Liebling, vergiss die Socken nicht
Seit drei Wochen sauste sie nun schon Morgen für Morgen hinunter, wenn die Post eintraf, und nichts war gekommen. Nicht einmal ein Ablehnungsschreiben oder eine Eingangsbestätigung. Wie konnte sie auch auf die Idee verfallen, ausgerechnet während der schlimmsten Rezession seit fünfzig Jahren einen Job zu suchen.
Sie schüttelte diese schwarzmalenden Gedanken ab, räumte die Spülmaschine ein und griff nach ihrem Schreibblock, um noch ein paar Bewerbungen zu verfassen.
Matt war gerade auf dem Weg zu Bernie, um ihn wenigstens zu ein paar Veränderungen zu bewegen, als Belinda hinter der Tür des Kopierraums auftauchte und ihn hineinwinkte. Sie hielt einen Aktendeckel an die Brust gepresst und sah sich nervös um. Als Matt im Raum war, schloss sie die Tür hinter ihm.
»Was hecken wir denn aus?« Matt fühlte sich bei solchen Aktionen immer unwohl. »Die Oktoberrevolution?«
Belindas Anspannung ließ ein wenig nach. »Diese verdammten Großraumbüros! Nirgends ist man ungestört. Die meisten weichen aufs Damenklo aus, aber dorthin kann ich dich ja kaum schleppen, oder? Ich habe ein bisschen über deine Idee nachgedacht, das Konzept aufzupeppen. So kann man mehr Pfiff in die Show bringen.« Sie drückte ihm ein Blatt Papier in die Hand. Darauf waren einige von Grund auf neue Ideen angeführt, und Matt sah sofort, dass sie gut waren, dass Belinda seine Unzufriedenheit begriffen hatte und nun auf seine Stärken einging.
»Hör mal, Matt, ich weiß, dass du mit Bernie Long befreundet bist und ihr schon seit Jahren zusammenarbeitet, aber er ist einfach nicht mehr auf dem laufenden.« Belinda senkte die Stimme ein wenig. »Er wird niemals irgendeinen von diesen Vorschlägen absegnen. ich finde, wir sollten ihn aus dem Spiel lassen und uns direkt an Stephen wenden.«
Matt gab ihr das Blatt zurück. »Da sind ein paar phantastische Ideen dabei. Aber ich bin nicht bereit, Bernie zu hintergehen. Ich möchte lieber versuchen, ihn auf unsere Seite zu ziehen. Ich weiß, dass du ihn für eine Null hältst, aber er hat den besten Riecher in der ganzen Branche.«
»Okay.« Belinda wusste, dass sie keine Wahl hatte. Sie brauchte Matts Unterstützung. »Aber du solltest bald damit anfangen. Damit uns nicht die Puste ausgeht.« Sie schaute noch einmal auf das Blatt in ihrer Hand. Ihren ganzen Nachtschlaf hatte sie dafür geopfert. »Möchtest du eine Kopie?«
Als sie sich hinüberbeugte, um das Blatt in den Kopierer zu legen, hielt sie einen Moment inne und berührte ihn leicht am Arm. »Wir verstehen uns, Matt. Wir denken gleich. Wir könnten die Show zur aufregendsten Fernsehsendung überhaupt machen.«
Matt erwiderte ihren Blick für einen Moment. Sie steckte so voller Überzeugung und Gewissheit. Er war nicht an Frauen gewöhnt, die wie sie wussten, was sie wollten und es auch einforderten. Doch er bewunderte sie dafür.
Sie stand nun so dicht neben ihm, dass er beinahe die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Beim Einatmen nahm er den Moschusduft ihres Parfüms wahr.
»Ja«, sagte er leise. »Ja, ich weiß.«
»Gut.« Belindas breiter Mund verzog sich langsam zu einem Lächeln und bildete dabei einen sinnlichen, nach oben geschwungenen Bogen. »Dann sind wir uns ja einig.« Sie wandte sich ab, auf einmal wieder dynamisch und geschäftig, und öffnete die Tür.
»Belinda?« Matt erwischte sie gerade noch.
»Ja, Matt?«
»Willst du nicht lieber deine Kopie mitnehmen?« Seine Augen funkelten spöttisch. »Man weiß nie, wer das sonst noch alles lesen könnte.«
Verwirrt drehte Belinda sich um. Sie war entsetzt darüber, dass sie ein so geheimes Dokument beinahe an einem Ort liegengelassen hätte, wo es jedem in die Hände fallen konnte. Widerstrebend begann sie zu lächeln. Ihr war klar, dass Matt ganz unbemerkt die Kontrolle über die Situation zurückgewonnen hatte. Und das war etwas, das sie nicht gewohnt war.
»Ich habe ein Vorstellungsgespräch!« Ally tanzte quer durch die Küche und schwenkte Matt und den Mädchen den Brief entgegen. »Endlich habe ich ein Vorstellungsgespräch!«
»Sagenhaft.« Matt schnappte sich den Brief, um ihn in Augenschein zu nehmen. »Und wofür?«
»Werbeleiterin bei English Inheritance.«
Jess lugte ihrer Mutter über die Schulter. »Ist das nicht der Verein, der die Herrenhäuser und so was verwaltet? Mensch, Janey, da könntest du deinen achtzehnten Geburtstag auf einem Schloss feiern!«
»Jetzt mal halblang.« Ally fuhr Jess liebevoll durchs Haar. »Es ist ja nur ein
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