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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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und Elaine, die Maskenbildnerin, hatte eine neue Linie ausprobiert, die den Grünton in ihren Augen zur Geltung brachte.
    Bernie sprang auf, als sie hereinkam. »Ally. Hervorragend. Ich wollte gerade nach dir schauen. Ich möchte heute ein etwas anderes Konzept testen.«
    Ally blickte ihn nervös an.
    »Schau nicht so misstrauisch. Ich meine nur ein paar Live-Anrufe.«
    »Live-Anrufe von Zuschauern?« Ally spürte, wie ihr Herz bei der Vorstellung heftig zu pochen begann.
    »Genau. Bloß ein paar Anrufer. Keine Ahnung, zu welchem Thema. Wenn einer von ihnen sich im Ton vergreift, schmeißt ihn die Regie aus der Leitung.«
    »Aber Bernie, ich bin keine Expertin!« Allys Magen verkrampfte sich vor Panik. »Ich weiß nicht genug, um mit so etwas umzugehen. Ich würde falsche Ratschläge geben.«
    »Dann tu es. Sollen sie anrufen und sich beschweren. Die nehmen wir auch auf Sendung. Es wird gut gehen, solange du dich auf dein Gefühl verlässt. Schau mal, du brauchst keine Expertin zu sein, die gibt‘s wie Sand am Meer. Ich will jemanden haben, der weiß, was die Leute zu Hause bewegt. Und du hast es gewusst, Ally, in dieser Pilotsendung. Genau deshalb haben die Zuschauer ihre dämlichen Taschentücher nassgeheult.«
    Mit einem Mal schien Ally das gesamte Selbstvertrauen, das sie in den vergangenen Tagen mühsam wieder aufgebaut hatte, zu verlassen. »Bernie, ich weiß nicht, ob ich damit zurechtkomme.«
    »Natürlich wirst du das«, verkündete Bernie und packte sie mit festem Griff am Ellbogen. »Deswegen bin ich ja darauf gekommen. Hier hast du die Richtlinien des Verbands unabhängiger Fernsehsender. Geh in deine Garderobe und lies sie. In einer halben Stunde bist du auf Sendung.«
    »Die Zeit läuft, Ally, noch zehn...« Ally spürte, wie ihre Handflächen feucht wurden, als die Produktionsassistentin mit dem Countdown anfing. »Teil zwei in zehn... neun... acht... sieben... sechs... fünf... vier... drei... zwei... Titeleinblendung... eins... Aufnahme läuft... null.«
    Noch ehe Ally in Panik ausbrechen konnte, war schon die erste Anruferin in der Leitung.
    »Ally, Mandy aus Sheffield ist am Telefon. Mandy, Sie sind jetzt mit Ally Boyd verbunden. Stellen Sie Ihre Frage.«
    Zu Allys großer Erleichterung hatte Mandy eine relativ unkomplizierte Frage zum Thema Adoption, einem Gebiet, mit dem sie sich schon befasst hatte. Der nächste Fall war schwieriger. Es ging um einen verwickelten Streit zwischen Schwiegerfamilien, der sich vor fünf Jahren an einem so banalen Vorfall entzündet hatte, dass Ally am liebsten gelacht hätte. Dann kam die Frage einer Fünfzehnjährigen über die Gepflogenheiten beim Safer Sex. Zum Glück für alle Beteiligten war das Mädchen mit einer Portion Humor gesegnet.
    Ally wurde langsam lockerer. Das Ende war schon abzusehen. Nur noch ein Anruf stand aus.
    »Hallo, Ally? Hier spricht Grace aus Castle Millington.«
    »Hallo, Grace, worüber möchten Sie sprechen?«
    »Es geht um meinen Mann. Er hat ein Verhältnis.«
    »Wie lange sind Sie denn schon verheiratet, Grace?«
    »Seit drei Jahren.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Nein, mein Mann sagt, so weit seien wir noch nicht.«
    Er ist noch nicht so weit, dachte Ally. »Wie lange hat er das Verhältnis schon?«
    »Es ist nicht das erste. Er hat schon zwei andere gehabt.« Ally versuchte, sich Grace vorzustellen, die mit einem Ehemann, der sie nicht achtete, in Castle Millington festsaß. Sie war einmal durch den Ort gefahren. Es war eine triste Industriewüste, die den romantischen Namen Lügen strafte.
    »Und über die haben sie einfach hinweggesehen?«
    »Ja, aber jetzt kann ich das nicht mehr.« Ally konnte den Schmerz in Graces Stimme hören und wusste sofort, für wen sie Partei ergreifen würde. Verdammte Scheißkerle. »Als ich gestern mittag heimgekommen bin, lag er mit ihr im Bett. Mitten in unserem Bett. Ich hätte ja nichts gesagt«, Grace stockte, »aber ich hatte erst morgens alles frisch bezogen.«
    Vielleicht hatte der Gedanke an die frische Bettwäsche ihr den Rest gegeben. Ally wusste, was eine richtige Kummertante jetzt sagen würde: »Ein Verhältnis muss nicht unbedingt auf eine schlechte Ehe hinweisen. Rufen Sie doch bei der Eheberatungsstelle an und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin.« Aber es waren nur die Männer, die ein Verhältnis nicht als Indiz für eine schlechte Ehe ansahen. Die Frauen schon. Das Schlimme war nicht der Sex, sondern der Treuebruch. Jetzt waren es bereits drei Treuebrüche in drei Jahren Ehe. Wie

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