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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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und ging zur Wohnungstür. „Du richtest Felix meine Nachricht aus, ja?“
    „Natürlich.“
    „Gut. Also, auf Wiedersehen, Maja.“
    Ich hatte keine Gelegenheit, ihr ebenfalls einen Abschiedsgruß zurückzurufen, denn da war die Wohnungstür bereits hinter ihr zugefallen.
    „Mann, Felix“, murmelte ich und ließ mich zurück auf meinen Küchenstuhl fallen. „An deiner Stelle hätte ich auch die Flucht ergriffen.“
     
    „Valerie war da!“, rief ich, als etwa zwei Stunden später die Wohnungstür geöffnet und wieder zugeworfen wurde.
    Ein lauter Fluch schallte vom Flur bis in die Küche. Hier hatte ich mich mitsamt meinem Laptop wieder niedergelassen, nachdem ich mein und Felix‘ Zimmer aufgeräumt hatte.
    „Könnt ihr mir mal verraten, warum ihr so einen Lärm macht?“
    Ich drehte den Kopf.
    Daniel lugte aus seinem Zimmer. Die Haare standen wirr nach allen Seiten ab, sein Gesicht war ungesund blass und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Alles in allem sah man ihm seine betrunkene Nacht durchaus an.
    „Auch wieder unter den Lebenden?“, fragte Felix seinen Freund und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Als er in die Küche kam, warf er mir einen seltsamen Blick zu. Ging ihm vielleicht gerade unser Beinahe-Kuss von gestern Abend durch den Kopf? Oder war er in Gedanken mit Valerie beschäftigt? Er wandte den Blick ab und besah sich stirnrunzelnd die Reste meines Frühstücks mit seiner Ex-Freundin.
    Ich sagte: „Eines muss man ihr lassen: Sie weiß, wie man sich als Gast benimmt und dass Gastgeber sich immer über mitgebrachtes Essen freuen. Andererseits: Das unangemeldete Selbsteinladen spricht eigentlich eher gegen ihre Manieren.“
    Felix ignorierte mich. Stattdessen machte er sich am Kühlschrank zu schaffen.
    „Von wem reden wir?“, fragte Daniel und griff sich eine Wasserflasche aus dem geöffneten Kühlschrank.
    „Felix‘ Ex-Freundin.“
    „Valerie?“
    „Du kennst sie?“
    „Können wir bitte das Thema wechseln?“, mischte sich Felix ein.
    „Nein. Du kennst sie?“, wiederholt ich in Daniels Richtung.
    Er ließ sich ebenfalls auf einen Stuhl fallen und führte die Flasche zum Mund. Nachdem er die Hälfte leergetrunken hatte, wischte er sich den Mund ab und sagte: „Ich hab Felix ein einziges Mal in Berlin besucht und dabei Valerie kurz kennengelernt. Ansonsten kenne ich sie nur aus Erzählungen. Du hast gar nicht erzählt, dass du dich von ihr getrennt hast.“ Er drehte sich zu Felix um.
    Der hatte jedoch gerade ein Stück Apfel im Mund.
    „Weil er das offiziell gar nicht getan hat“, antwortete ich an seiner Stelle. Der warf mir einen empörten Blick zu. „Ja, du hast gelogen“, sagte ich. „Valerie hat mir alles erzählt. Du hast sowohl deinen Job als auch deine Wohnung gekündigt, ohne ihr davon zu erzählen. Dann bist du hierher abgehauen, ohne ihr auch nur eine Nachricht zu hinterlassen! Was ist eigentlich dein Problem, dass du Menschen behandelst, als wären sie irgendwelche bedeutungslosen Gegenstände?“
    Statt zu antworten nahm Felix noch einen Bissen von seinem Apfel. Gelassen kaute er darauf herum, schluckte ihn hinunter und sagte schließlich: „Du hast Valerie kennengelernt, also müsste dir die Antwort eigentlich klar sein. Und dich hab ich so behandelt, weil du es nicht anders verdient hattest.“
    Ich streckte ihm die Zunge heraus. „Aber was Valerie angeht hast du Recht.“
    „Was habt ihr denn? Ich finde sie gar nicht so schlimm“, warf Daniel ein und setzte wieder die Wasserflasche an die Lippen.
    Felix und ich tauschten einen Blick. Er zuckte mit den Achseln. Anscheinend hatte er keine Lust, Daniel die Macken seiner Ex-Freundin im Detail auseinanderzusetzen.
    Ich startete einen Versuch: „Der erste Eindruck ist bestimmt ganz nett, vor allem für euch Kerle.“ Ich sah Felix aus den Augenwinkeln grinsen. „Und ich glaube, dass sie als lockere Bekannte bestimmt nett ist und außerdem eine geistreiche Gesprächspartnerin. Aber ich wette, du hast mit ihr nie über Karriere, Ziele im Leben, Erwachsensein im Allgemeinen oder Ähnliches gesprochen. Denn gerade du würdest da gnadenlos den Kürzeren ziehen.“
    „Was hat sie über die WG gesagt?“, wollte Felix wissen.
    „Dass sie es hier gemütlich findet und es sogar selbst gern mal ausprobieren würde, in einer WG zu wohnen.“
    „Und daran ist was genau so schrecklich?“, fragte Daniel.
    „Das war sicher nur die Einleitung“, vermutete Felix.
    Ich nickte und ahmte ihre Stimme nach:

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