Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
Vom Netzwerk:
zu heiraten. Und nur um festzustellen, ob sie seiner würdig ist, tut er so, als brächte er ihre Kinder um und macht Griselda zum Stubenmädchen. Und die gute alte Grissy erträgt alles, bis der Edelmann enthüllt, dass das Ganze lediglich eine mittelalterliche Version von versteckter Kamera war, und so leben sie glücklich und in Frieden. Und Chaucer nennt sie die Blüte weiblicher Langmut.«
    »Klingt ganz wie du, Mum.« Jess nahm ihre Mutter bei der Hand.
    »Nicht mehr, Herzchen. Diese Blüte weiblicher Langmut wurde gepflückt.«
    Aus unerfindlichen Gründen brachen Janey und Jess in schallendes Gelächter aus. »Du sagst es!« riefen sie im Chor.
    Nachdem Page endlich eingewilligt hatte zu kommen, schäumte die Begeisterung in den Büros der Matt-Boyd-Show über. Es war noch ein Monat bis Weihnachten, aber in dem ausgedehnten Großraumbüro im zehnten Stock des Century-Gebäudes herrschte jetzt schon Feiertagsstimmung.
    Sogar Stephen Cartwright konnte das spüren, als er auf einem seiner seltenen Besuche bei ihnen vorbeikam, um ihnen dazu zu gratulieren, dass sie Ritchie Page zur Teilnahme an der Show hatten bewegen können. Als er durch den betriebsamen Raum ging, in dem Telefone läuteten, Leute zielstrebig hin- und hereilten und Computer eifrig piepten, regte sich in Stephen ein Hauch von Sehnsucht nach den Tagen, als er selbst noch an Sendungen mitgearbeitet hatte. Er wusste, dass dies eine weitverbreitete Krankheit unter Managern war. Ab und zu stieg in ihnen der Wunsch auf, wieder praktisch in der Produktion tätig zu werden, wobei sie vorübergehend vergaßen, mit wieviel Stress, Überstunden und nervenaufreibenden Unwägbarkeiten dies in Wirklichkeit verbunden war. Doch die Begeisterung, die das Team der Show heute ausstrahlte, war tatsächlich ansteckend.
    Stephen blieb stehen und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, um seine momentane Stimmung noch ein wenig länger aufrecht zu erhalten. Er beobachtete einen jungen Redakteur dabei, wie er auf Matt zuging, um etwas mit ihm zu besprechen. Alle wollten sich gut mit Matt stellen, das war Stephen schon früher aufgefallen. Matt besaß die Fähigkeit, Menschen ein positives Selbstgefühl zu vermitteln. Es war eine Technik aus dem Manager-Lehrbuch, aber Matt beherrschte sie instinktiv. Und meisterhaft.
    Als Stephen an der Tür zu Matts und Belindas Büro angelangt war, kam der junge Redakteur gerade lächelnd heraus. Sicher hatte ein Wort von Matt seinen Tag gerettet.
    Matt erhob sich, als er Stephen sah. »Welch seltene Ehre.«
    »Ich wollte Ihnen gratulieren.« Stephen setzte sich auf den Stuhl, den Matt für ihn herbeigeholt hatte. Er nahm die Rohfassung des Skripts für die neue Show, an dem Matt gerade arbeitete, in die Hand und begann auf der Stelle zu lachen. Schon in der Einleitung fanden sich zwei klassische Matt-Boyd-Bonmots. Er schüttelte den Kopf. »Woher nehmen Sie nur die Ideen?«
    »Ich stehle sie bei anderen.« Matt grinste und nahm das Skript wieder an sich. »Und dann mache ich etwas daraus.«
    Stephen fiel ein Stein vom Herzen. Der scharfzüngige, witzige Matt Boyd würde auch in der neuen Show glänzen. Allerdings mit etwas mehr Biss.
    »Vermutlich haben Sie sich schon gefragt, warum ich unbedingt Ritchie Page in der Sendung haben wollte.« Matt fiel auf, dass Stephen sich übertrieben lässig gab.
    »Ja, wir waren durchaus neugierig, warum er auf Ihrem Wunschzettel ganz oben steht.«
    »Ganz einfach.« Stephen schwieg kurz. »Er will Big City Television kaufen.«
    »Aber das ist ja ungeheuerlich!« Matt traute seinen Ohren nicht. »Dieser Pornohändler!«
    »Die Muttergesellschaft von Big City kümmert das wenig. Sie stecken in einer finanziellen Krise, und jetzt brauchen sie einen Retter. Page bietet einundzwanzig Millionen Pfund. Nun wissen Sie, warum sie die paar Flecken auf seiner weißen Weste gern übersehen.«
    »Aber sie können doch nicht einfach an so jemanden verkaufen!«
    »Doch, können sie. Es sieht ganz danach aus, als ob die Verhandlungen erfolgreich wären.« Stephen stand auf und schaute aus dem Fenster. Auf dem stahlgrauen Fluss dreißig Meter weiter unten waren nur wenige Boote zu sehen. Er drehte sich wieder zu Matt um. »Es sei denn, Ihr Interview kann ihn aufhalten.«
    Ally stand in ihrer Garderobe und atmete tief durch. Trotz oder vielleicht gerade wegen der ganzen Aufmerksamkeit, die man ihr widmete, war sie heute besonders nervös.
    Gestern hatte sie sogar sämtliche Frauenzeitschriften am Kiosk erstanden, und

Weitere Kostenlose Bücher