Liebst du ihn noch immer
leicht zu befriedigen. „Wer dann?" Ihr dämmerte, daß es vielleicht eine Frau aus seiner Vergangenheit sein mochte. Sie hatte einen Kloß im Hals und konnte kaum sprechen. Aber sie mußte es wissen.
„Oder ist es jemand, den du schon kanntest, bevor du hierher kamst?"
„Ist nicht wichtig, wer sie ist. Aber das ist teilweise der Grund, weshalb ich heute abend kam. Ich stoße bei ihr auf keine Gegenliebe, und ich möchte einen Schlußstrich ziehen, bevor ich mich vollends zum Narren mache.”
Mit einer Verzweiflung, die sie selbst nicht verstand, mußte Kate einfach wissen, wer die Frau war. „Vielleicht kann ich helfen. Ich könnte zu ihr gehen und geschickt herauszufinden versuchen, was sie von dir hält. Und, um ehrlich zu sein, ich kann mir gar nicht vorstellen, daß sich eine Frau nicht für dich interessiert. Wir kennen uns knapp zwei Monate, und ich fühle mich dir näher als irgend jemandem sonst, außer meinen Eltern. Dich muß man einfach gern haben."
Er griff nach ihren Schultern und umfaßte sie fest und zugleich zärtlich. „Du verstehst nicht. Diese Frau ist nicht frei."
„Ist sie verheiratet?"
„Na ja, nicht direkt." Er zögerte. „Aber ich glaube, sie ist noch nicht soweit, an eine neue Verbindung zu denken. Was mir im Grunde ja auch paßt, denn ich will mich auch noch nicht binden."
„Ich finde es traurig, daß zwei Menschen nicht zusammenkommen können. Vielleicht unterschätzt du die Macht der Liebe. Vielleicht hält sie mehr von dir, als du glaubst. Und du bist vielleicht doch bereiter, dich zu verlieben, als du denkst."
Für einen Augenblick bedachte er ihre Worte und schüttelte dann den Kopf. „Ich glaube nicht."
„Ich bin eine Frau. Vertrau mir. Ich bin überzeugt, sie wäre froh, zu erfahren, wie du fühlst."
Einer seiner Mundwinkel hob sich. Ihre Worte schienen ihn zu amüsieren, dabei hatte Kate es ganz ernst gemeint. „Du meinst also, ich sollte ihr meine Gefühle gestehen?"
„Ja, das meine ich. Es wäre eine Schande, wenn du verschwindest, ohne ihr die Wahrheit zu sagen."
Sein Griff wurde fester, und er sah Kate offen und voller Zweifel an. „Na gut, aber vergiß nicht, daß du mich dazu überredet hast."
Sie nickte, aber jetzt, da der Augenblick der Wahrheit nah war, scheute sie davor zurück zu erfahren, wer die Glückliche war, die Rustys Herz gewonnen hatte. Doch sie hatte versprochen, ihm zu helfen, und so ermunterte sie ihn mit einem schwachen Lächeln: „Sag mir, wer sie ist, und ich tue alles, was ich kann, um dir zu helfen."
„Das ist doch zu verrückt. Du bist die Letzte, mit der ich diese Unterhaltung führen sollte."
„Und warum?"
Sein Ausdruck wurde ernst. Er sah sie an, als suche er nach einem Rettungsanker. „Ich muß verrückt sein, dir das zu sagen", begann er mit einem fast entschuldigenden Lächeln. „Ich glaube immer noch, die einzige Lösung für mich ist, fortzugehen. Denn diese Frau, Kate Cramer, die bist du." Ohne den Blick von ihr zu lassen, erwartete er die Reaktion auf sein Geständnis.
Zuerst, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung. Ihr Mund öffnete sich, aber kein Wort kam heraus.
Rustys Blick wanderte zu ihren weichen, wohlgeschwungenen Lippen. Er hatte sich nie erlaubt, darüber nachzudenken, wie sie sich anfühlen oder wie sie schmecken mochten. Doch des Nachts hatte er qualvolle Träume gehabt, die wahrscheinlich die Realität bei weitem überstiegen.
Ohne nachzudenken, senkte er den Kopf. Es würde die Sache bedeutend erleichtern, wenn sie wie ein Fisch küßte und ihm angewidert eine Ohrfeige gab. Aber vom ersten Augenblick, da er den warmen Mund an seinem Mund spürte, schmolzen all seine Vorsätze dahin.
Sie mußte zu entsetzt gewesen sein, um sich zu wehren, denn ihr Mund nahm den Kuß nicht nur hin, sondern erwiderte ihn sogar. Er zog sie an sich, bis ihr Körper eng an dem seinen schmiegte, während seine Lippen den Kuß weiter auskosteten.
„Harfenklänge und Schalmeien!" Wehmut lag in seinem Ton.
Kate wußte, worauf er anspielte, aber sie wagte nicht zu sprechen, damit er nicht merkte, wie der Kuß all ihre Sinne aufgewühlt hatte.
„Kate... Kate, hast du sie nicht gehört? Hast du es nicht gefühlt? Ach, was hast du mir angetan?" murmelte er dicht an ihrem Gesicht. „Und was soll ich nur mit dir machen?"
Sie legte ihren Kopf an seinen Hals und gestattete sich, ein paar Sekunden so zu verharren, bevor Rusty sie sanft von sich schob. „Das hätte nicht passieren dürfen", sagte sie leise. Die
Weitere Kostenlose Bücher