Liebling, vergiss die Socken nicht
wo du es sagst«, Matt blickte auf die Uhr, »gerade fängt das Fußballspiel im Fernsehen an.«
»Wie schade.« Ally reichte ihm ein Tablett mit Besteck. »Dann verpasst du es leider.«
Bernie Long saß vor einem Glas Sodawasser, das durch ein paar Spritzer Angostura einem Drink täuschend ähnlich sah, und betrachtete sein Skript. Er hatte schnell herausgefunden, dass der Trick beim Trockenbleiben darin bestand, den Eindruck zu erwecken, als tränke man immer noch. Das hielt jeden davon ab, einem einen doppelten Scotch auszugeben, und verminderte zugleich das Risiko, als Miesmacher zu erscheinen. Allerdings musste er verärgert feststellen, dass die erwartete Verwandlung vom übergewichtigen Säufer zum perfekten Traummann bislang noch nicht eingetreten war. Positiv ließ sich jedoch verbuchen, dass er keine Fünf-Uhr-Tiefs mehr hatte und nicht mehr das ganze Leben damit zubrachte, darauf zu warten, dass die Bar öffnete. Als größter Nachteil war ihm wiederum aufgefallen, dass er das Gerede seiner Mitmenschen auf einmal verflucht langweilig fand.
Sie saßen in dem kleinen Moderationsstudio, wo Ally auf seine Veranlassung hin mit dem Teleprompter üben konnte.
»Bist du bereit, Bernie?« fragte die junge Frau, die für den Teleprompter zuständig war.
Bernie nickte. Sie ließ den schmalen Papierstreifen mit Allys Text so ablaufen, dass die Worte direkt vor dem Kameraobjektiv erschienen.
Bernie hielt Ally den aufgerichteten Daumen entgegen. Nachdem er ihr ein paar Geheimtips anvertraut hatte, hatte sich ihre Leistung in den letzten Tagen ganz unglaublich verbessert. Doch obwohl Ally Riesenfortschritte gemacht hatte, fand Bernie, dass Übung allein nicht reichte. Er hatte etwas weitaus Spektakuläreres im Sinn. Er grinste in seinen Angostura und fragte sich, wie Ally wohl reagieren würde, wenn er es ihr sagte.
»Habt ihr schon das Neueste gehört? Die ganze Show zieht mit Sack und Pack und Funkmikrofon in irgendein gottverlassenes Lagerhaus im East End.« Maggy Mann war dermaßen außer sich, dass ihre Stimme so piepsig wurde wie die von Minnie Mouse. »Es ist total abgelegen, und nirgends gibt es vernünftige Läden.«
»Warum ziehen wir dorthin?«
»Weil Bernie Long sagt, dass man von dort die Tower Bridge sehen kann und nicht das Gefühl hat, in einem Studio zu sein. Es wird uns lockerer machen, behauptet er, und uns dabei helfen, nicht mehr wie ausgestopfte Marionetten zu agieren, vielen Dank. Wisst ihr, ich glaube, mir war er an der Flasche lieber.«
»Ach, kommen Sie schon, Maggy.« Nikki hatte sich zu ihnen gesellt. »Bloß weil Sie in der Mittagspause nicht zu Harrods gehen können. Ich finde die Idee phantastisch. Es ist, als würde man die ganze Sendung neu starten. Ich bin schon ganz gespannt.«
Während sie Nikki zuhörte, empfand Ally zum erstenmal seit Monaten ebenfalls so etwas wie Spannung. Endlich würde sich etwas ändern. Vielleicht, nur vielleicht, würde Hello doch noch gedeihen.
Als sie am nächsten Montag am neuen Drehort ankam, war ihr sofort klar, warum Bernie davon begeistert gewesen war. Der Raum war beeindruckend. Das Gebäude war früher ein Lagerhaus für Jute gewesen, und die Streben des alten Lastenaufzugs hingen noch unter dem Dach. Doch das spektakulärste Detail war eine Glaswand, die direkt auf die Themse und die Tower Bridge hinausging.
»Es ist, als säße man mitten auf einer Postkarte!« Ally lachte, als sie mit Nikki in dem Gebäude herumspazierte. Der Bühnenbildner hatte vier verschiedene kleine Kulissen arrangiert, die alle mit Korbstühlen, leuchtend bunten Kissen und exotischen Blumen dekoriert waren. Im grauen Londoner Winter nahm sich das aus wie ein Strahl heller Sommersonne.
»Hey, also ich finde es toll!« Nikki schüttelte ein rosa Kissen auf. »Denkt bloß mal an das schaurige orangefarbene Gruselkabinett, in dem wir bisher festsaßen.«
Als sie durch das neue Studio streifte, fiel Ally etwas auf, das sie verwirrte: Sie konnte den Platz nicht finden, von dem aus sie ihren Teil der Show moderierte.
»Nikki, wissen Sie, wo Bernie ist?«
Nikki hörte auf, gegen den Getränkeautomaten vor dem Studio zu treten und zeigte nach oben. »Oben, glaube ich. Ist es nicht herrlich? Hier gibt es sogar Büroräume.« Sie machte eine Kunstpause. »Und einen Whirlpool. Wenn Ihnen also der Stress vor der Sendung zuviel wird...«
»Ich bin vollkommen entspannt, dankeschön.«
Nikki betrachtete sie aufmerksam. In diesem gelben Kostüm sah Ally phantastisch aus,
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