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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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Sünderin.
    Jess, die sich in die Tiefen des gepolsterten Ohrensessels vergraben hatte, lauschte eifersüchtig auf die Schritte ihrer Mutter. Sie hatte gehofft, sie hätte den Anrufbeantworter ausgeschaltet, wäre lachend und witzelnd zu ihr ins Wohnzimmer zurückgekehrt und hätte den albernen Gedanken von der Affäre zwischen ihr und Danny Wilde zurückgewiesen.
    Als Janey jemanden die Treppe heraufkommen hörte, wusste sie, dass es nur ihre Mutter sein konnte. Sie schubste den Rucksack unter den Volant ihres Bettes.
    Es klopfte. Janey drehte die Musik leiser. Sie hatte sich jetzt, da ihr Entschluss feststand, in der Gewalt und fühlte sich stark. Zunächst hatte sie vorgehabt, gleich am nächsten Morgen zu verschwinden. Doch morgen war Samstag, und damit wäre es für ihre Eltern leichter, ihr zu folgen. Nein. Sie würde ein paar Tage warten. Nächste Woche. Wenn ihr Vater seine Sondersendung hatte. Ihre Prüfungen fingen nicht vor der darauffolgenden Woche an. Wenn sie sie überhaupt alle machte. Nächste Woche war genau richtig. Auf die Weise hätte sie gute Chancen, zu entkommen.
    »Janey!« Ihre Mutter bemühte sich, beruhigend und unvoreingenommen zu klingen. »Kann ich reinkommen?«
    Als Ally die Tür öffnete, war sie erstaunt, ihre Tochter gelassen auf der Bettdecke liegen zu sehen, vertieft in die Lektüre von Tess of the D‘Urbervilles.
    »Geht es dir gut, Liebling?« Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie in der letzten Zeit kaum mehr als fünf Minuten in der Woche mit Janey gesprochen hatte.
    »Ja, prima«, erwiderte Janey mit einem neutralen Lächeln, als ob es sich um eine dämliche Frage handele. Doch ein mühsames Lächeln war immer noch besser als gar keins. Ally überlegte, ob sie mit ihr über Danny reden sollte. Aber vielleicht war das nicht der richtige Moment. Sie waren beide überreizt. Sie beugte sich hinunter und küsste ihre Tochter auf die Stirn. »Ich wollte dich einfach nur wissen lassen, dass ich dich lieb habe.«
    »Hast du das, Mum?« Janey blickte für den Bruchteil einer Sekunde von ihrem Buch auf. »Das ist nett.«
    Ally setzte sich aufs Bett. Diese höfliche Zurückhaltung sah Janey ganz und gar nicht ähnlich. Janey war immer sehr emotional gewesen. Wenn sie ihr als Kind gesagt hatte, dass sie sie liebte, hatte sie immer gleich gefragt: Mehr als Jess? Diese coole, reservierte Person war Janey überhaupt nicht ähnlich.
    Es hatte keinen Sinn, weiter vorzudringen. Sie würde es morgen noch einmal versuchen. Sie musste beiden Mädchen wieder mehr Zeit in ihrem Leben einräumen. Was war der Erfolg wert, wenn er auf Kosten der Familie ging? Wenn man die Verbindung zu den Kindern verlor?
    Beruhigt durch ihre guten Absichten erhob Ally sich. Sie war todmüde und sehnte sich danach, endlich ins Bett zu kommen. Deshalb konnte ihr auch der Rucksack mit Janeys wertvollsten Habseligkeiten unter dem Bett nicht auffallen.
    Zu Allys ungeheurer Erleichterung verlief ihr Leben in den nächsten Tagen wieder relativ normal. Sie telefonierte häufig mit Mona und freute sich, dass es Joe von Tag zu Tag besser ging und er bald nach Hause entlassen würde. Sie wusste, dass beide Mädchen ihr übelnahmen, dass sie ihnen nichts von dem Schlaganfall erzählt hatte. Doch schienen sie zumindest Allys Erklärung zu akzeptieren, sie habe gedacht, die Kinder hätten schon ohne diese zusätzliche Sorge genug, womit sie fertigwerden mussten.
    Janey arbeitete ruhig ihren Prüfungsstoff durch, verhielt sich aber reserviert. Sie fragte Ally weder, ob sie Abends lange fortbleiben dürfe, noch lieh sie sich den Wagen aus. Sie benahm sich wie eine Musterschülerin. So würde sie die Noten schaffen, die sie für ihr Studium brauchte, das im Oktober begann.
    Auch Jess hatte erleichtert aufgeatmet, dass sie für ihren Wutanfall nicht büßen musste. Jetzt, wo sich ihr Leben langsam wieder normalisierte, wusste Ally, dass ihr noch eine Herausforderung bevorstand: Danny wegen seines Benehmens den Marsch zu blasen.
    »Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt.« Danny schickte sein gewinnendstes Lächeln durchs Telefon und wünschte sich, sie stünde neben ihm, so dass er sie höchstpersönlich von der Tiefe seiner Gefühle überzeugen könnte. Er war selbst überrascht. »Ich liebe dich wirklich.«
    Trotz allem musste Ally lächeln. Die Verwirrung in seiner Stimme war rührend und verräterisch zugleich. Danny war ganz offensichtlich nicht damit vertraut, jemand anderen mehr zu lieben als sich selbst. Und an dem Hauch von

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