Lieblingslied: Roman (German Edition)
als wir annehmen? Im selben Augenblick sah ich unwillkürlich zu Hope hinüber, die noch immer tief und fest im zweiten Krankenhausbett schlief. Sie war für Anna und mich das kostbarste Geschenk. Ihr Anblick erinnerte mich an all die guten Dinge meines Lebens. Ich dachte auch daran, wie sie mich geschickt dazu gebracht hatte, für Anna zu beten, und geglaubt hatte, damit das Unvermeidliche doch noch abzuwenden. Und damit floss der Text fast automatisch weiter …
Did you ever hear that heaven’s love is very far?
Did you ever look for heaven deep within your heart?
And do you ever thank the Lord, for all he’s given you?
Well I do.
Weißt du, wie weit der Himmel der Liebe ist?
Hast du je nach dem Himmel in deinem Herzen gesucht?
Je dem Herrn gedankt, für alles, was er dir gab?
Ich schon.
Für einen kurzen Refrain wechselte ich die Tonart. Ich sah mich wieder vor Annas Bett mit einem Kissen unter den Knien …
And just last night,
Before I went to bed,
I knelt to pray to Him,
And this is what I said …
Und gestern Nacht,
bevor ich mich zu Bett legte,
dankte ich »Ihm« auf Knien,
und das ist, was mich bewegte …
Dann kamen mir unwillkürlich die Worte eines Gebets in Form eines Refrains über die Lippen. Alles, woran ich denken konnte, war jedoch Anna, und alles, was ich sah, war ihre Schönheit, die selbst die Narben nicht entstellen konnten.
Take my life if you’d like,
Because I found what I came to find.
Or leave me here for a while,
Cuz I found heaven … in her smile.
Nimm mein Leben, wenn es dir gefällt,
denn ich fand, wonach ich suchte.
Oder lass mich hier noch auf der Welt,
denn ich sah den Himmel … in ihrem Lachen.
Nach dem Refrain ging die Melodie erneut in die klassische Version des Kanon in D-Dur über, in unser Hochzeitslied. Während meine Finger die Harmoniefolge von Pachelbels berühmtem Kanon intonierten, versank ich erneut in meinen Erinnerungen.
Ich dachte an die erste Zeit unserer Ehe. Die Kämpfe und wie wir sie gemeinsam ausgefochten hatten.
Ich erinnerte mich an das ständige Auf und Ab.
Ich erinnerte mich an die Fehlgeburten.
Ich erinnerte mich, viel zu viel Zeit ohne meine Familie verbracht zu haben.
Die Countryballade begann erneut das Original zu überlagern. Die zweite Strophe begann mit jenem weit zurückliegenden Tag, als ich Anna in Österreich begegnet war und sie mich gefragt hatte, wie weit ich reisen würde, um sie zu finden. Den ganzen Weg nach Salzburg? Nach Moscow? Nach Timbuktu?
Did you really search the world to find true love?
Did you ever ask the girl if that would be enough?
And do you ever thank the Lord, for all he’s given you?
Well I do.
Hast du je die Welt nach wahrer Liebe durchstreift?
Hast du das Mädchen je gefragt, ob das genügt?
Und dankst du je dem Herrn für das, was er dir gab?
Ich schon.
And just last night,
Before I went to bed,
I knelt to pray to Him,
And this is what I said …
Take my life if you’d like,
Because I found what I came to find.
Or leave me here for a while,
Cuz I found heaven … in her smile.
Und gestern Nacht,
bevor ich mich zu Bett legte,
dankte ich »Ihm« auf Knien,
und das ist, was mich bewegte …
Nimm mein Leben, wenn es dir gefällt,
denn ich fand, wonach ich suchte.
Oder lass mich hier noch auf der Welt,
denn ich sah den Himmel … in ihrem Lachen.
Die Worte, die ich sang, mochten für andere ohne jede Bedeutung sein. Doch es wird sie auch niemand anderer je zu hören bekommen. Sie werden nie die Charts stürmen oder von irgendwelchen Stars interpretiert werden. Aber für mich bedeuteten sie in diesem Moment einfach alles.
Irgendwo in den Tiefen meines Gedächtnisses regte sich der Satz, den mein Großvater mir kurz nach dem Tod seiner Frau, meiner Großmutter, gesagt hatte. »Die richtigen Worte und die richtige Musik zum richtigen Zeitpunkt können die Seele heilen.«
Wie durch ein Wunder begann ich unwillkürlich, diese Heilkraft zu spüren.
Während der letzte Ton verklang, wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Und ich dankte Gott von ganzem Herzen, dass sich mein Blick auf diese Weise klärte, denn sonst hätte ich das Wunder nicht gesehen …
Es war nur flüchtig und kaum zu erkennen – fast unsichtbar, wie ein ferner Stern, der aufleuchtet, noch bevor die Sonne vollständig untergegangen ist – aber ich schwöre, es war da.
Eine Bewegung.
Ein Zucken der Mundwinkel.
Ein Wunder.
Ein Lächeln .
Postludium – Nachspiel
DER SARG AUS WALNUSSHOLZ
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