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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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elf Uhr. Sie versuchte, die Ruhe zu bewahren, legte Karotten, Lauch und Spinat für die Terrine bereit und suchte nach der Gelatine. In diesem Moment erschien Susie mit einer Glückwunschkarte und einem Blumenstrauß. Sie erklärte taktvoll, nur fünf Minuten bleiben zu wollen und verabschiedete sich dann nach einer Stunde. Typisch Susie. Nun musste sie fast schon aufbrechen.
    Ally redete sich ein, dass hinterher noch genug Zeit zum Kochen sein würde, und ging nach oben, um sich umzuziehen. Als das Taxi kam, das sie zum Bahnhof bringen sollte, stand sie fertig in der Vorhalle, konservativ - allerdings nicht zu konservativ - gekleidet und froh, dass ihr so wenigstens keine Zeit für eine Panikattacke geblieben war.
    Von der Waterloo Station war es nur ein kurzes Stück mit der U-Bahn zur Savile Row, wo English Inheritance seine Büros hatte. Die letzten zehn Minuten verbrachte sie damit, auf und ab zu gehen und die Schneiderläden zu bewundern. Wenn man die Innenlängen von Prinz Charles‘ Beinen wissen wollte, konnte man sie sicher in einem dieser Etablissements erfahren.
    Und dann war es Zeit, hineinzugehen.
    »Und wie ist sie so?« Patsy Cartwright, Stephens ultra-direkte amerikanische Ehefrau, blickte über ihre Speisekarte. Sie saßen im Le Caprice, gleich um die Ecke von dem Büro, in dem Ally ihr Gespräch hatte. Patsy war zum Einkaufen in die Stadt gekommen und hatte Stephen bestürmt, sie zum Essen auszuführen. »Auf den Parties habe ich sie immer nur angelächelt, aber nie richtig mit ihr geplaudert.«
    »Wer?«
    »Allegra Boyd. Unsere Gastgeberin heute Abend.«
    »Recht charmant.« Stephen schenkte sich noch ein Glas Perrier ein. »Kein streitsüchtiger Typ.«
    Patsy grinste. »Nicht so wie ich, meinst du?«
    »Nicht so wie du«, stimmte Stephen mit einem Lachen zu. Patsy verabscheute Geschäftsessen; es war ihr zuwider, ständig höflich zu sein und das Richtige sagen zu müssen. Und am verhasstesten war ihr die Unterstellung, dass sie, nur weil sie zu Hause war, rein gar nichts zu einem Gespräch beitragen konnte.
    »Klingt ja nach einem aufregenden Abend.«
    »Ach, komm schon. Matt ist sehr unterhaltsam. Die Hälfte aller Frauen in England würde begeistert mit dir tauschen.«
    »Ja«, meinte Patsy und entschied sich für Seeteufel im Teigmantel mit Safransauce, »aber ich gehöre zur anderen Hälfte.«
    »Wart‘s ab. Du wirst ihm zu Füßen liegen. Er hat eine ganz unglaubliche Wirkung auf Frauen.«
    »Ein richtig altmodischer Chauvi, meinst du? Dann habe ich meine Zweifel«, entgegnete Patsy scharf und nahm einen Schluck von ihrem gekühlten Chardonnay. »Männer mit einer ganz unglaublichen Wirkung auf Frauen sind mir zuwider.«
    »Deshalb liebst du ja auch mich.«
    »Na, na.« Sie stellte ihr Glas ab und warf ihm einen Kuss zu. »Nicht anbiedern!«
    Ally war überrascht und erfreut darüber, wie gut das Gespräch zu laufen schien. Ihr Gegenüber war ein charmanter junger Mann, der überhaupt nicht bedrohlich wirkte. Sie hatten über ihr Interesse an Architektur und Denkmalschutz (darüber hatte Janey ihr einen Vortrag gehalten) gesprochen und darüber, was sie vorschlagen würde, um English Inheritance im In- und Ausland bekannt zu machen. Zweimal hatte Ally der Versuchung widerstanden, auf die Uhr zu sehen, aber als sie es dann doch tat, wobei sie vorgab, etwas in ihrer Tasche zu suchen, sah sie, dass sie schon anderthalb Stunden da war.
    Bildete sie sich das nur ein, oder schien ihr Gesprächspartner wirklich von ihr beeindruckt zu sein? Als er schließlich aufstand und sie dachte, damit wäre das Gespräch beendet, überraschte er sie mit dem Vorschlag, gemeinsam kurz in eine Ausstellung zu schauen, die English Inheritance in der Royal Academy hatte.
    Bis sie endlich gehen konnte, war es nach halb fünf. Während des ganzen Heimwegs kämpfte sie gegen den immer verlockender werdenden Wunschtraum an, dass sie den Job tatsächlich bekäme. Als sie aus dem Zug stieg, wünschte sie, Stephen und Patsy würden doch an einem anderen Abend kommen. Sie fühlte sich dem Kampf mit einer komplizierten Gemüseterrine in keiner Weise gewachsen. Viel lieber würde sie Susie anrufen und sich mit ihr einen schnellen Drink genehmigen. Sie ging in eine Telefonzelle und verabredete sich mit ihr. Dann stürzte sie in die Lebensmittelabteilung bei Marks & Spencer. Dort prangte tatsächlich eine dreifarbige Gemüseterrine im Regal, zu der auch noch ein Bund orangefarbene und gelbe Kapuzinerkresseblüten zum

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