Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
Vom Netzwerk:
Kaffee wieder auszuspucken.
    „Ich weiß, ein bisschen stark“, sagte ich und probierte ebenfalls. Gar nicht so schlecht wie ich erwartet hatte. Die Milch machte den Unterschied. „Versteh mich nicht falsch: Was du erzählst interessiert mich, wirklich. Aber du erzählst es aus dem falschen Grund. Ich bin nicht sauer, dass du nicht angerufen hast. Zugegeben, ich habe mich die vergangene Woche immer mal kurz darüber geärgert, aber sauer bin ich nicht. Deswegen nicht und auch nicht wegen irgendetwas anderem.“
    Felix stellte seine Tasse ab und schob sie so weit wie möglich von sich weg. Dann sah er mich ernst an. „Aber irgendetwas ist mit dir.“
    Ich versuchte ein Grinsen. „Bildest du dir neuerdings ein, so etwas wie Empathie zu besitzen?“
    „Ich meine es ernst, Maja.“
    Ich musste lachen. „Ich auch!“
    Felix musste ebenfalls lachen. Doch schon einen Moment später zwang er sich abermals zu einer ernsten Miene. „Du hast ja Recht. Wenn du nicht darüber reden willst, bin ich wohl der letzte, der dir das zum Vorwurf machen kann.“
    „Wie wahr.“
    In diesem Moment schlurfte ein schlaftrunkener Daniel in die Küche. Er steuerte direkt auf die Kaffeemaschine zu, nahm meine benutzte Tasse von um sechs Uhr von der Spüle und goss sich bis zum Rand Kaffee ein.
    „Das solltest du besser nicht trinken“, warnte Felix.
    Daniel starrte uns an, als würde er uns gerade zum ersten Mal wahrnehmen. Stumm führte er die Tasse zum Mund. Im nächsten Moment spuckte er den Kaffee in hohem Bogen wieder aus.
    „ Iiiih“, sagte ich.
    „Was ist das?“, stammelte Daniel, das Gesicht geschockt verzerrt.
    „Tut mir leid, das ist meine Schuld“, sagte Felix. „Eigentlich wollte sie mich damit umbringen. Du warst nur zur falschen Zeit am falschen Ort.“
    „Felix? Was machst du hier?“
    „Es ist aufgewacht“, stellte ich fest.
    „Setz dich zu uns“, sagte Felix. „Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal kommen kann, also müssen wir dieses Wochenende so gut wie möglich nutzen.“
     
    Wir nutzten das Wochenende so gut, dass Daniel Felix am Sonntagabend nicht einmal mehr mit zum Zug bringen konnte, weil er sich völlig fertig ins Bett gelegt hatte. Wir waren nonstop unterwegs gewesen: Schlittschuhlaufen, Benni besuchen, Essen gehen, ins Kino und dann wurde die Nacht durchgetanzt. Am nächsten Morgen stand Frühstück an, gemeinsam joggen (das hatte mir persönlich den Rest gegeben), Mittagessen, Spaziergang, Kaffeetrinken und die ganze Zeit Reden, Reden, Reden. Sowohl Daniel als auch ich kannten inzwischen jede einzelne Person, die Felix während der letzten Woche in München kennengelernt hatte, beim Namen. Es war offensichtlich, wie sehr Felix sein neues Leben genoss, auch wenn er mit der Arbeit an sich noch nicht zufrieden war. Doch er befand sich unübersehbar auf einem sehr guten Weg. Und obwohl Daniel und ich Felix‘ Erzählungen meist nur kommentierten, waren es vor allem wir beide, die Sonntagabend komplett erschöpft waren. Während Felix aussah, als könne er noch Wochen so weiter machen. Was aber auch daran liegen konnte, dass Daniel und ich durch die Clubnacht am Freitag mit einem Handicap ins Rennen gegangen waren. Mein Körper war dafür, es Daniel gleichzutun und einfach schlafen zu gehen. Felix hatte sogar selbst gesagt, dass ich ihn nicht unbedingt zum Bahnhof begleiten müsste. Ich setzte mich jedoch sowohl gegen ihn als auch gegen meinen Körper durch. Und das hatte einen ganz bestimmten Grund.
    Es war viertel v or sieben. Der Zug sollte erst um halb acht abfahren, also kauften wir uns je einen Coffee to go und setzten uns auf eine Bank am Gleis.
    „Ein Gutes hatte deine Kaffee-Vergiftungsaktion gestern Morgen“, sagte Felix.
    „Ach ja?“
    „Auf einmal kommt mir der Bahnhofskaffee geradezu lecker vor.“
    Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen.
    Er verschüttete etwas Kaffee, direkt auf seine hellblaue Jeans. Seltsamerweise sprang er weder panisch auf, noch warf er mir irgendeine Beleidigung an den Kopf. Er sah mich nur an und grinste.
    „Was?“, fragte ich.
    „Irgendwie hab ich das vermisst.“
    „Dass ich deine Kleidungsstücke ruiniere? So oft kam das auch wieder nicht vor.“
    „Ach was, Kaffee geht doch wieder raus.“ Er hielt einen Moment inne. Seine Augen weiteten sich erschrocken. „Oder?“
    „Keine Ahnung, ehrlich gesagt.“
    „Du Hexe, kannst du nicht aufpassen?“, schrie er, und rubbelte hektisch auf seiner Jeans herum.
    „So machst du es nur schlimmer“, ließ

Weitere Kostenlose Bücher