführt. Danny fragte sich, ob Page vielleicht für den Geheimdienst arbeitete.
»Guten Morgen, meine Herren.« Ritchie Page war das personifizierte Lächeln und trug exklusive Freizeitkleidung. Er sah darin völlig deplaziert aus, als fiele ihm Entspannung viel schwerer als Arbeit. »Haben Sie das schon gesehen?« Er reichte Danny eine Ausgabe des Sunday Star.
Danny überflog die Zeilen. Arme Ally. Sie hatte kein Wort von Matt und einer Affäre erwähnt. Vielleicht hatte sie es gar nicht gewusst. Wie furchtbar, auf so eine Weise dahinterzukommen!
»Sieh mal einer an«, bemerkte Jack Saltash. »Die perfekte Ehe bröckelt. Könnte sich das schlecht auf unser Geschäft auswirken?«
»Im Gegenteil.« Page lächelte. »Die Leute werden alle das Fernsehen anstellen, um zu sehen, wie die beiden die Sache nehmen.«
»Halten Sie die Geschichte für wahr?« Danny versuchte, seine Stimme möglichst neutral klingen zu lassen. »Immerhin ist es nur der Star. Sie könnten die Story erfunden haben.«
»Wie sagt man so schön? Ohne Feuer kein Rauch.« Page schaute äußerst zufrieden. »Er ist immer schon hinter Belinda Wyeth
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