Liebster Mitbewohner
schreiben?“
Daniel dachte kurz nach und zuckte dann mit den Achseln. „Es wäre nett. Es gibt nichts, was ärgerlicher ist, als ständig einzelne Socken zu haben.“
Ich starrte ihn an. Zwar glaubte ich nicht an seine Socken-Theorie, doch sie hatte mich zumindest in die Realität zurückgeholt. Wahrscheinlich hatte Leons Nachricht nichts mit unserer Beziehung als solche zu tun. Bestimmt ging es um irgendetwas praktisches, das er noch klären musste. Ohne weiter darüber nachzudenken, drückte ich auf OK und die Nachricht erschien. Ich wollte die Augen zukneifen und erst lesen, wenn ich mich seelisch darauf vorbereitet hatte. Doch Leons Nachricht bestand nur aus einem Satz. Drei Wörter, um genau zu sein. Und die hatten meine Augen bereits nach einer Sekunde erfasst.
Lass uns reden.
„Ich glaub’s nicht!“, stieß ich hervor. „Das kann doch nicht sein Ernst sein! Über eine Woche meldet er sich gar nicht und jetzt das !“
„Was denn? Ich will es auch lesen!“, verlangte Daniel.
Neben mir ging die Zimmertür auf und Felix kam heraus. Mit verwuschelten Haaren und noch immer in T-Shirt und Boxershorts. Kommentarlos nahm er mir das Handy aus der Hand.
Ich konnte ihn nur anstarren.
„Was für ein Idiot“, urteilte Felix und gab mir das Handy zurück. „Mein Rat: Antworte am besten gar nicht.“
Ich warf Daniel einen Blick zu. Doch auch der starrte mit offenem Mund Felix an.
Der schien sich plötzlich bewusst zu werden, dass er im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. „Was? Ich hab euch schon hundertmal gesagt, dass die Wohnung hellhörig ist. Dafür, dass ihr eure Privatangelegenheiten trotzdem auf dem Flur vor meiner Türe besprecht, kann ich nichts.“
Daniel erwachte aus seiner Starre. Er schloss den Mund und riss mir ebenfalls das Handy aus der Hand. „ Jetzt will ich aber endlich auch lesen!“
„Tut euch kein en Zwang an. Mein Handy ist euer Handy“, sagte ich trocken.
„Oha“, kam es von Daniel. „Felix hat Recht. Strafe ihn mit Schweigen. Wenn er dich zurück will, soll er sich ein bisschen mehr Mühe geben.“
Ich klaute mir mein Handy zurück und betrachtete die Nachricht selbst noch einmal.
„Und wenn er ihr tausend SMSen schreibt, Rosen regnen lässt und auf einem Schimmel vorreitet – das hat doch gar keine Bedeutung.“
Daniel blinzelte verwirrt. „ Hat es nicht?“
Felix schüttelte den Kopf. Doch sein durchdringender Blick war auf mich gerichtet.
„Vielleicht bereut er seine Entscheidung ja wirklich“, sagte ich zögernd.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, rief Felix aufgebracht. „Worüber haben wir denn eben gerade noch gesprochen?“
Ich zuckte hilflos mit den Achseln. „Eben war eben und da hatte er mir noch keine SMS geschrieben.“
Felix sah aus, als würde er sich jeden Moment die Haare raufen. „Wahrscheinlich ist ihm aufgefallen, dass er so schnell, wie er dachte, keine bessere Freundin findet. Und jetzt denkt er sich, dass er lieber doch noch mal probiert, die alte Freundin so zu verbiegen, dass sie ihm in den Kram passt.“
„Aua.“
„Das war hart“, sagte Daniel.
„Aber wahr!“ Felix‘ Blick schien mich zu durchbohren. „Was bringt es dir, wenn ich die ganze Sache schönrede und du in zwei Monaten wieder am selben Punkt wie vor einer Woche stehst: Todunglücklich, weil dein Freund gemerkt hast, dass du immer noch nicht bereit bist, dich seinen Erwartungen anzupassen und er dich daraufhin ein zweites Mal verlassen hat.“
„Du hast R echt“, murmelte ich.
„Hat er?“ Daniel starrte verständnislos von mir zu Felix. „Was, wenn Leon seinen Fehler eingesehen hat? Wenn er bereut, wie er dich behandelt hat und dich jetzt nehmen will, wie du bist?“
Darüber musste ich lachen. Es klang zwar bitter und alles andere als glücklich, aber es war ein Lachen. „Das hört sich so gar nicht nach Leon an.“
„Aber wenn du ihm nicht antwortest, wirst du nie erfahren, worüber er mit dir reden wollte!“
„Geht es hier eigentlich um mein Wohl oder um die Befriedigung deiner Neugier?“
„Können wir nicht beides irgendwie kombinieren?“
„Nein“, sagten Felix und ich gleichzeitig.
„Menno.“
„ Aber ein bisschen Recht hat Dani schon“, sagte ich nachdenklich. „Ich würde auch gerne wissen, ob er mich nun tatsächlich wieder haben will, oder nur über… keine Ahnung, die Rückgabe unserer Geschenke oder so reden will. Ich könnte ihn wenigstens fragen, was er konkret will. Reden wollen kann schließlich vieles
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