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Lieblingsstücke

Lieblingsstücke

Titel: Lieblingsstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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gewisse Ernüchterung. Es ist ein Van, vollgestopft mit mindestens zehn Leuten.
    »No luggage?«, fragt mich der Fahrer.
    »No, my luggage prefered to go to Hawaii!«
    Er grinst und scheint erleichtert. Kein Wunder, wenn man sich den Kofferraum des Wagens anschaut. Da wäre nicht einmal mehr Platz für einen Kinderrucksack. Auch im Inneren des Vans ist es proppenvoll. Ich quetsche mich neben eine unfreundlich guckende Asiatin, die offensichtlich nicht begeistert ist, dass ich auch noch mitfahren will. Ich erspare mir einen Kommentar. Schließlich sollten doch gerade die Asiaten diese Enge gewöhnt sein. Ich meine, man kennt doch die Bilder aus den U-Bahnen, wo die Menschen sich fast stapeln. Auf mein freundliches »Hi« antwortet jedenfalls keiner. Egal, ich suche keine Freunde fürs Leben, sondern will einfach nur in mein Hotel.
    Etwa eineinhalb Stunden später bin ich immer noch nicht dort. Der Fahrer hat aber zwischenzeitlich getankt und immerhin schon die Hälfte der Busladung abgeliefert. Auch die Muffel-Asiatin bin ich los. Der erste Eindruck von New York ist, wie die Amis so schön sagen, breathtaking.
Atemberaubend. Man hat das Gefühl, von den Häuserschluchten verschlungen zu werden. Unser Van wird immer leerer, und bei jedem Stopp hoffe ich, endlich dran zu sein.
    »When are we reaching the Marriott?«, grabe ich wieder ein bisschen Schulenglisch aus. Leider antwortet der Fahrer nicht, was natürlich damit zu tun haben könnte, dass er die Stöpsel seines MP - 3 -Players in den Ohren stecken hat. Ein Fakt, den ich, bei dem hier herrschenden Verkehr, nicht gerade beruhigend finde. Aber da ich nicht seine Mutter bin und vor allem nicht möchte, dass er mich, einfach so, irgendwo ablädt, halte ich den Mund. Mittlerweile sind wir knapp zwei Stunden unterwegs, und ich habe den Eindruck, dass wir ständig durch dieselben Straßen kurven. Vielleicht sieht aber alles auch einfach nur so ähnlich aus. Ich nehme meinen Mut zusammen und schreie meine Frage nach vorne.
    »The Marriott Hotel, are we there soon?« Kein tolles Englisch, aber so laut gebrüllt, dass es wahrscheinlich bis in die Bronx zu hören ist.
    Der Fahrer dreht sich zu mir um und sagt nur: »It’s not in the center. Wait.«
    Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Was heißt, es ist nicht im Center? Genau darauf habe ich doch bei der Buchung geachtet. Nicht, dass der mich zum falschen Hotel fährt. Der Mann, der außer mir noch im Bus sitzt, spricht mich an. Er ist Holländer, kann aber wirklich prima Deutsch sprechen.
    »Ich muss auch ins Marriott. Keine Angst.«
    Angst habe ich auch keine, aber eben auch nur zwei Tage Zeit, und diese zwei Tage möchte ich ungern im Flughafen-Shuttle verbringen. Das kommt von meiner
Sparsamkeit. Mit einem Taxi wäre ich längst im Hotel und hätte wahrscheinlich schon den einen oder anderen Drink gekippt. Ich könnte mir selbst eine scheuern.
    Jetzt geht es eindeutig raus aus der Innenstadt. Wo will der denn hin?
    »Hey, excuse me«, versuche ich erneut in Sprachkontakt mit dem Fahrer zu kommen, »where are you going?«
    Ich bin ziemlich froh, dass auch der Holländer noch im Bus sitzt. Ansonsten hätte ich jetzt gewisse Bedenken. Mit einem wildfremden Mann quer durch eine wildfremde Stadt – das ist mir doch etwas unheimlich. Man liest ja immer wieder solche Geschichten, und vielleicht ist der Holländer gar kein Holländer und ein Komplize des Fahrers und nur da, um mich in Sicherheit zu wiegen. Werde ich in wenigen Minuten meine Handtasche los sein und mitten in Harlem auf der Straße stehen? Mit nichts außer meinen Klamotten am Leib? Oder, noch schlimmer, werden sie mir die Tasche abnehmen und mich dann in einem finsteren Winkel des Central Parks entsorgen? Was kann ich tun? Den Fahrer zum Anhalten zwingen oder wenigstens noch jemanden anrufen, damit man nachher immerhin weiß, wer mich um die Ecke gebracht hat? Jetzt habe ich doch Angst. Vor allem, weil der Fahrer sich keinen Deut um meine scheue Anfrage geschert hat. Ich wende mich an den Holländer. Wenn der mich nett findet, kann mir das vielleicht helfen. Man bringt doch niemanden um, den man sympathisch findet, oder?
    »Ich finde das hier ein bisschen komisch!«, sage ich zu dem Niederländer.
    »Nervig ja, aber komisch wieso?«, fragt er zurück.
    »Na ja, es dauert so lang!«, beklage ich mich und denke, wenn er ein Komplize ist, kann er sich aber verdammt gut
verstellen. So ein freundlicher Mann kann kein Killer sein. Andererseits, sagt man nicht

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