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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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sie jung und verliebt waren. Mütter jagen Kindern hinterher und versuchen, die kleine Sauerei, die durch das schmelzende Eis entstanden ist, zu verhindern oder zumindest einzudämmen, während Väter die Kinderwägen im Schatten der Bäume bewachen. Jungs in locker sitzenden Hosen und schrägen Basecaps springen mit ihren Skateboards über die Treppen und versuchen, mit ihren Flips oder Grabs die Mädchen zu beeindrucken, die sich trotz ihrer noch nicht ganz abgeschlossenen Pubertät und ihren Starbucks-Bechern wie Carrie Bradshaw fühlen. Dazwischen tummeln sich, wie immer um die Mittagszeit, die Anzugträger – viele Manager, die aus den klimatisierten Büros ins Freie eilen, um ein flüchtiges Mittagessen zu verschlingen, und kaum die Zeit haben, Stuttgart so zu erleben, wie ich es jetzt erleben darf. Fast ärgere ich mich, dass ich meine Kamera im Büro zurückgelassen habe, denn es drängen sich so viele Motive auf. Und obwohl ich meine Pubertät schon lange in Rente geschickt habe, fühle auch ich mich ein kleines bisschen wie ein Teenager. Ich hoffe, ihn zwischen all den Leuten hier überhaupt zu finden, aber ich mache mir da keine Sorgen. Immerhin habe ich sein Gesicht in der Menge auch beim ersten Mal gefunden.
    Er sitzt auf einer der großen Stufen, die nach unten führen, und scheint in seiner eigenen Welt versunken zu sein. Ab und an schaut er sich suchend um. Ich streiche schnell mein T-Shirt glatt und gehe dann mit mutigen Schritten auf ihn zu.
    Dank dem dm -Markt in der Nähe meines Büros habe ich schnell noch etwas Make-up besorgen können, um mich zumindest ein kleines bisschen chic zu machen, denn als ich heute Morgen meine Wohnung mit nassen Haaren und einem rasch gegriffenen T-Shirt verlassen habe, hatte ich nicht gerade diesen Verlauf meines Tages im Sinn. Er erkennt mich auf halber Strecke und steht auf. Wieder will mir seine Größe zuerst auffallen, aber heute nehme ich mir vor, andere Dinge an ihm zu bemerken. Dinge, die beim ersten Betrachten vielleicht nicht auffallen. Ich bin eine Liebhaberin von Details, und Tristan wird heute mein neues Studienobjekt. Das werde ich ihm natürlich nicht sagen.
    Er trägt dunkelgraue Jeans, die bis zu den Waden hochgekrempelt sind, ein blaues ärmelloses Shirt, das er bei so durchtrainierten Armen gerne öfter tragen kann, und zu meiner Überraschung ist das Pflaster über seiner Braue verschwunden. Als er auch mich entdeckt, stiehlt sich ein Grinsen auf seine Lippen, und während er auf mich zukommt, nimmt er seine Sonnenbrille ab. Das gehört sich so. Er sieht also nicht nur gut aus, er hat auch noch Manieren. Vor allem aber hat er ein ziemlich blaues Auge, aus dem es hellgrün heraus leuchtet, nein, strahlt. Sein Blick bringt die vielen kleinen Käfer in meinem Kopf erneut zum Surren.
    »Hey, Layla.«
    »Hi, Tristan.«
    Wir reichen uns etwas ungelenk die Hände, weil wir wohl beide irgendwie von einer Umarmung ausgegangen sind, uns im letzten Moment aber doch dagegen entschieden haben.
    »Hast du Hunger?«
    Ich nicke, da ich seit seiner E-Mail keinen Bissen mehr herunterbekommen habe und inzwischen nach diesem Burger hungere, wie ein Teenagermädchen auf den Kinostart von Twilight .
    »Schön, dass du an mich gedacht hast … also wegen des Mittagessens. Ich esse nämlich nicht gerne alleine. Zu Mittag.«
    Ich sollte es vielleicht doch lieber erst mal beim Nicken belassen.
    »Und ich finde es schön, dass du so spontan zugesagt hast.«
    Er grinst mich an, und ich muss nach oben sehen, um ihn anzuschauen. Irgendwann werde ich ihn fragen, wie groß er ist. Sicher, ich könnte manchmal als Hobbit durchgehen, aber er muss wirklich an die zwei Meter groß sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich reiche ihm ja gerade mal bis zur Schulter. Also fast. Er grinst mich immer noch gut gelaunt an.
    »Dein Auge sieht heute schlimmer aus als gestern.«
    Was? Er lacht kurz auf, und ich bin überrascht. Nicht von meiner dämlichen Feststellung, sondern von seinem Lachen. Ich habe es mir anders vorgestellt, tiefer, irgendwie bebend, aber es klingt fast wie das eines frechen Jungen. Sofort habe ich wieder das Bild von Facebook vor meinem geistigen Auge, das Lachen und die Unbeschwertheit.
    »Danke. Wie charmant.«
    »Gerne.«
    Wir setzen beide unsere Sonnenbrillen wieder auf, gehen nebeneinanderher, und zwischen all den anderen Menschen fallen wir nicht weiter auf.
    Kurz darauf biegen wir in die Calwer Straße ein, wo sich der Burgerladen befindet, und

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