Lieblingslied: Roman (German Edition)
klingt das? Ich kann kaum glauben, dass wir wirklich verheiratet sind. Und was für eine Reise! Kaum zu fassen, dass du am ersten Tag unseres Honeymoons eine solche Schlafmütze bist!!
Nein, ich mache nur Spaß … Mir geht es ja nicht viel besser. Trotzdem! Was würde ich jetzt darum geben, das Kissen zu sein, das du so fest im Arm hältst!
Wie der Umschlag schon andeutet, habe ich diese Nachricht ein »Zeichen wahrer Liebe« genannt. Liebesbriefe habe ich offengestanden schon immer gern geschrieben (Ha, ha!). Okay, falls du dir Sorgen machen solltest – viele Liebesbriefe sind es bisher nicht gewesen. Auch wenn im Lauf der Jahre ein paar zusammen gekommen sind – an Männer, an deren Namen ich mich nicht einmal erinnere. Aus diesem Grund nenne ich meine Nachricht an dich ein »Zeichen wahrer Liebe«. Der Unterschied ist eben, dass du der Erste bist, bei dem ich weiß, dass es wirklich Liebe ist.
Deshalb schlage ich dir ein Tauschgeschäft vor: Nach jedem Mal, wenn du für mich Gitarre spielst, verspreche ich dir, ein »Zeichen wahrer Liebe« an deine Gitarre zu stecken. Ja, ich weiß! Das bedeutet mindestens einmal pro Woche (du hast es versprochen)! Sie werden nie lange sein, diese »Liebeszeichen«, aber immer aufrichtig. Und ich hoffe, sie erinnern dich stets daran, wie sehr du geliebt wirst.
Du hast mich unendlich glücklich gemacht, Ethan. Und ich kann es kaum erwarten, dass unser Glück im Lauf der Jahre, während wir zusammen alt werden, weiter wächst.
Ich bin dein, in jeder Beziehung.
Anna.
8
OCTAVIUS HATTE ANNAS HABSELIGKEITEN während unserer Zeit in Florida aus seinem Haus in unsere Wohnung gebracht. Bei unserer Rückkehr mussten wir daher nur Platz für Annas Sachen und die zahllosen Hochzeitsgeschenke finden. Außerdem hatte Octavius uns mit einem nagelneuen, breiten Schlittenbett überrascht, das ausgestattet mit Daunendecken und neuer Bettwäsche im Schlafzimmer auf uns wartete.
Als der September kam, hielten mich die Stunden als Aushilfelehrer und ein Teilzeitjob in einer Musikalienhandlung vier Tage in der Woche auf Trab. Die restlichen drei Tage schrieb ich in unserem kleinen, gemütlichen Wohnzimmer Texte und Melodien für Songs. Das funktionierte in den ersten Monaten unserer Ehe so gut, dass ich bereits acht Songs geschrieben hatte, die, da war ich sicher, bei den meisten Produzenten in Nashville oder L.A. Gefallen finden würden.
Anna arbeitete abends in einem Kaufhaus. Kein Traumjob, wie man sich vorstellen kann, aber es genügte, um die Rechnungen zu bezahlen. Außerdem hatte sie die Vormittage frei, um sich auf das Schreiben und Illustrieren von Kinderbüchern zu konzentrieren. Mir gefiel jede ihrer Geschichten, doch die beste war eine herzerwärmende Fortsetzungsreihe über einen kleinen Jungen namens Luke und seine heldenhaften Bemühungen, Freunde zu finden. Anna nutzte den Küchentisch als Atelier, bewahrte jedoch ihre Arbeiten im obersten Fach ihres Kleiderschranks in gesonderten Mappen auf. Die Buchprojekte gingen ihr so spielend von der Hand, dass sie damit rechnete, sie nach einer abschließenden Überarbeitung gegen Ende des Jahres Verlagen anbieten zu können.
In den ersten Monaten nach der Hochzeit wurde die alltägliche Tretmühle schlicht von unserem Eheglück überstrahlt. Dieser neue Zustand ließ alles in rosarotem Licht erscheinen. Es war ein Anfang, wie ich ihn mir besser nicht hätte wünschen können.
Ich spielte, treu meinem Versprechen, mindestens einmal pro Woche Gitarre für Anna. Als Belohnung steckte beim nächsten Griff nach dem Instrument ein Zeichen wahrer Liebe in Briefform zwischen seinen Saiten. Manchmal waren diese Briefchen mehrere Seiten lang, manchmal enthielten sie einen oder zwei Sätze. Aber selbst, wenn Anna nur schrieb Ich liebe dich heute mehr als gestern war diese Nachricht erschöpfend genug.
Abgesehen von der Erfüllung meines Schwurs, Gitarre für sie zu spielen, hielt ich mich ebenso peinlich genau an die anderen Versprechen, die ich an meinem Hochzeitstag gegeben hatte. Nun gut, vielleicht habe ich ein paar Mal den Toilettensitz nicht heruntergeklappt, aber in dem Garten Eden, den wir uns geschaffen hatten, blieben diese Nebensächlichkeiten unbeachtet und wurden umgehend vergeben, was sie praktisch ungeschehen machte.
Warum müssen Zeiten wie diese immer irgendwann enden? Weshalb konnte nicht alles Glück auf ewig vollkommen bleiben? Adam und Eva hatten sicher ähnliche Gedanken nach dem Rauswurf aus ihrem kleinen Paradies.
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