Liebling, vergiss die Socken nicht
Champagnerkorken knallen und reichte jedem aus dem Team eine Plastiktasse. Matts Anruf hatte eindeutig gewirkt. Der Agent von Meredith Morgan hatte ihnen gerade beleidigt ein Fax geschickt, in dem er die Reisevereinbarung bestätigte. Miss Morgan erwartete, in einer Suite des neuen und sündhaft teuren Lanesborough Hotel an Hyde Park Corner untergebracht zu werden. Ritchie Page konnte sich das leisten.
Matt hatte erzählt, dass Meredith Morgan bei ihrem letzten Auftritt in einer Unterhaltungsshow eine Gucci-Handtasche auf den Zimmerservice hatte setzen lassen. Deshalb zur Rede gestellt, hatte sie bissig erwidert, dass Männer ja auch Nutten unter Zimmerservice abbuchten, sie persönlich allerdings mehr Wert auf Niveau lege.
Auch die Daily News hatte schon Wind von Merediths Auftritt bekommen und plante einen Aufmacher über die gesamte mittlere Doppelseite. Alles lief phantastisch. Die Matt-Boyd-Show würde wieder zu den Einschaltquoten zurückkehren, die sie verdiente. Und dann wollten sie mal sehen, ob Ritchie Page sie danach noch fallenlassen konnte.
Belinda schloss die Tür zu ihrem Büro und überlegte, wann Matt wieder zurücksein mochte. Obwohl er erst eine Nacht fort war, vermisste sie ihn wahnsinnig. Und was für ein hervorragender Moderator und Talkmaster Matt war, wurde erst offensichtlich, wenn jemand anderer für ihn einsprang. Der Ersatzmann, den sie besorgt hatte, war kompetent und zuverlässig, doch er machte den Unterschied zwischen Können und Charisma augenfällig. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals besaß Matt beides.
Heute Abend würden sie essen gehen, und sie würde ihm alles über die Show erzählen. Und anschließend würden sie rasch zu ihr fahren und früh ins Bett gehen.
Belinda lächelte.
»Dad!« Jess schlang ihre Arme um Matts Hals und drückte ihn fast zu Tode. »Es ist Dad, Janey!«
Mit dem noch freien Arm drückte er seine älteste Tochter an sich. Matt schloss die Augen. Plötzlich war wieder diese unglaublich starke Liebe da, die er empfunden hatte, wenn die beiden Mädchen, als sie noch klein waren, sich bei seiner Heimkehr von der Arbeit in seine Arme warfen.
Fast eine Minute lang standen sie so aneinandergepresst da, bis sich Jess als erste löste und ihn nach drinnen zog.
»Warum hast du denn geklingelt?« fragte sie. »Es ist doch dein Haus.«
Er gab keine Antwort, sondern blickte sich um. »Wo ist Ally?«
»In Bristol.«
»Von da komme ich doch gerade.« Er versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. Vielleicht hatte sie auch seinen Vater besuchen wollen. Das passte zu ihr. »Was macht sie dort?«
»Das hat sie nicht gesagt. Nur, dass sie später zurückkommt. Geht‘s Opa wieder gut?« Wie ein Keulenschlag traf Janey die Erkenntnis, dass ihre Mutter ihr nicht einmal anvertraut hatte, was sie vorhatte. Sie behandelte sie wie ein Kind oder eine unmögliche Heranwachsende.
»Ja. Es geht ihm eindeutig besser.«
»Was ist mit Opa?« fragte Jess verwirrt. Sie hörte zum erstenmal davon, dass etwas passiert war.
»Er hatte einen leichten Schlaganfall.«
»Mum hat kein Wort davon gesagt.«
»Nein«, sagte Janey gehässig. »Vielleicht ist sie ja gar nicht nach Bristol gefahren, sondern zu ihrem Lover.«
Matt war von der Bitterkeit in Janeys Stimme erschreckt. Er spürte einen heftigen Schmerz und dann das dumpfere Gefühl der Enttäuschung. »Was hat das mit dem Lover auf sich?«
»Also wirklich, Dad.« Jess signalisierte Janey wie wild, die Klappe zu halten, ehe es zu spät war. Doch Janey, die sich durch ihre Mutter verletzt fühlte, wollte jetzt selbst jemandem wehtun. »Du kannst doch nicht der letzte sein, der von Mum und ihrem jungen Liebhaber erfährt.«
Tief deprimiert stellte Matt seinen Wagen in der Tiefgarage von Century Television ab. Janey hatte ihm endgültig die Illusion geraubt, an die ein Teil von ihm bis dahin immer noch geglaubt hatte : dass er mit seiner Vermutung über Ally und Danny Wilde falsch lag. Immerhin wussten die Menschen in dieser boshaften, geschwätzigen Medienwelt schon, dass man eine Affäre hatte, noch ehe man überhaupt die Unterhose wieder anhatte. Doch er hatte nicht einen einzigen Ton über eine Verbindung zwischen Ally und Danny Wilde gehört. Aber wahrscheinlich war er völlig blind. Er war so dumm gewesen, an eine Versöhnung zu denken. Nur die Angst, dass sein Vater starb, hatte ihn zu derart wirklichkeitsfremden Gedanken verleiten können.
Als er die Büros seines Teams betrat, heiterte sich die
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