Liebling, vergiss die Socken nicht
Atmosphäre dort sichtbar auf. Es war, als wenn die Sonne aufging. Jeder eilte auf ihn zu, um ihm die frohe Botschaft über Stars, Publikum und Pläne für die Sondersendung zu verkünden.
Von der Tür ihres Büros aus beobachtete Belinda die Szene. Sie musste lächeln, als sie sah, wie alle um seine Anerkennung eiferten und auf ein Wort der Ermunterung hofften. Sie benahmen sich fast wie Kinder, die ihren heimkehrenden Vater begrüßen, und während sie auf ihn zuging, war ihr klar, dass sie sich ebensosehr nach seiner Anerkennung sehnte wie alle anderen.
»Du Vollidiot!« Jess schleuderte die Zeitschrift, in der sie gelesen hatte, auf den Boden und ließ ihren Gefühlen, die sie so sorgfältig verborgen hatte, seit Matt die Familie verlassen hatte, freien Lauf. »Begreifst du nicht, was du angerichtet hast? Du hast alles vermasselt! Er wollte zurückkommen. Ich hab‘s genau gemerkt. Bis du von Danny Wilde angefangen hast. Du bist schuld! Wenn du nicht dazwischengefunkt hättest, wären sie wahrscheinlich wieder zusammengekommen. Du hast alles kaputtgemacht!« Die ruhige, gleichmütige Jess warf sich aufs Sofa und weinte los.
Das war zuviel für Janey. Seit Jahren hatte sie Jess nicht mehr weinen gesehen. »Warum ist immer alles mein Fehler?« Sie stürmte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
War ihr Vater wirklich ihretwegen gegangen? Von plötzlichen Zweifeln überwältigt, warf sie sich aufs Bett. Sie vermisste ihn so sehr, vielleicht sogar stärker als ihre Mutter. Verzweifelt wünschte sie sich, dass er zurückkam.
Der Schmerz, der Kummer und der furchtbare Verdacht, dass Jess recht haben könnte, brachen plötzlich in einem erschütternden Schluchzen aus ihr heraus, bis ihre Kehle rauh und geschwollen war und ihre Augen brannten.
Sie überlegte, ob sie zu ihrem Vater gehen und versuchen sollte, ihn zu überreden, seine Absicht zu ändern. Doch vielleicht schickte er sie einfach fort. Plötzlich fiel ihr jemand ein, zu dem sie gehen konnte. Jemand, der sie wirklich liebte.
Sie sprang von ihrem Bett herunter und drehte die Stereoanlage voll auf, bis der Lärm all ihre Gedanken und auch den Schmerz auslöschte. Dann nahm sie ihren Rucksack aus dem Kleiderschrank und fing an, ihre Klamotten hineinzupacken.
Ally war hundemüde, als sie gegen Mitternacht von ihrer Fahrt nach Bristol heimkam. Nach Joes Andeutungen hatte sie fest mit Matts Wagen in der Einfahrt gerechnet. Was sie statt dessen erwartete, war eine in Tränen aufgelöste Jess, die zusammengesunken vor dem Fernseher kauerte.
»Um Himmels willen, was ist denn passiert?«
»Es ist wegen Janey.« Jess arbeitete sich aus einem Berg von Kissen heraus. »Sie hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen.«
»Warum? Hat sie sich mit Adam gestritten?«
»Nein, mit mir.«
Ally fühlte sich erleichtert. Solange es nur zwischen Jess und Janey war, konnte es nichts Ernsthaftes sein.
»Und um was ging es? Du hast dir doch wohl nicht wieder ihre 501 ausgeliehen?«
Jess wurde still. »Eigentlich war es wegen Dad. Er ist vorbeigekommen, und Janey hat ihm von dir und Danny Wilde erzählt. Deshalb habe ich mich mit ihr angelegt.«
Ally erstarrte. »Was meinst du damit, sie hat ihm von Danny Wilde und mir erzählt?« Ally versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. »Was gibt es da zu erzählen?«
»O Mum, nun halt aber mal die Luft an.« Jess zuckte mit den Schultern und stellte das Fernsehen lauter. »Du gehst dir besser mal den Anrufbeantworter anhören.«
Ally schritt so normal wie möglich in die Diele, wenngleich ihr Herz wie wild klopfte. Auf dem Band waren drei Anrufe. Der erste war von ihrer Mutter, und bis zum dritten kam sie erst gar nicht. Der zweite war, wie Jess gesagt hatte, von Danny Wilde. Ungläubig vernahm sie die kurze Nachricht und fragte sich, ob diese Worte wirklich eine Geste waren, ihr seine Liebe zu zeigen, oder eher etwas viel Vernichtenderes.
Sie musste an Janey denken, die sich oben in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte. Arme Janey, jetzt lag sie da und machte sich Vorwürfe, dass ausgerechnet sie das vermasselt hatte. Allys Körper schrie förmlich nach Schlaf, um dem Gefühlschaos, das sie umgab, zu entfliehen, doch sie wusste, dass sie versuchten musste, zu Janey vorzudringen. Die Feindseligkeit zwischen ihnen war ihr unerträglich. Ally machte auf dem Absatz kehrt und rannte nach oben. Dabei war sie sich darüber im klaren, dass, was immer sie auch tat, vor Janeys Augen keine Gnade finden würde. Sie war eine
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