Liebling, vergiss die Socken nicht
Garnieren und ein Beutel frische Tomatensauce gehörten. Gelobt sei der Erfinder der Fertigkost, Schutzpatron aller arbeitenden Frauen! Vielleicht war sie ja auch bald eine von ihnen.
Sowie Ally das Haus betreten hatte, nahm sie die Crème brûlée aus dem Gefrierfach und schaltete den Herd an. Dann öffnete sie eine Flasche Weißwein und schenkte sich ein Glas ein. Sie hatte bereits mit Susie eine halbe Flasche getrunken, aber was scherte es sie? Sie fühlte sich gut. Beim Auspacken der Einkaufstüten warf sie einen Blick auf die Küchenuhr. Die Zeit reichte nicht mehr für ein Bad. Aber sie hatte ihre Einsatzbesprechung genossen, und Susie schien die Anzeichen für vielversprechend zu halten.
Ally hatte gerade die letzte Tüte ausgepackt, als sie hörte, wie Matt die Haustür aufsperrte. Er stellte seinen Aktenkoffer ab, kam in die Küche und gab ihr einen Begrüßungskuss. »Was ist denn das? Glaubst du nicht, dass sie beleidigt sein werden, wenn sie fertiggekaufte Speisen vorgesetzt bekommen?«
»Liebling!« Ally war empört. »Für Marks & Spencer gilt das nicht. Das machen alle.« Sie fühlte Ärger in sich hochsteigen und nahm einen großen Schluck Wein. »Ich hatte heute ein bisschen viel um die Ohren, weißt du?«
Plötzlich ging ihm der tiefere Sinn ihrer Bemerkung auf. »Ally. Mein Gott! Entschuldige bitte, Liebes. Wie war es denn?«
»Offen gestanden«, Ally reckte das Kinn in die Höhe und schenkte sich Wein nach, »lief es ziemlich gut. Und jetzt mach dich um Himmels willen nützlich! Sie werden in einer halben Stunde hier sein.«
»Erzähl mir bloß nicht, dass du die verdammte Adresse vergessen hast!« Stephen bellte Patsy wütend an und warf einen Blick auf die Karte, während er das Auto aus dem fließenden Verkehr heraus auf den Grünstreifen lenkte. Sie würden zu spät kommen, verdammt noch mal!
»Ich habe die Adresse vergessen?« Patsy starrte ihren Mann ungläubig an. »Er ist doch dein Kollege, nicht meiner. Wieso soll ich seine Adresse haben?«
»Oh, hervorragend!« Stephen war spät aus der Arbeit gekommen, weil er die Zeit nachholen musste, die ihn das Mittagessen mit Patsy gekostet hatte, und das hatte er nun davon. »Und sie stehen auch garantiert nicht in diesem verfluchten Telefonbuch! Was machen wir denn jetzt?«
»Ich weiß nicht. Du brauchst mich gar nicht anzuschreien. Ich bin nicht deine Sekretärin.«
»Nein«, pflichtete Stephen ihr bei. »Meine Sekretärin hätte die verdammte Adresse gehabt. Sie ist schließlich tüchtig. Und überhaupt will ich jemanden anschreien.«
»Schau mal, Stephen, du hast jetzt schlechte Laune, weil du lieber den Krimi im Fernsehen angeschaut hättest und weil du weißt, dass Matt Boyd irgend etwas von dir will. Du bist wohl noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich heute Abend auch gern zu Hause geblieben wäre? Da ist übrigens eine Telefonzelle. Jetzt ruf in Gottes Namen deine elende Sekretärin an! Wenn sie so verdammt tüchtig ist, dann wird sie ja Matts Adresse haben.«
Stephen hielt an und ging auf die Telefonzelle zu.
Eine halbe Minute später war er wieder da. »Hast du Kleingeld?«
Patsy rollte mit den Augen und wühlte in ihrer Tasche. Sie waren schon fast eine halbe Stunde zu spät dran. Fünf Minuten später stieg Stephen wieder ein und ließ den Motor an.
»Und? Hatte sie die Adresse?«
»Nein.« Stephen wechselte knirschend die Gänge. »Aber sie meinte, ich solle den Sicherheitsdienst von Century anrufen. Die hatten sie auch tatsächlich, aber sie wollten sie mir nicht geben. Ich musste erst einen Haufen alberner Fragen beantworten.«
»Ich bin sicher, Matt würde das begrüßen, auch wenn du es nicht gut findest. Wie weit ist es denn?«
»Etwa anderthalb Kilometer diese Straße entlang. Du hast vermutlich nicht an den Wein gedacht, oder?«
»Mein lieber Stephen, zum Abendessen bei einem Mann, der eine halbe Million im Jahr verdient, bringt man keinen Fusel mit. Ich habe einen Blumenstrauß für Allegra besorgt.«
Stephen bog schweigend und mit zusammengepressten Lippen in Matts Einfahrt ein. Patsy konnte wirklich eine erlesene Giftschleuder sein, wenn sie es darauf anlegte. Es würde ein herrlicher Abend werden.
6. Kapitel
Ally wusste in dem Moment, als sie die Haustür öffnete, dass Patsy und Stephen sich gerade gestritten hatten. Sie strahlten eine gewisse Steifheit aus und sahen einander nicht an. Und als Stephen Patsy am Ellbogen berührte, um sie ins Haus zu geleiten, wich sie kaum merklich zurück.
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