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Lieblingsstücke

Lieblingsstücke

Titel: Lieblingsstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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fährt sie mich heim und hat auch schon wieder so viel Atem, mir ein neues Seminar vorzuschlagen. Aura Soma.
    »Ich bin doch schon wiedergeboren, das sollte erst mal reichen!«, wehre ich die Idee ab. »Außerdem fliege ich morgen nach New York und habe deshalb gar keine Zeit.«
    »Wow«, ist sie beeindruckt, »wo wohnst du denn da?«
    Eine interessante Frage. Vor allem, weil ich mir darüber noch keinerlei Gedanken gemacht habe.
    »Ich weiß es noch nicht. Muss mir noch was buchen«, antworte ich und gerate direkt ein bisschen in Panik. Aber wozu gibt es Internet. Ich versuche mich daran zu erinnern, wo Christoph übernachtet. Hat er mir das überhaupt gesagt? Habe ich es wieder vergessen oder nie gewusst? Hoffentlich hat er irgendwo einen Zettel liegen lassen. Ich meine, das wäre ja das Mindeste. Schließlich sollte man als Ehefrau ja wissen, wo der Mann nächtigt.
    Annabelle will, ehrlich gesagt zum Glück, nicht mehr mit reinkommen. »Ich muss über meine Geburtstraumata
nachdenken«, und ich schaffe es, ins Haus zu huschen, bevor sie den Fleck bemerkt. Entkommen!
    Mein Vater sitzt im Keller. Ich locke ihn mit einem Glas Rotwein nach oben und erkläre ihm meine Idee. Ich lasse allerdings zunächst weg, dass ich längst gebucht habe.
    »Schaff ich. Mach nur«, sagt mein Vater. Er habe zwar Sonntag noch was vor – aber ansonsten kein Problem. Im Gegenteil. »Das ist eine sehr gute Idee, Andrea. Dein Mann war nicht gerade begeistert, dass du nicht da warst, um ihn zum Flughafen zu fahren. Und dann noch diese komischen Andeutungen von Mark. Ich habe mir auch schon leichte Sorgen gemacht. Ein Fall in der Familie langt doch wirklich. Nicht, dass wir hier in einer Männer-Wohngemeinschaft enden!«
    »So ein Quatsch. Übrigens, wo wart ihr denn eigentlich alle?«, will ich wissen.
    »Na ja«, antwortet er, »Claudia bei einer Freundin und ich bei Tamara. Die wollte unbedingt, dass ich ihre Käsetorte probiere. Da konnte ich doch nicht nein sagen. Ich meine, man will ja nicht unhöflich sein.«
    Ich stimme zu und frage, was er denn Sonntag vorhabe. »Triffst du dich mit Mama?«, frage ich hoffnungsfroh.
    Er antwortet nicht direkt, sieht aus, als müsse er erst überlegen. Dann sagt er: »Äh, nein, also ich treffe einen alten Freund. Von ganz früher. Den kennst du nicht.«
    Das ist ja interessant. Einen alten Freund. Hoffentlich heißt der nicht Iris oder Tamara. Ich entscheide mich, einfach zu nachzufragen: »Papa, heißt dein Freund vielleicht Iris oder Tamara?«
    Er ist entrüstet. »Also wo denkst du hin, Andrea? Natürlich nicht.«
    Jetzt bin ich doch ein klein bisschen beruhigt. »Papa,
noch eine Frage. Weißt du vielleicht, in welchem Hotel der Christoph ist?«
    »Ich glaube, der hat Marriott gesagt. Doch ja, Marriott. Irgendwo mittendrin in New York.«
    »Du bist ein Segen«, freue ich mich und beschließe, das gleich mal zu googeln.
    Wir verabschieden uns, schließlich muss ich mitten in der Nacht los und will meine Familie nicht um vier Uhr wecken, um Tschüs zu sagen.
    »Kannst du es den Kindern erklären?«, bitte ich meinen Vater noch, bevor er ins Hochbett kriecht.
    Zum Abschied gibt er mir ein weiteres Sprichwort mit auf den Weg: »Des Menschen Wille ist seine Hölle.«
    Was er wohl damit sagen will? Ich frage nicht nach.
     
    Es wird eine sehr kurze Nacht. Ich buche zwei Nächte im Marriott Hotel an der Vierzigsten Straße. Eine Art Roulett, denn es gibt mehr als sieben Marriotts in New York. Im Internet zu buchen, ist in der Theorie eine sehr praktische Angelegenheit. In der Praxis jedoch oft recht mühsam. Immer wenn man alles ausgefüllt hat, Kreditkartennummer und irgendwelche Codes eingegeben hat, stürzt irgendwas ab. Die Preise sind schockierend. Obwohl das Hotel nur zwei Sterne hat (wahrlich recht übersichtlich), kostet es für zwei Nächte knapp vierhundertfünfzig Dollar. Zum Glück steht der Dollar günstig, aber es bleiben trotzdem gut dreihundert Euro. Für zwei Nächte in einem Zwei-Sterne-Hotel. Die spinnen echt, die Amis! Aber immerhin fliege ich umsonst. Weil ich schon mal im Netz bin, buche ich noch einen Shuttle vom Flughafen in die Stadt für siebzehn Dollar. Wenn schon das Hotel solch eine Stange Geld kostet, kann ich ja wenigstens beim Taxi sparen. Nachdem
ich gepackt habe, meinem Vater und den Kindern Zettel hingelegt habe, bleiben mir genau noch drei Stunden zum Schlafen.
    Ich träume verrückte Sachen. Frau Rupps, die Lehrerin meiner Tochter, und Herr Lümmert von der

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