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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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Aktenvernichter geschoben, doch das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich packte die Urkunde zusammen mit Kleidung zum Wechseln in meine Reisetasche. Danach machte ich mich auf die Suche nach Heather und Stuart.
    »Ich möchte euch um einen Gefallen bitten«, begann ich. »Ich weiß, ihr könnt hier nicht ewig bleiben. Das ist euren Kindern gegenüber nicht fair. Aber es kann noch ein paar Wochen dauern, bis ich Anna … allein lassen kann. Würdet ihr Hope für eine Weile zu euch nehmen?«
    »Du meinst mit nach Fresno?«, erkundigte sich Heather.
    »Ja. Wäre eine Abwechslung für sie. Vielleicht hilft es, sie ein wenig abzulenken … von dem Wunsch, ihre Mutter zu besuchen.«
    Stuart machte eine besorgte Miene. »Bist du sicher? Hältst du es für klug, sie aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen?«
    »Ich bin mir überhaupt nicht sicher – in keiner Beziehung, Stuart. Ich weiß nur, dass ich unbedingt bei Anna bleiben muss. Helft ihr mir?«
    »Selbstverständlich.«
    Hope spielte mit Devin in ihrem Kinderzimmer. Bevor ich mich auf den Weg ins Krankenhaus machte, ging ich zu ihr und eröffnete ihr, was ich mit Heather und Stuart besprochen hatte.
    »Warum kann ich nicht bei dir bleiben?«, fragte sie prompt. Ihre Unterlippe zitterte. Was mir die Antwort nicht gerade leichter machte.
    »Kleines, Mami braucht mich jetzt. Und ich möchte dich in Sicherheit wissen, solange ich bei ihr bin. Es ist das Beste, du bleibst eine Weile bei Onkel und Tante.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Es ist alles geregelt. Und jetzt gib mir einen Kuss zum Abschied.«
    »Wann sehe ich dich wieder?«
    »Bald«, erwiderte ich. »Du wirst mich kaum vermissen.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen«, seufzte ich müde. »Mami, du und ich – wir sind wieder zusammen, bevor du überhaupt merkst, dass du fort warst.«
    »Wann?«
    »Oh … in ein paar Tagen vermutlich. Vielleicht auch in einer Woche.« Vielleicht noch viel länger!
    Schließlich fügte sie sich. »Also gut, eine Woche. Und dann darf ich Mami besuchen!«
    Ich umarmte sie lange und versuchte so zu tun, als stehe uns nur eine Trennung für eine Woche bevor.

21
    AM FRÜHEN ABEND machte Dr. Rasmussen seine Visite. »Na, wie geht es uns?«
    »Uns? Oder ihr?«
    »Beiden.«
    Mein Blick ruhte auf Annas Gestalt unter dem Laken. Und dabei fragte ich mich zum wiederholten Mal, ob ihre Seele noch in dieser bewegungslosen Hülle war. »Man könnte vielleicht sagen, es geht uns besser.«
    Er schien das nicht weiter hinterfragen zu wollen. »Hatten Sie Glück? Ich meine zu Hause? Haben Sie ein Dokument gefunden?«
    »Nein«, log ich.
    War es wirklich eine Lüge ? Ich hatte mittlerweile eine erstaunliche Fähigkeit entwickelt, gewisse Dinge nach meinen Wünschen zurechtzubiegen. In diesem Fall hatte er gefragt, ob ich auf der Suche nach der Patientenverfügung »Glück« gehabt hätte. Nein, ich hatte nur genau gewusst , wo ich diesen Wisch finden würde. Mit Glück hatte das nichts zu tun.
    Und die Verzerrung der Wahrheit wird euch frei machen !
    »Nun gut. Dann vielleicht beim nächsten Mal. Es stehen ja noch keinerlei Entscheidungen an. Und selbst wenn keine Patientenverfügung existiert und schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen, dann wissen Sie sicher, was für Ihre Frau das Beste ist. Darauf zähle ich.«
    »Hoffen wir einfach, dass es so weit nicht kommt«, murmelte ich.
    Später am Abend, als ich Annas Briefe und Zeichen wahrer Liebe vorlas, wurde ich von einem vertrauten Geräusch im Flur unterbrochen.
    Schlurf-schlurf-plopp. Es wurde allmählich lauter. Dann verstummte es abrupt.
    »Darf ich reinkommen?«
    Ich hatte mich bereits umgewandt und starrte erwartungsvoll auf die Tür. »Was führt dich her?«
    Großvater hielt seinen Stock in der einen und den Gitarrenkasten in der anderen Hand. »Ich breche mein Wort. Ich will Karl nicht zurück.«
    »Ich auch nicht.«
    »Pech. Sie gehört jetzt dir. Keine Widerrede. Ich bin sowieso zu alt, um darauf zu spielen, und sie ist zu sperrig, als dass ich sie mit dem Flugzeug nach Hause transportieren könnte.« Er schlurfte ins Zimmer und setzte sich auf den freien Stuhl am Bettende.
    »Fliegst du nach Oregon zurück?«
    »Ist an der Zeit. Ich dachte, ich könnte hier behilflich sein … aber vielleicht war das ein Irrtum. Jetzt, da Hope fort ist, und du in der Klinik ausharrst … Erscheint mir nicht sonderlich sinnvoll, hier noch länger rumzuhängen.«
    »Jedenfalls bin ich froh, dass du hergekommen bist. Und ich

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