Liebling, vergiss die Socken nicht
Ally musste an die unzähligen Male denken, wo sie und Matt sich gestritten hatten. Sie erinnerte sich, dass sie einmal bei einer Essenseinladung gewesen waren, bei der jedes Paar am Tisch sich gerade verkracht hatte.
Der Grund war praktisch immer der gleiche. Ob sie nun zu spät aufgebrochen waren, sich verfahren oder die Adresse vergessen hatten - irgendwie war immer alles die Schuld der Frau. Wie in allen anderen Lebenslagen auch. Allys Erfahrung nach besaßen Männer die unerschütterliche Fähigkeit, die Schuld auf jemand anders zu schieben, und zwar meist auf ihre Frauen.
»Stephen, Patsy. Schön, Sie zu sehen.« Matt führte sie herein. »Meine Frau Allegra kennen Sie ja.«
Ally nahm ihnen die Mäntel ab und hängte sie an die Garderobe.
»Tut uns leid, dass wir zu spät kommen«, entschuldigte sich Stephen. »Wir...«
»Ich weiß.« Ally war klar, dass sie das nicht sagen sollte, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. »Sie haben sich unterwegs gestritten. Hatten Sie die Adresse vergessen?«
Patsy und Stephen warfen sich einen kurzen Blick zu. »Woher wissen Sie das?«
»Das passiert uns immer wieder, nicht wahr, Matt? Einmal haben wir ein Paar zum Essen eingeladen, das nicht weiter als bis zur Tiefgarage unter ihrem Haus gekommen ist. Sie hat ihn kritisiert, weil er beinahe an eine Säule gefahren wäre, und das war‘s dann.«
»Wenigstens haben wir es bis hierher geschafft.« Patsy kicherte und streckte Stephen die Hand hin. Nach kurzem Zögern nahm er sie und gab ihr einen Handkuss.
»Kommen Sie.« Ally wies ihnen den Weg zum Wohnzimmer.
»Setzen wir uns und trinken etwas.«
Im Wohnzimmer holte Ally eine Flasche Champagner aus dem Sektkühler.
Patsy hielt ihr ein Glas hin. »Gibt es etwas zu feiern?«
»Ich hatte heute ein Vorstellungsgespräch.«
»Und haben Sie den Job bekommen?«
»Das weiß der Himmel!« Ally lachte und füllte die restlichen drei Gläser. »Ich feiere nur, dass ich mich überhaupt getraut habe.« Patsy schien überrascht zu sein. »Nun, dann auf Ihr Wohl.« Ally hob ihr Glas. »Auf mich. Die neue selbstsichere Allegra. Falls sie von Bestand ist.«
Matt sah sie verblüfft an. Er wusste nicht, was heute Abend in Ally gefahren war. Sie war wie ausgewechselt. Kokett und kühn. Nicht, dass ihn das störte, es war nur einfach nicht mehr seine gewohnte Ehefrau Ally.
Ally stand auf und ging in die Küche. Patsy folgte ihr. »Kann ich etwas helfen?« Sie betrachtete die Terrine, die mit der roten Sauce und den gelben Blüten wunderschön angerichtet war. »Faszinierend! Sie müssen Stunden dafür gebraucht haben.«
In Ally regte sich ein leises Schuldgefühl. »Ehrlich gesagt habe ich das Ganze bei Marks & Spencer erstanden. Einschließlich der Kresseblüten!«
Patsy brach in Gelächter aus. »Das ist ja toll! Ich hasse Kochen! Das beeindruckt mich viel mehr, als wenn Sie stundenlang am heimischen Herd geschuftet hätten.«
Sie lächelten sich verschwörerisch zu, und als Ally hinausging, um Matt und Stephen zu sagen, dass das Essen fertig sei, stellte Patsy fest, dass sie Allegra Boyd wesentlich sympathischer fand, als sie erwartet hatte.
Das Essen verlief reibungslos und heiter. Ally führte zum erstenmal ein längeres Gespräch mit Stephen und war erstaunt, wie menschlich er war. Hinter dem harten Manager fand sich sogar eine Spur Verletzlichkeit. Als sie fertig waren, war es bereits zehn Uhr, und Ally schlug vor, den Kaffee im Garten zu trinken.
Matt spazierte mit Stephen davon, um ihm den Garten zu zeigen, während Patsy und Ally unter einem riesigen Jasminbusch Platz nahmen.
»Ich wusste gar nicht, dass Matt gärtnert.«
»Tut er auch nicht.« Ally reichte ihr einen Cognac. »Er möchte Stephen nur dazu überreden, ihm mehr Bildschirmpräsenz zu verschaffen und mehr Trailer für die Show zu senden.«
»Aha.« Patsy nickte. »Stephen hat sich schon so etwas gedacht. Männer sind merkwürdige Wesen. Diese ganzen Machtspielchen. Warum fragen sie nicht frei heraus?«
»Dann würden sie ja eine Schwäche eingestehen.«
»Oh, genau. Das kann man natürlich nicht durchgehen lassen.« Patsy streckte sich und sah nach den Sternen. »Was für eine unglaubliche Nacht. Tja, Mrs. Boyd, Ihr Leben scheint geregelt. Schönes Haus, nette Kinder, berühmter Ehemann. Sie sind bestimmt auf Rosen gebettet.«
Ally lachte. Manche Leute wären sicher schockiert von Patsys Art gewesen, aber ihr gefiel sie.
»Und wie! Nur, dass Matt die meiste Zeit vergisst, dass es mich gibt. Und
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