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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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ihren Job. Schließlich musste sie drei Kinder ernähren. Zum erstenmal hatte Ally das Gefühl, sie könnte Maggys stachligen Panzer durchbrechen. Doch in diesem Moment ging die Tür auf, und Bernie Long marschierte herein.
    »Morgen allerseits.« Bernie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an die Stirnseite des Tisches. »Okay, sollen wir gleich anfangen? Am besten, ich erzähle euch zuerst, was ich von der Show halte und was ich für Verbesserungsvorschläge habe, und danach könnt ihr mir sagen, wie mies sie sind. In Ordnung?«
    Ein oder zwei Leute lächelten matt.
    »Um es kurz zu machen - ich finde die Show absolut grauenhaft.«
    »Danke für die Blumen«, murmelte Brian, der Regisseur, vor sich hin.
    »Ich glaube nicht, dass es viel Sinn hat, um den heißen Brei herumzureden. Die Dekoration ist das reinste Gruselkabinett, die Graphiken sehen aus wie aus der Kinderstunde und die Moderatorinnen behandeln einander, als hätten sie AIDS. Auch wenn euch die Wahrheit nicht gefällt, das ist sie. Stephen sagt, wenn wir die Chose nicht auf die Reihe kriegen, sind wir Weihnachten weg vom Fenster.« Das stimmte zwar nicht, aber Bernie schätzte dramatische Effekte.
    Ein betretenes Schweigen trat ein. Bernie schien es tatsächlich zu genießen, der Mistkerl. Stand nicht in sämtlichen Management-Ratgebern, dass man ebenso loben wie kritisieren sollte? Bernie hatte eindeutig keinen davon gelesen. Ally fragte sich kurz, ob er vielleicht den Auftrag erhalten hatte, der Show den Garaus zu machen statt sie neu zu gestalten.
    Bernie ergriff wieder das Wort. »Was sind denn nun die positiven Aspekte der Show?« Er betrachtete die verärgerten Gesichter rundum. Manche kritzelten etwas, andere sahen auf ihre Hände oder auf die faszinierende Aussicht, die sich vor dem Fenster bot. »Also, mir fällt da spontan nur eines ein: Wenn man so weit unten ist, kann es nur noch aufwärts gehen.«
    Aus unerklärlichen Gründen fand das niemand so ermutigend wie Bernie.
    Am selben Abend um sechs Uhr herrschte in den Büros der Matt-Boyd-Show noch hektische Betriebsamkeit. Für die beiden ersten Shows hatten sie bereits von den meisten Stargästen eine Zusage bekommen. Der einzige wichtige Gast, der noch nicht geantwortet hatte, war Ritchie Page, und weil von seinem Erscheinen so viel abhing, kümmerte sich Belinda persönlich um die Verhandlungen.
    Das Problem bestand darin, dass er wesentlich schwerer zu überreden war, als sie erwartet hatte. Schon seinen Presseagenten festzunageln, war schwieriger, als ein Interview mit Madonna zu bekommen.
    Als sie zum drittenmal an diesem Tag nicht telefonisch zu ihm durchdringen konnte, hatte Belinda genug. Sie wandte sich an Matt. »Gehst du mit auf einen Drink?«
    Matt war klar, dass es heute psychologisch ratsam war, sich zu den anderen zu gesellen. »Gib eine Runde auf meine Kosten aus, ja?« Er reichte ihr einen Zwanzig-Pfund-Schein. »Ich komme in einer Minute nach.«
    Er griff nach dem Telefon und rief Ally an. »Wie war‘s?«
    »Zum Kotzen.«
    »Na komm, Bernie übertreibt gerne. Hast du schon gekocht?«
    »Nein, ich war zu sehr mit dem größten Gin Tonic aller Zeiten beschäftigt.«
    »Gut, dann lass es auch. Ich habe mir schon gedacht, dass du eine kleine Aufheiterung brauchst, deshalb bringe ich etwas mit.«
    Ally beschloss, weniger Trübsal zu blasen. Und als Matt zwei Stunden später mit einer großen Tragetasche erschien und Plastikbehälter mit Krabben, Hummer und Geflügelsalat, dazu gefüllte Avocados und als Nachtisch Erdbeeren mit Sahne auspackte, obwohl es November war, schob sie ihre Sorgen beiseite und setzte sich genüsslich zum Abendessen.
    Matt liebte sie, und morgen war ja auch noch ein Tag.
    Als die Schlussmusik von Hello verklang, stützte Bernie Long den Kopf auf die Hände und dachte, dass es ihm nicht wie anderthalb Stunden vorgekommen war, sondern so lang wie ein ganzes Leben. Doch vielleicht war es seine eigene Schuld. Er hatte gehofft, wenn er dem Team Druck machte, würden sie sich angespornt fühlen, nach neuen Ideen zu suchen. Doch statt dessen klammerten sie sich in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit nur um so fester an die alten.
    Die Mängel der Show ergaben eine endlose Liste. Und ganz oben stand Ally Boyd.
    Bernie sah, wie sie ihr Mikrofon abnahm und aus dem Studio raste. Sie wusste eindeutig, dass ihre Leistung miserabel war. Vielleicht würde sie sogar kündigen. Das wäre womöglich nicht einmal die schlechteste Lösung.
    Doch fürs erste

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