Liebling verzweifelt gesucht
nach fünf Minuten rief er mich zurück.
Ginger
Eine Katze namens Ginger war tatsächlich seit ein paar Tagen verschwunden. Allerdings hatten die Schwiegereltern sie nicht als vermisst gemeldet, weil sie häufig mehrere Tage nicht nach Hause kam. Sie war eine kleine freiheitsliebende Streunerin, daher hatte sich noch niemand Sorgen um sie gemacht. Die Besitzerin von Ginger wollte sie in ein paar Tagen, wenn sie wieder aus dem Urlaub zurück war, gerne selbst abholen.
Ich konnte kaum glauben, dass ich Gingers Zuhause auf Anhieb gefunden hatte. Mein Anruf in der Tanzschule war ein richtiger Glückstreffer gewesen. Hier hatte anscheinend wieder einmal mein siebter Sinn gewirkt. Ich freute mich sehr darüber und es bestätigte mich darin, nichts unversucht zu lassen, wenn ich ein Tier wieder zu seinen Besitzern zurückbringen möchte.Als Ginger abgeholt wurde, war ihr Auge, das sofort von unseren Tierärzten behandelt worden war, bereits etwas verheilt. Und so hatte auch diese Geschichte ein gutes Ende.
Da Ginger in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie gerade auf dem Weg nach Hause war. Da sie ein verletztes Auge hatte, war für die Tierfreundin, die sie fand, nicht klar, ob sich jemand um das Tier kümmerte. Wenn Tiere verwahrlost aussehen oder verletzt sind, ist es in den allermeisten Fällen richtig, sich um sie zu kümmern. Man sollte nicht wegschauen und streunende Tiere einfach ignorieren. Je mehr tierliebe Menschen mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich kranker oder verwahrloster Tiere annehmen, desto weniger müssen die Tiere leiden und desto größer sind ihre Chancen, wieder zu ihren Besitzern zu kommen – oder ein gutes neues Zuhause zu finden.
Im Fußballstadion
Frau L. stand hinter dem Tresen ihres Raumausstattungsgeschäftes im Münchner Stadtteil Maxvorstadt. Sie befand sich in einem Beratungsgespräch mit einer Kundin, die ihre Wohnzimmersessel neu aufpolstern lassen wollte. Zwischendurch ließ sie ihren Blick kurz durch den Laden schweifen und sah ihren eineinhalbjährigen Terrier-Spitz-Mischling Jagua. Er lag friedlich auf einem flauschigen Teppich und schlief.
Jagua begleitete Frau L. und ihren Mann jeden Tag ins Geschäft, seitdem er als Welpe zu ihnen gekommen war. Er gehörte schon fast zum »Inventar« und fühlte sich im Laden zu Hause. Er hatte ein wunderbares Leben. Nie musste er alleine daheim bleiben, er konnte in jeder Mittagspause einen ausgedehnten Spaziergang mit Herrn oder Frau L. machen, bekam regelmäßig ein paar Streicheleinheiten und hin und wieder auch ein paar Leckerlis. Und die Kunden freuten sich immer, den aufgeweckten Mischling zu sehen.
Lächelnd wandte Frau L. sich wieder ihrer Kundin zu, die gerne ein paar Stoffmuster für ihre Möbel sehen wollte. Nach einer Weile hatte sie sich für einen Stoff entschieden, und nachdem die restlichen Details fürden Auftrag abgeklärt waren, verabschiedete sie sich. Frau L. wünschte der Kundin noch einen schönen Tag und räumte die Ordner mit den Stoffmustern wieder ins Regal.
Plötzlich lag Jagua nicht mehr auf seinem Platz. »Na, wo steckst du denn, Jagua?«, fragte Frau L. lockend und sah sich etwas gründlicher um. Sie rief mehrmals nach dem Hund, doch er ließ sich nicht blicken. Frau L. wurde es mulmig zumute. Nun suchte sie den ganzen Laden ab. Jagua war verschwunden. Er musste in einem unbeobachteten Moment hinausgelaufen sein. Das hatte er noch nie gemacht und Frau L. vermutete, dass er eine läufige Hündin gewittert hatte. Sie sagte ihrem Mann Bescheid, damit sie den Laden verlassen und die Umgebung absuchen konnte. Doch sie hatte keinen Erfolg.
Dann rief sie bei der Vermisstenstelle an. Ich empfahl ihr die üblichen Maßnahmen – sie sollte Suchplakate aushängen sowie die Polizei, Tierärzte und Tierkliniken in der Nähe informieren, damit diese sie kontaktieren konnten, falls Jagua bei ihnen gemeldet wurde. Frau L. wirkte am Telefon sehr resolut und wollte gleich aktiv werden. Ich schlug ihr vor, sie solle auch die regionalen Zeitungen wie die TZ und AZ bitten, über Jaguas Verschwinden zu berichten. Sie solle sich möglichst nicht abwimmeln lassen, sondern hartnäckig bleiben. Denn über die Zeitungen konnte man sehr viele Leute erreichen. Tatsächlich gelang es ihr, die Redaktionen von ihrem Anliegen zu überzeugen. Es kamen große Berichte über Jagua. Darin wurde auch darauf hingewiesen, dass man den kleinen Hund nicht jagen sollte. Wer ihn sah, solle
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