Liebling verzweifelt gesucht
Tiere, denen nicht geholfen werden konnte. Wir haben uns dazu entschlossen, uns in Zukunft für diese Tiere zu engagieren.«
Das fand ich großartig und konnte ihnen nur alles Gute wünschen. Es bedrückt mich jedes Mal sehr, wenn ich von solchen Schicksalen der Tiere erfahre und ihnen nicht helfen kann. In Ungarn spielt der öffentliche Tierschutz keine große Rolle. Streunende Hunde und Katzen werden nicht kastriert, um eine unkontrollierte Vermehrung zu vermeiden. In manchen Gemeinden gibt es mittlerweile Tierheime, in denen einige Streuner unterkommen, aber die meisten landen in Tötungsstationen. Dort vegetieren sie in primitiven, kleinen Verschlägen unter miserablen hygienischen Bedingungen vor sich hin. Wenn sie nicht das Glück haben, von einer der privaten Tierhilfeorganisationen aus der Station gerettetund an Privatpersonen – häufig im Ausland – vermittelt zu werden, dann werden sie nach einer gewissen Zeit getötet – häufig nach nicht mehr als zwei Wochen –, um Platz für neue aufgegriffene Tiere zu machen.
Was Tierschutz angeht, ist die Situation nicht nur in Ungarn, sondern auch in anderen EU-Staaten desolat. Daran wird sich in absehbarer Zukunft nichts ändern. Die privaten Tierhilfeorganisationen tun ihr Möglichstes, um den Tieren zu helfen. In der Regel müssen sie Hunde aus den Tötungsstationen für einen Betrag zwischen 40 und 60 Euro auslösen. Sicherlich werden sie für ihre Tierliebe häufig auch noch belächelt. Doch solange die Staaten keinen aktiveren Tierschutz betreiben, ist das Engagement der Tierhilfeorganisationen und natürlich die Bereitschaft zahlreicher Tierfreunde, die ein Tier bei sich aufnehmen und ihm ein Zuhause geben, die einzige Möglichkeit, ihnen zu helfen.
Eine kleine Streunerin
Die etwa achtjährige Katze war in einem kleinen Ort in der Nähe von Erding gefunden und zu uns ins Tierheim gebracht worden. Sie hatte ein vereitertes, geschwollenes Auge und litt offensichtlich darunter. Deshalb hatte die Finderin sie mitgenommen und bei uns abgegeben. Abgesehen von dem verletzten Auge wirkte die Katze sehr gepflegt und gut genährt. Sie hatte eine Tätowierung im Ohr, aber wie so oft war sie schlecht lesbar. Nach langem Herumtüfteln konnte ich die Buchstaben und Zahlen schließlich entziffern und auf diese Weise den Tierarzt ermitteln, der die Katze tätowiert hatte. Leider konnte er mir nicht sagen, wer die Besitzer waren. Zu ihm, so erzählte er mir, kamen häufig Katzenmamas, die streunende Katzen tätowieren und kastrieren ließen und sie dann privat weitervermittelten. Auch diese Katze war ein solcher Fall gewesen. Der Tierarzt hatte sich lediglich ihren Namen notiert, Ginger, wusste aber nicht, wer das Tier damals zu ihm gebracht hatte. Eine Vermisstenmeldung, die zu Ginger gepasst hätte, lag ebenfalls nicht vor. Doch wie jedes Tier wollte ich auch diese Katze unbedingt wieder nach Hause bringen.
Am nächsten Tag war ich zu einem Interview in derSendung ›Wir in Bayern‹ des Bayerischen Fernsehens eingeladen. Das war für mich eine willkommene Gelegenheit, ein paar ungelöste Fälle vorzustellen – unter anderem auch den der Katze Ginger. Ein Foto von ihr wurde während der Sendung eingeblendet, und die Zuschauer wurden gebeten, sich zu melden, falls sie wussten, wem die Katze gehörte. Doch leider meldete sich niemand auf diesen Aufruf.
Ich überlegte, was ich noch tun konnte. Einem inneren Impuls folgend, suchte ich mir im Internet die Straße heraus, in der Ginger gefunden worden war. Neben einer Reihe von Wohnhäusern befand sich dort auch eine Tanzschule. Ohne lange darüber nachzudenken, rief ich einfach dort an. Schließlich war der Fundort der einzige Anhaltspunkt, den ich für meine Suche nach den Besitzern von Ginger hatte. Und da die Straße in einem kleinen Ort lag, war es zumindest möglich, dass jemand die Katze kannte.
Nach mehreren Versuchen zu unterschiedlichen Zeiten erreichte ich endlich einen Angestellten der Tanzschule. Ich fragte ihn, ob er zufällig eine Katze namens Ginger kannte. Der Mann war etwas verblüfft über meine Frage, aber ich erfuhr von ihm, dass seine Chefin, die Leiterin der Tanzschule, drei Katzen und drei Hunde hatte. Auf eine der Katzen passte die Beschreibung, die ich ihm gegeben hatte, genau. Allerdings war die Chefin gerade im Urlaub. Ihre Schwiegereltern passten auf die Tiere auf.
Der Angestellte war sehr hilfsbereit. Er wollte sie sofort anrufen und sich erkundigen, ob sie die Katze vermissten. Schon
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