Liebling, vergiss die Socken nicht
ist«, sagte Mona und nahm Ally eine verkrustete Pfanne aus den Händen, die sie in die Maschine hatte stellen wollen, und legte sie zum Einweichen in die Spüle, »dass Spülmaschinen den Gesprächen beim Abspülen den Garaus gemacht haben.« Mona ließ die Spüle vollaufen und gab Spülmittel dazu. »Der einzige Moment, in dem ich Aussichten auf einen netten Plausch mit meiner Mutter hatte, war beim Abspülen.«
Ally lachte. Dieser unvermutete Nachteil moderner Küchentechnologie war ihr noch nie aufgefallen. Dann dachte sie an ihre eigene Kindheit und stellte fest, dass Mona recht hatte. Sie hatte das Abspülen zwar immer gehasst, doch bestand zwischen der Person, die spülte und der, die abtrocknete, ein bestimmter Rhythmus, der zum Austausch von Geständnissen anregte.
»Wie gefällt dir denn diese Fernsehgeschichte?« fragte Mona.
Genau vor dieser Frage hatte es Ally gegraut. »Gut.« Ihre forsche Schwiegermutter war nicht der Typ, dem man sich anvertraute, auch nicht beim Abspülen.
»Ich habe dich neulich gesehen.«
»Oh?« Ally unterdrückte den masochistischen Drang zu fragen: »Und wie hat es dir gefallen?«
»Diese Maggy Mann ist dir nicht gerade eine Stütze, oder?«
»Nein.« Ally setzte Wasser für den Kaffee auf. »Sie findet, eine Amateurin wie ich sollte gar nicht in der Show auftreten.« Ally schwieg kurz. Die Anspannung des Vormittags war plötzlich wieder hochgekommen. »Vielleicht hat sie ja recht.«
»So ein Blödsinn!« Ally war ganz verblüfft von Monas Ton. »Die ist doch kalt wie eine Hundeschnauze. Wahrscheinlich beneidet sie dich um dein freundliches, warmherziges Wesen.« Ally war sprachlos. Nie hätte sie vermutet, dass Mona ihr ein warmherziges Wesen zuschrieb.
»Offen gestanden«, Ally goss den Kaffee auf, »habe ich vor, den ganzen Kram hinzuwerfen.«
Ally fragte sich, warum sie das ausgerechnet Mona erzählte. Mona war sich garantiert mit ihrer Mutter einig darin, dass Ally zu Hause bleiben sollte. Einmal hatte Mona einen Preis dafür gewonnen, dass sie die saubersten Mülltonnen in Bristol hatte. Hausfrauen wie sie waren Auslaufmodelle.
»Das darfst du nicht, Ally, wirklich nicht.« Ally war völlig perplex angesichts der plötzlichen Heftigkeit ihrer Schwiegermutter. Mona war normalerweise so zurückhaltend, dass Ally sich schon gefragt hatte, ob unter ihren gestärkten Blusen überhaupt Gefühle schlummerten. »Als du damals mit diesem schwangeren jungen Mädchen gesprochen hast, ist die Tochter von unseren Nachbarn nach der Sendung losgegangen und hat sich die Pille verschreiben lassen - bloß deinetwegen.«
Einen Moment lang wusste Ally nicht, ob Mona das gut oder schlecht fand.
»Verstehst du, deshalb darfst du nicht aufgeben. Du hilfst den Menschen. Und heutzutage brauchen die Menschen alle Hilfe, die sie kriegen können.«
Ally überkam das dringende Bedürfnis, Mona zu umarmen und abzuküssen. Bisher hatte sie nur an sich selbst gedacht und daran, wie sie sich auf dem Bildschirm machte. Doch Mona hatte recht. Es stand mehr auf dem Spiel.
»Herzlichen Dank, Mona.« Sie drückte ihrer verblüfften Schwiegermutter fast die Luft ab. »Du weißt ja nicht, wie sehr du mir damit geholfen hast, dass du das gesagt hast.«
Allys nächster Studiotermin war ein Freitag, und sie merkte, wie sie sich auf das Wochenende und eine Riesenportion von Matts beruhigender Gegenwart freute.
»Bernie hat heute gute Laune«, sagte Elaine, die Maskenbildnerin, sarkastisch. »Vorhin hat er Maggy erzählt, sie sei eine unbegabte Kuh.«
»Vielleicht ist das ja alles eine Methode, so wie in der Schauspielschule«, spekulierte Nikki und reichte Ally ein Skript. »Erst zerstört man das Ego und baut es danach um so stärker wieder auf.«
»Nun, der erste Teil scheint ja schon ganz gut zu funktionieren.« Ally nahm einen Schluck Kaffee und versuchte, ihre Augenlider ruhig zu halten, damit Elaine sie schminken konnte.
Als sie fertig zurechtgemacht war, schlenderte Ally durchs Studio und zwang ihre Nerven unter Kontrolle, indem sie sich Monas Worte ins Gedächtnis rief. Was sie machte, war nützlich . Da sie niemanden in der verdunkelten Galerie hinter dem Regieraum vermutete, stieß sie die Tür auf und stellte ihre Handtasche dort ab. Im Dämmerlicht erkannte sie Bernie Long. Er saß da, rauchte eine Gauloise und trank Kaffee aus einer Papptasse. Als er die Zigarette an die Lippen führte, sah sie durch den beissenden blauen Rauch hindurch, dass seine Hand zitterte. Und dann fiel ihr
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