Liebster Mitbewohner
ich ihn wissen und nahm einen Schluck aus meinem Pappbecher. „Du reibst den Fleck noch in den Stoff rein.“
Sofort nahm Felix die Finger von seiner Jeans. „Du hast Recht.“
„Hm- mh. Sag mal, hast du das ernst gemeint? Dass du mich vermisst hast?“
„ So hab ich das gar nicht gesagt.“ Er grinste leicht, doch ich merkte, dass er nicht bei der Sache war. Seine Augen wanderten immer wieder zu dem braunen Kaffeefleck auf seinem Hosenbein.
„Ich hab dich auch vermisst.“ Ich atmete tief ein und aus. Angeblich sollte das doch automatisch beruhige nd wirken. Irgendwie klappte es bei mir nicht.
„Echt?“ Jetzt hatte ich seine ganze Aufmerksamkeit. „So richtig richtig?“
„Hm- mh.“ Wie fing ich die ganze Sache jetzt am besten an? „Und gestern, als du meintest, dass irgendwas mit mir nicht stimmt… du hattest Recht.“
„Okay.“ Felix nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Jetzt bin ich verwirrt. Aber red‘ weiter.“
Ich sah zur Seite , um meine Gedanken zu sammeln. Trotzdem spürte ich überdeutlich Felix‘ gespannten Blick auf mir. Panik überkam mich. „Weißt du was? Vergiss es einfach.“ Ich grinste ihn an, so als hätte ich einen Witz gemacht. „War nicht wichtig. Außerdem müsste dein Zug gleich kommen. Warte mal… “ Ich stand auf und fixierte die Zuganzeige. „Warum die auf den Dingern nicht auch die aktuelle Zeit anzeigen, werd‘ ich nie verstehen. Hast du eine Uhr?“ Ich bekam keine Antwort. Fragend blickte ich mich um.
Felix starrte mich an, als wäre ich gerade vor seinen Augen durchgedreht.
Meine Panik wuchs. „Hallo, ich spreche mit dir?“, versuchte ich, seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken. „Wie viel Uhr ist es?“
Felix stand auf und streckte die Arme von sich, die Handflächen nach oben gedreht. „Maja?“ Seine Stimme war sanft und ruhig, so als würde er mit einer geistig Verwirrten oder einem Kleinkind sprechen. „Was ist los?“
„Dein Zug!“, schrie ich fast.
Felix blickte in die Richtung, aus der der ICE kommen sollte. So weit das Auge blicken konnte war kein Zug zu sehen. „Maja…“ Er packte mich sanft aber bestimmt an den Oberarmen und zog mich auf die Bank zurück. „Es wird noch mindestens zehn Minuten dauern, bis mein Zug kommt. Massig Zeit also, um mir zu erklären, was verdammt noch mal eigentlich mit dir los ist.“
Ich war den Tränen nahe.
Felix hatte nicht von meinen Armen abgelassen, im Gegenteil. Jetzt schüttelte er mich sogar. „Maja! Langsam machst du mir Angst. Du drehst ja komplett am Rad.“
Ich sah ihm in die Augen. „Es ist alles Danis Schuld. Er, und auch Elena, haben es mir so lange eingeredet, dass ich es mittlerweile fast selbst glaube. Also, ich bin mir nicht sicher, wirklich. Nicht mal annähernd. Es ist nur… ich benehme mich komisch seit du weg bist. Und Danis Erklärung klingt plausibel, daher-“
„Du benimmst dich komisch seit ich weg bin?“ Felix ließ von mir ab. Doch er saß immer noch so nah, dass ich jede Farbnuance in seinen Augen hätte benennen können, wenn ich nur die Namen dazu gewusst hätte. „Und wie äußert sich das genau?“
„Ich…“ Ich seufzte und blickte zu Boden. „Ich war jeden einzelnen Tag der letzten Woche bei Facebook online, hab dauernd dein Profil gecheckt und darauf gewartet, dass du mir schreibst oder mich anrufst.“
„Aha. Klingt peinlich aber nicht weiter besorgniserregend, oder?“
„Für mich schon. Außerdem ist das noch nicht alles.“
„Nein?“
„Nein. Als ich dieses Foto von dir mit diesen Frauen gesehen hab…“
Felix sah mich völlig perplex an. Dann schien er zu verstehen, wovon ich sprach, und nickte.
„I ch schätze, ich war eifersüchtig.“ Ich traute mich nicht, Felix ins Gesicht zu sehen.
Er sc hwieg. Und zwar ziemlich lange, zumindest kam es mir so vor. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Als ich ihn schließlich ansah, wirkte sein Gesicht wie versteinert. Er starrte mich an, mit einer Mischung aus Überraschung und… war das Angst?
„Wie gesagt, ich bin mir selbst nicht sicher“, beeilte ich mich zu sagen. „Vielleicht habe ich mich von Dani und Elena auch nur beschwatzen lassen. Vielleicht… ach, ich weiß doch auch nicht.“ Ich sah ihn an und suchte in seinen Augen nach irgendetwas. Nach einem Zeichen, das ich deuten konnte. Doch ich sah nur Verwirrung. Einige Minuten lang saßen wir schweigend nebeneinander.
„Der Zug“, sagte Felix schließlich tonlos.
„Was?“
„Der Zug. Er kommt.“
In
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