Liebst du ihn noch immer
angenehmer machen zu können. Vielleicht hatte er auch gehofft, sie würde sich wunderbarerweise in eine gefühlsduselige, törichte Frau verwandelt haben, die er nicht mehr anziehend finden konnte und die deshalb keine Gefahr mehr für ihn bedeutete.
Unglücklicherweise sah sie besser aus denn zuvor und war so faszinierend wie eh. Shannas Erwachen war dann der letzte Strohhalm gewesen. Er wußte, wie unhöflich es war, das Baby nicht sehen zu wollen. Aber um seines Seelenfriedens wegen hatte er es einfach nicht gewagt, länger zu bleiben.
Rebell legte eine Pfote auf die Bettkante und stupste Rusty mit seiner kalten feuchten Schnauze.
„Hast du deine Knochen gepackt, mein Freund?" Automatisch kraulte Rusty dem Tier den Nacken. „Sieht aus, als würden wir früher als erwartet in Kalifornien sein. Lieber nehme ich's mit Erdbeben auf als mit den Erschütterungen, denen ich hier ausgesetzt bin."
Shanna war zwei Wochen alt, als die Großmutter widerstrebend die Koffer packte und ein Flugzeug nach Austin nahm. Kate hatte den Besuch ihrer Mutter genossen, doch sie freute sich nun auch darauf, die Verantwortung allein zu übernehmen.
„Jetzt bleiben nur noch wir beide, Liebling." Lächelnd beugte Kate sich über die Wiege. „Deine Großmutter mußte zurück, um dem Grandpa im Restaurant, zu helfen. Dein Daddy würde hier sein, wenn er könnte. Er schaut aus dem Himmel auf uns herab. Und Rusty... na ja, er hatte wohl zu viel zu tun, um vorbeischauen zu können. Aber du und ich, wir brauchen niemanden sonst." Kate nahm die Kleine hoch und drückte sie an sich. Sanft streichelte sie ihren Rücken und legte sie ins Bettchen zurück, als sie eingeschlafen war.
Wahrscheinlich würde Shanna bis zum nächsten Stillen um zehn Uhr durchschlafen. Das bedeutete, daß Kate den ganzen Abend für sich hatte. Es war immer noch zu heiß, um draußen zu sitzen. Kate griff nach dem Telefonhörer, um eine Freundin anzurufen und zu fragen, ob sie sie besuchen wolle. Aber es war Freitagabend, und sicher hatten da alle andere Pläne, und der Gedanke, jemand könne sie aus Mitleid besuchen, entsetzte sie.
Also legte sie den Hörer auf die Gabel zurück.
Sie nahm sich ein Buch und machte es sich damit auf dem Sofa bequem. Doch immer wieder wanderte ihr Blick zum Telefon. Ob Rusty wohl zu Hause war? Er hatte sie sonst mindestens einmal am Tag angerufen und über die neuesten Vorgänge bei C-Breeze, informiert. Aber seit jenem ersten Abend ihres Klinikaufenthalts hatte er sie nicht mehr besucht.
Sie vermißte die gemütlichen Abende mit ihm und mußte sich eingestehen, daß sie jetzt niemanden lieber sehen würde als ihn. Aber sicher hatte er gerade ein Rendezvous. Das würde auch erklären, warum er gar nicht mehr gekommen war, nicht einmal um das Schwimmbecken zu benutzen. Zwar freute es sie, daß er vielleicht hier am Ort eine Freundin gefunden hatte, und dennoch tat es ihr leid, daß er die Gesellschaft einer anderen der ihren vorzog. Das Gefühl grenzte so nahe an Eifersucht, daß Kate über sich selbst entsetzt war. Schließlich war es ja ganz normal, daß er Besseres vorhatte, als seine Freizeit mit seiner Chefin und deren Baby zu verbringen.
Entschlossen versuchte Kate sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Es war vernünftiger, sich mit dem Liebesleben der Helden zu beschäftigen, als über jenes von Rusty zu spekulieren. Er war erwachsen und konnte tun, was er wollte. Es interessierte sie nicht, wie er seine Freizeit verbrachte. Nicht einen Deut interessierte es sie.
Die Türglocke schreckte sie auf, und das Buch rutschte zu Boden, als Kate auf die Füße sprang. Sie warf einen Blick durch das Fenster neben der Tür und zögerte ein paar Sekunden. Was konnte Rusty um diese Abendstunde wollen? Zum Schwimmen war er immer gleich in den Garten gegangen. War in C-Breeze etwas passiert? Hatte er einen Nachfolger geffunden, oder kam er, um zu sehen, wie es ihr und dem Baby ging?
Voll banger Erwartung öffnete sie die Tür. „Hallo Reisender, ist das ein geschäftlicher Besuch oder ein privater?" fragte sie geradeheraus. Sie fand, sie sei zu alt, um Spielchen zu spielen.
Über sein ernstes Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, so als begrüße er ihre" Offenheit. „Beides, denke ich. Ist deine Mutter wieder wohlbehalten in Austin angekommen?"
Kate trat beiseite, und Rusty folgte ihr ins Wohnzimmer. „Ja, vor zwei Stunden hat sie angerufen. Dad ist froh, daß sie wieder da ist. Es scheint, die Kunden haben sich beschwert, daß
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