Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
Vom Netzwerk:
meiner Großmutter. Ich kann nicht wirklich gut mit Komplimenten für meine Fotos umgehen, weil ich ziemlich schlecht darin bin, sie anzunehmen, und alles lieber ganz schnell wieder herunterspiele. Dabei ist es vielleicht sogar das beste Foto, das ich jemals geschossen habe. Es steckt viel sehr Liebe darin und ist voller schöner Erinnerungen. Außerdem habe ich deswegen vor Jahren sogar ein Jobangebot als Assistentin eines bekannten Fotografen bekommen, zusammen mit einem Scheck für den Gewinn eines Fotowettbewerbs. Ich habe das Geld damals angenommen, den Job aber ausgeschlagen. Heute bereue ich es nur noch stumm in meinem Inneren. Nach außen hin behaupte ich lieber, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei.
    Tristan dreht sich wieder zu mir um, sieht mich aufmerksam an, und ich strecke ihm schnell das Päckchen entgegen. Er kommt auf mich zu, nimmt es, und schon huscht wieder ein kleines Grinsen über seine Lippen.
    »So arbeitest du also, wenn du nicht auf Partys unterwegs bist.«
    Ich nicke und lasse den Blick durch mein kleines Reich gleiten. Es ist nicht viel, aber es ist alles, was ich habe und brauche.
    Tristan lässt das Päckchen in seinen Rucksack gleiten, reicht mir die Quittung, und ich unterschreibe. Als ich zu ihm aufsehe, hat er seinen Blick auf meinen Schreibtisch gerichtet. Dort steht ein Foto von mir und Oliver – und plötzlich weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt oder so, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.
    Moment.
    Es ist eine Selbstverständlichkeit.
    Oliver und ich sind ein Paar, und das seit vielen Jahren. Da ist es nur natürlich, dass ich dieses Foto hier aufstelle. Ich mache einen kleinen Schritt von ihm weg, drehe mich zu meinem Schreibtisch und lächle dabei, vielleicht etwas zu verträumt.
    »Mein Freund.«
    Ich höre, wie Tristan den Rucksack über die Schultern zieht.
    »Hübsches Paar.«
    »Danke.«
    Als ich mich wieder zu ihm drehe, lächelt er mich an. Bei ihm sieht das gar nicht gezwungen aus. Aha.
    »So, ich muss dann auch weiter. Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Er will gerade wieder gehen, als mir etwas einfällt.
    »Ach, Tristan, nur dass du dich nicht wunderst: Ich habe dir vorhin eine Mail geschickt, und meine Freundin wollte wissen, ob du … Sie denkt, du hast … also … mit ihr geflirtet, und ich wollte nur … Sie fragt, ob du am Wochenende vielleicht …«
    »Deine Freundin?«
    »Beccie.«
    Ich klinge wie ein verzweifeltes Teenie-Mädchen, das von seiner besten Freundin vorgeschickt wurde, um zu fragen, ob ein ganz bestimmter Junge sie gut findet. Noch bescheuerter hätte ich mich dabei wohl nicht ausdrücken können. Ich hätte ihn einfach fragen sollen, ob er sich an Beccie erinnert und ob er Lust hat, sich mit ihr am …
    »Die Blonde, richtig?«
    »Ja, sie findet dich sehr nett, und sie wollte wissen, ob du am Wochenende schon was vorhast.«
    »Kommst du mit?«
    »Ähm, nein, ich muss am Freitag arbeiten … auf diesem Event mit dem berühmten DJ aus Berlin.«
    »Ich weiß, ich auch. Ich stehe da an der Tür.«
    »Du bist Türsteher?«
    »Nicht hauptberuflich. Ich helfe nur immer mal wieder aus.«
    »Aha. Dann sehen wir uns da wohl.«
    »Schön. Vielleicht kann ich dir dann ja einen Drink ausgeben.«
    »Sicher. Wieso nicht?«
    Er wirft einen Blick auf die Uhr.
    »Ich muss jetzt leider los, dein Kunde wartet. Bis Freitag.«
    Und bevor ich etwas sagen kann, ist er auch schon aus der Tür. Aber da ich ohnehin nur dann wirklich schlagfertig bin, wenn man mir zwei Stunden Bedenkzeit lässt, wäre mir wahrscheinlich sowieso kein guter Abschiedsspruch eingefallen. Ich stehe da, schaue auf die geschlossene Tür und stelle fest, dass meine E-Mail an ihn eigentlich das genaue Gegenteil von dem aussagt, was ich gerade von mir gegeben habe, und dass die Käfer wahrscheinlich genau deshalb gerade in meinem Bauch eine wilde Schlacht gegen die Schmetterlinge führen.
    Ich werde ihn also wiedersehen. Am Freitag. Ohne Beccie. Ich bin eine schreckliche Freundin.
    Plötzlich spielt mein Handy eine fröhliche Musik ab. Es ist das Signal für den Eingang einer SMS, und schnell lande ich wieder in der Realität. Olivers Bild und Name erscheinen auf dem Display.
    Oli Handy:
    Sorry Süße, das mit heute Abend wird wohl nichts. Mein Zug kommt um kurz nach zehn an. Muss jetzt los, Oli
    Ich setze mich wieder an meinen Arbeitsplatz und betrachte unser gemeinsames Foto. Es ist bei einem der großen Geschäftsessen

Weitere Kostenlose Bücher