Liebst du ihn noch immer
Unterhaltung um das Baby. Kate warf Rusty einen prüfenden Blick zu, um zu sehen, ob ihn das Thema langweilte. Sie wünschte sich sehr, daß er an allem, was Shanna anging, interessiert wäre. Das war mehr als normaler mütterlicher Stolz. Shanna war jetzt ein sehr wichtiger Teil ihres Lebens, und es lag ihr daran, daß ihr Freund Rusty, der ihr auch wichtig war, ihre Freude teilte.
Er lauschte höflich und warf sogar ein paar kenntnisreiche Fragen in die Unterhaltung. Aber als aus dem Kinderzimmer Geräusche Shannas Aufwachen verkündeten, stand er sofort auf und ging zur Tür.
„Ich mache mich wohl lieber auf den Weg, bevor Rebell die Tür verschließt und mich nicht mehr einläßt.” Er schenkte Margie sein charmantestes Lächeln und fügte hinzu: „Das Essen war köstlich. Von Ihrer Tochter wußte ich schon, was für eine ausgezeichnete Köchin Sie sind. Sie hat nicht übertrieben. Jetzt weiß ich, woher Kate ihre Kochkünste hat."
„Vielen Dank", erwiderte Margie. „Aber ich muß zugeben, daß Kates Vater sich auch sehr gut in der Küche auskennt. Sie müssen mit Kate zum Erntedankfest nach Austin kommen. Wir servieren Truthahn, den wir eigenhändig geräuchert haben, und ich garantiere Ihnen, er ist hauchzart."
„Hört sich verlockend an. Aber um die Zeit werde ich wohl nicht mehr in der Gegend sein. C-Breeze hat sich so gut entwickelt, und Kates Baby ist frühzeitig auf die Welt gekommen, da denke ich, daß ich bis zum Ende des Sommers jemanden finde, der mich ersetzen kann. Den Winter werde ich wahrscheinlich in Kalifornien verbringen und mich dann im Frühjahr nach Alaska aufmachen. Es soll dort sehr schön sein."
„Mein Onkel lebte ein paar Jahre in Alaska, und er hat es genossen", berichtete Margie ohne zu bemerken, wie geknickt ihre Tochter plötzlich war. „Das werden Sie bestimmt „auch." Mit einem Blick zum Kinderzimmer sagte sie: „Ich sehe jetzt nach Shanna. Sie werden doch wohl noch mal zum Essen kommen, solange ich hier bin."
Kate stand auf und folgte Rusty zur Eingangstür. Er bemerkte, daß ihre Bewegungen schwerfällig waren und fragte: „Geht es dir wirklich gut? Ich habe gar nicht den Eindruck."
„Ich fühle mich nicht schlecht. Aber wenn ich eine Weile sitze oder liege, bin ich ganz steif." Dann fügte sie hinzu: „Ich werde mich beeilen, daß ich wieder auf die Beine komme, damit du so schnell wie möglich nach Kalifornien kannst." Sie bedauerte die Worte, kaum daß sie ausgesprochen waren, denn sie klangen ungemein bitter. Sie empfand Enttäuschung, daß er immer noch entschlossen war, so bald wie möglich weiterzuziehen, denn sie hatte gehofft, daß ihr Versprechen auf Partnerschaft ihn zum Bleiben verlocken würde. Und ihr bedeutete die schnell entstandene aber tiefgehende Freundschaft sehr viel - aber offensichtlich ihm nicht.
Rusty tat einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus. Doch als seine Finger leicht den Seidenärmel berührten, zog er sie zurück. „Nach diesem Sommer wirst du mich nicht mehr brauchen."
„Aber ich dachte, C-Breeze bedeutet dir etwas, und ich war auch der Meinung, daß wir gut zusammenarbeiten. Ich hatte gehofft... "
Er schob die Hände so tief in die Taschen, wie die engen Jeans es erlaubten. Das schien ein Ersatz zu sein, um seine Hände während seiner Entgegnung beschäftigt zu halten. „C-Breeze bedeutet mir etwas, und ich arbeite gern mit dir zusammen. Doch ich möchte mich jetzt einfach noch nicht festlegen. Und je länger ich bleibe..." Stirnrunzelnd ließ er den Satz unbeendet. „Es eilt mir nicht mit dem Fortgehen. Aber wir wissen doch beide, daß ich nicht für immer bleiben kann."
Warum nicht? Der Gedanke schoß ihr durch den Kopf, doch sie sprach ihn nicht aus. Die Worte „für immer" hatte sie in letzter Zeit nicht oft benutzt. Seit Dougs unerwartetem Tod hatten sie eine ganz andere Bedeutung für sie bekommen. Es gab kein „für immer", und sie wußte nicht, warum es sie so verstörte, daß Rusty nicht zustimmte.
Sie versuchte sich, ihre widersprüchlichen Gefühle nicht anmerken zu lassen. „Ja, du warst immer sehr ehrlich zu mir", bestätigte sie. „In zwei Wochen werde ich wieder im Büro sein. Sobald du meinst, daß die Firma sich stabilisiert hat, sehen wir uns nach einem Piloten um, der deinen Platz einnehmen kann."
Für einen langen Augenblick senkte sich sein Blick in den ihren. Seine Miene spiegelte all die Emotionen wider, die sie fühlte: Kummer, Besorgnis, Verwirrung. Sie wußte nicht, warum er
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