Liebling, vergiss die Socken nicht
Unsicherheit, der in seinen Worten mitschwang, konnte Ally erkennen, dass Danny sich nicht ganz sicher war, ob ihm dieses Gefühl tatsächlich behagte.
Trotzdem, schalt sie sich streng, hatte ihn seine Liebe zu ihr nicht davon abgehalten, etwas zu tun, das ihrem Glück schaden konnte. Liebe konnte so zerstörerisch sein wie Sprengstoff. Das war etwas, was Danny nicht ganz verstand.
»Ich bin froh, dass du mich liebst.« Sie machte eine Pause. War sie es wirklich? Würde es ihr Leben nicht zehnmal komplizierter machen, als es ohnehin schon war? »Aber du hättest diese Nachricht nicht hinterlassen dürfen. Meine Töchter haben sie abgehört, und eine hat sie an Matt weitergegeben.«
Danny blieb stumm.
»Danny, du kannst dich einfach nicht so benehmen. Janey war total aufgelöst.« Sie hielt kurz inne. »Und ich kann dich weiterhin nicht treffen. Es war also alles für die Katz.«
»Ally, bitte.« Schmerz sprach aus seiner Stimme. Wie ein Kind, dem man sein Spielzeug wegnimmt , sagte sie sich, und in fünf Minuten ist alles wieder gut. Sie dachte gar nicht daran, dieses Spielchen mitzumachen. »Lass uns so nicht auseinandergehen. Lass mich dich wenigstens noch einmal sehen.«
»Danny, es ist doch nicht für immer. Wir reden von ein paar Wochen.« Sie wusste, sie sollte ablehnen. Es wäre sicherer. Aber sie fühlte sich so einsam, und sie war es müde, immer die Starke spielen zu müssen. Sie wollte einfach nur festgehalten werden, von jemandem, der sie wunderbar fand. Und Danny Wilde war so ein Jemand.
»In Ordnung.« Sie fühlte sich jämmerlich und schwach. »Ein allerletztes Mal.«
»Großartig!« Dannys Stimme überschlug sich vor Begeisterung. »Dieses Wochenende?«
»Nein. Ich kann die Mädchen nicht allein lassen.«
»Montag?«
Sie musste über seinen Eifer lächeln. »Dienstag.«
»Also Dienstag. Du wirst es nicht bereuen.«
Wirklich nicht? dachte Ally, als sie den Hörer zurück auf die Gabel legte. Ihr schwante nichts Gutes.
»Also, Jan Darling, was gibt‘s Neues an Klatsch und Tratsch aus dem Showgeschäft? Wer bumst mit wem?« Maggy Mann saß im Büro ihrer Agentin, lehnte sich behaglich in das rote Plüschsofa zurück und gab sich dem Genuss hin, von einer der gehässigsten Unterhändlerinnen Londons vertreten zu werden.
Jan Green war um die Fünfzig, blond und überspannt. Wenn nötig, konnte sie sich mädchenhaft geben, doch nur um ihre knallharte Intelligenz und Durchsetzungskraft zu vertuschen. Zu dieser Tarnung gehörte auch eine zentimeterdicke Schicht von Make-up und Wimperntusche, eine Dosis Wasserstoffoxyd und ein auffälliges Dekollete, das einen gewaltigen Busen präsentierte. Dies hatte sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen, besaß Jan doch inzwischen eine Villa in Marbella, einen weißen Mercedes und einige sehr berühmte Klienten. Im vergangenen Jahr hatte sie sich mit Jack Saltash zusammengetan, der sogar noch mehr Stars vertrat als sie. Schon der bloße Name ihrer gemeinsamen Agentur erschütterte die Gemüter der Kostenplaner und veranlasste die Produzenten dazu, gleich eine Null mehr in den Finanzplan zu schreiben.
»Also, dass Sonia Shaw mit Tim Winterson schläft, weißt du.« Jans Lachen hallte laut durchs Büro, als sie die Namen der führenden Nachrichtensprecherin und des Unterhaltungsleiters einer der größten Fernsehanstalten nannte. Indiskretionen über Sonia konnte sie sich erlauben. Denn Sonia war Jacks Kundin, und nicht ihre. »Dann wollte Sonia, dass Tim alle ihre Verträge überprüft, bevor sie sie unterzeichnet.« Jan verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern. »Da hat Jack zu ihr gesagt: ›Schau Liebling, du willst ihn als Lover, schön, aber ich bin dein Agent, kapiert?‹«
Beide lachten.
»Kaffee, Darling?« Jans Sekretärin hatte gerade den Kopf zur Tür reingesteckt, um ihre Wünsche entgegenzunehmen.
»Gerne. Ohne Milch und Zucker.«
Jan musterte sie scharf. »Als ich dich letzte Woche in Hello gesehen habe, da hat mir dein Doppelkinn ein bisschen zu tief gehangen.« Sie ignorierte Maggys finstere Miene. Klienten mussten sich solche Beobachtungen sagen lassen, besonders, wenn sie über vierzig waren. Es war ein junges Geschäft. »Du musst mal diese Übungen machen. Eurythmics? Nein, das ist die Popgruppe. Cindy macht sie.« Sie ließ den Namen einer blonden Kundin fallen, die zwanzig Jahre jünger aussah, als sie verdiente. »Es sei denn, man steht auf oralen Sex. Soll sehr gut für den Kiefer sein, hab‘ ich mir sagen lassen.«
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