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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Flur um. Sie hatte Recht. Hier gab es keine Getränkeflecken, keine Krümel, keine Flaschen. „Komisch“, murmelte ich. Ich erinnerte mich ganz klar daran, dass gestern Abend auch der Flurboden unter meinen Füßen eklig geklebt hatte.
    „Die Küche ist da hinten, oder?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie zielstrebig den Flur entlang.
    Ich folgte ihr, mit den Gedanken noch immer bei den ominösen Mainzelmännchen, die den Flur geputzt hatten. Als ich die Küche erreichte, hatte Valerie ihre Tüte bereits auf dem Tisch abgestellt. Auf dem sauberen Tisch. Fassungslos blickte ich mich um. Ein großer, voller Müllsack stand in einer Ecke, in der anderen die beiden Bierkästen, in die jemand die leeren Flaschen einsortiert hatte. Der Boden und die Oberflächen waren sauber. „Warte mal kurz“, sagte ich zu Valerie und machte kehrt.
    „Ich koche schon mal Kaffee“, rief sie mir hinterher.
    Ich klopfte an Daniels Zimmertür und lauschte. Als keine Reaktion kam, öffnete ich die Tür und schlüpfte ins Dunkel. Denn Daniel hatte die Rollläden heruntergelassen, so dass sein Zimmer in absoluter Finsternis lag. Ich schloss die Tür hinter mir und tastete nach dem Lichtschalter.
    Ein unwilliges Brummen ertönte vom Bett her, als die Deckenlampe anging. Daniels heller Haarschopf schaute unter der Decke hervor, sonst war nichts zu sehen. Ich kämpfte mich durch diverse Chipsverpackungen, Flaschen und andere Überbleibsel von gestern Abend, zog die Rollläden hoch und riss die Fenster auf.
    Wieder das unwillige Brummen, diesmal noch eine Spur aggressiver.
    „Es stinkt“, ließ ich Daniel wissen. „Nach Bier und verbrauchter Luft. Außerdem wirst du in diesem Mief nie wach. Du… warst nicht zufällig vorhin schon mal auf und hast im Putzwahn den Flur und die Küche aufgeräumt?“ Dämliche Frage.
    Der selben Meinung schien auch Daniel zu sein, denn er ignorierte mich.
    „Brauchst du was? Aspirin? Wasser?“
    Keine Antwort.
    „Dir ist schon klar, was du gestern Abend angestellt hast, oder? Du hast vor allen ausgeplaudert, dass ich in der Schule für Felix geschwä rmt hab! Ich bin echt sauer, Dani. Ich hoffe, das weißt du.“
    Ein Grunzen, das sehr an ein Schnarchen erinnerte, kam unter der Bettdecke hervor.
    „Komischer Abend, wirklich. Erst deine Offenbarung, dann küssen Felix und ich uns beinahe und zu allem Überfluss taucht auch noch seine Ex bei uns auf. Du hättest mal sehen sollen, wie Felix sie behandelt hat. Ich würde mir das nicht bieten lassen. Aber wer weiß, was sie angestellt hat. Felix wird schon einen Grund gehabt haben, mit ihr schlusszumachen. Ich meine, du müsstest sie mal sehen. Aber vielleicht hat sie ihn ja betrogen, das würde zumindest seine Reaktion ihr gegenüber erklären. Und jetzt sitzt sie in unserer Küche, Felix ist verschwunden – vorher hat er übrigens die halbe Wohnung geputzt – und ich muss mit ihr zusammen frühstücken.“
    Daniels Schnarchen war jetzt laut und gleichmäßig.
    „Schön, dass wir drüber geredet haben. Schon traurig“, sagte ich und wandte mich zur Tür. „Wenn du nachher aufwachst und ich mit einem Messer im Rücken auf dem Küchenfußboden liege, weißt du nicht mal, wer mich hinterrücks ermordet hat. Und warum? Weil du lieber deinen Rausch ausschläfst, als mir zuzuhören. Wir müssen uns unbedingt noch mal über die Definition des Wortes Freundschaft unterhalten, wenn du wieder ansprechbar bist.“
     
    Bevor ich in die Küche zurückkehrte, ging ich ins Bad. Auch hier hatte Felix ganze Arbeit geleistet. Während ich mir die Zähne putzte starrte ich auf den Badewannenrand und dache daran, wie Felix und ich gestern Abend hier gesessen hatten. Wir hatten uns lange angeschwiegen, bevor wir das Bad schließlich verlassen hatten. Es hatte sich beinahe so angefühlt wie ganz am Anfang, als ich hier eingezogen war. Felix‘ Verschlossenheit und Ablehnung schien zurückgekehrt zu sein.
    Als ich wieder in die Küche kam, standen schon zwei Tassen Kaffee auf dem Tisch, sowie zwei Teller. Auf jedem Teller lag ein Croissant und mitten auf dem Tisch lag eine unberührte Packung Butter, sowie drei von diesen Portions-Nutella-Päckchen.
    „Viel mehr hatte der Bäcker gegenüber leider nicht zu bieten“, sagte Valerie. Obwohl ihre Worte als Entschuldigung interpretiert werden konnte n, klang ihre Stimme ganz und gar nicht danach.
    „Macht nichts“, sagte ich trotzdem, nahm meine Kaffeetasse und trank einen Schluck. Erst dann fühlte ich mich stark

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