Lieblingsmomente: Roman
einem ungewöhnlichen Winkel fotografiert, aber genau deswegen habe ich sie so geliebt. Es waren wunderschöne Momentaufnahmen.
Ich seufze. Heute möchte er am Wochenende abends lieber ausspannen. Er arbeitet einfach viel zu viel. Wenn ich ihn darauf aber direkt anspreche, fasst er es immer gleich als Angriff oder Beleidigung auf, und wir schweigen uns den Rest des kostbaren gemeinsamen Abends während CSI Miami nur noch an. Das möchte ich schließlich auch nicht. Oliver ist nun einmal sehr ehrgeizig, und das gefällt mir an ihm. Er weiß, was er will, und er hat immer ein klares Ziel vor Augen, für das er alles gibt.
Ich finde es gut, dass der Mann an meiner Seite einen guten Job hat, mit dem er im Notfall die Familie ernähren könnte. Das könnte Oliver ohne Zweifel. Trotzdem bin ich auch sehr stolz darauf, selbst einen ordentlichen Beitrag zu unserem Einkommen leisten zu können. Es geht uns finanziell nicht schlecht, und wir haben keinen Grund, uns zu beschweren. Allerdings verlieren wir dadurch auch viel Freizeit und Zeit für uns, nur für uns. Wir machen nur noch wenig zusammen, und es fehlt mir. Er fehlt mir. Die Art und Weise, wie er mich angesehen hat, wenn wir zusammen getanzt haben, und wie er von mir gesprochen hat, wenn seine Freunde im Club gefragt haben, was ich beruflich mache. All das hat sich verändert, und das passiert nun mal in Beziehungen, dessen bin ich mir bewusst. Vielen Freunden geht es ganz ähnlich wie uns. Sie bekämpfen das mit Kurzurlauben und Wochenenden am Bodensee.
Ich schaue wieder hoch zu den Sternen, und anstatt zurück ins Bett zu gehen, setze ich mich alleine auf den großen Sessel, ziehe die Füße an den Körper und stütze mein Kinn auf meine Knie.
So sitze ich eine ganze Weile, bevor ich mich doch wieder neben ihm ins Bett lege und ihn betrachte. Selbst jetzt sitzt seine Frisur perfekt, und sein Brustkorb hebt und senkt sich bei jedem Atemzug. Langsam lege ich meine Hand auf seine Brust, direkt auf sein Herz, und schließe die Augen. Ich spüre seinen Herzschlag in meiner Handfläche und möchte mit diesem Gefühl einschlafen. Doch es dauert keine zehn Sekunden, da schiebt Oliver meine Hand sanft weg und rollt sich auf die andere Seite, ohne wirklich wach zu werden. Ich bleibe auf meiner Seite und starre auf seinen Rücken. Wieso ich ausgerechnet jetzt an Tristan denken muss, weiß ich nicht.
»Hast du meine Hose gesehen?«
Die Sonne fällt durch die Vorhänge, und ich weiß genau, ich habe verschlafen. Was nicht besonders schlimm ist, da ich meine eigene Chefin bin und mich wohl kaum selber feuern würde.
Oliver steht mit einem frischen Hemd und Krawatte, sonst aber nur in Boxershorts bekleidet neben dem Bett und sieht mich fragend an. Er sieht heute wirklich unverschämt fit aus, obwohl er gestern so spät nach Hause gekommen ist und schon vor mir wieder auf den Beinen ist.
»Ich habe sie gestern ins Bad gehängt.«
Er will schon wieder verschwinden, als ich seine Hand ergreife und ihn anlächle.
»Nicht so schnell, junger Mann.«
Er küsst meine Hand und nickt dann zum Wecker neben meinem Bett.
»Ich muss mich beeilen, wenn ich es noch rechtzeitig ins Büro schaffen will.«
Ich lasse ihn also los, denn wäre ich jetzt der Grund für Ärger mit seinem Chef, der mich sowieso nicht besonders gut leiden kann, dann hätte ich heute Abend den Salat – und das möchte ich ganz sicher nicht.
»Heute Abend ist Stammtisch, willst du auch kommen?«
Er spricht mit mir durch eine Tür und einen Flur getrennt, aber ich verstehe ihn auch so. Jeden Dienstag ist Stammtisch mit seinen Jungs im Fischlabor , einer Kneipe in der Nähe unserer Wohnung. Er lässt diesen Termin nur äußerst selten und sehr ungern sausen. Weil ich manchmal gerne der Prototyp einer perfekten Freundin sein möchte, sage ich nicht viel dazu. Ich gönne ihm diesen wöchentlichen Ausgang und treffe mich dann meistens einfach mit Beccie. Trotzdem freut es mich, dass er wenigstens fragt.
»Nein, geh du nur alleine.«
Er kommt völlig bekleidet wieder ins Schlafzimmer und wirft einen prüfenden Blick in den Spiegel. Er sieht sehr gut aus im Anzug. Er kann ihn tragen, ohne dabei verkleidet zu wirken.
»Okay, grüß Beccie von mir. Und wir haben keinen Kaffee mehr, kannst du vielleicht welchen besorgen?«
»Klar.«
»Einen schönen Tag wünsch ich dir.«
»Ich dir auch, und ich lieb dich.«
Er kommt noch einmal zu mir, küsst mich sanft auf die Lippen und zwinkert mir zu.
»Lass dich nicht
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