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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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„Aber jetzt bin ich leider schon zu alt dafür.“
    „Das hat sie gesagt?“ Daniel sah ernsthaft entsetzt aus.
    „Nicht wortwörtlich“, gab ich zu. „Aber das war die unterschwellige Message.“
    „Aber sie ist doch sogar jünger als wir!“, rief Daniel.
    „Eben.“
    „Valeries Meinung nach sollte man in unserem Alter mindestens einen sicheren Beruf und eine feste Partnerschaft haben. Am besten auch schon den Heiratstermin festgelegt und dabei sein, das Eigenheim zu bauen.“ Felix warf die Reste seines Apfels in den Mülleimer.
    „ Nimm’s mir nicht übel, aber dachtest du selbst vor einiger Zeit nicht noch genauso?“, fragte Daniel.
    Ich sah Felix gespannt an.
    „Ja… nein… keine Ahnung.“ Plötzlich war seine Gelassenheit verschwunden. „Ich geh mich hinlegen, war heute Morgen ziemlich früh auf.“
    Ich sah ihm perplex nach, als er die Küche verließ.
    „Hab ich noch mehr verpasst?“, wollte Daniel wissen.
    „Erzähl ich dir später. Du kannst schon mal eine Notebook-Tasche kaufen gehen. 18 Zoll.“ Ich lief Felix hinterher und erwischte gerade noch die Tür, bevor sie hinter ihm zufiel.
    „Nervensäge“, fluchte er.
    „Weißt du, wer eine Nervensäge ist? Deine Ex. Und ich soll dir von ihr ausrichten, dass sie in der Stadt bleibt, bis du zu einem Gespräch mit ihr bereit bist.“
    „Da kann sie lange warten.“ Er lächelte liebenswürdig.
    „Sei doch nicht so ein Baby! Sprich mit ihr, mach ihr deinen Standpunkt klar und dann ist gut. Dann fährt sie wieder heim und wir haben unsere Ruhe.“
    „Mach halt nächstes Mal nicht die Tür auf, wenn du nicht mit ihr reden willst.“ Er zog seinen Pulli aus, so dass ein weißes T-Shirt darunter zum Vorschein kam.
    „Selbst jemand wie sie verdient eine Erklärung dafür, warum ihr Freund sie plötzlich verlässt. Wie lange wart ihr eigentlich zusammen?“
    Felix löste gerade den Knopf seiner Jeans, als er innehielt und überlegte. „Wir kannten uns sc hon im Studium, aber kamen erst zusammen, als wir schon unsere Stellen in der Klinik hatten. Also knapp zwei Jahre.“
    Ich beobachtete, wie er sich die Hose auszog und schließlich nur in schwarzen Boxershorts und T-Shirt vor mir stand. Plötzlich drängte sich mir die Frage auf, ob er regelmäßig trainierte. Seit wir hier zusammenwohnten hatte er nichts von Sport erwähnt und ich hatte ihn auch nie verschwitzt oder frisch geduscht heimkommen sehen. Aber irgendwas musste er doch machen. Kein Mann bekam von nichts einen so flachen Bauch und so durchtrainierte Oberarme und Beine.
    Als ich meinen Blick wieder zu Felix‘ Gesicht hob, erwartete mich ein feixendes Grinsen. „Wir hatten unser Gespräch von gestern Abend noch gar nicht zu Ende geführt“, sagte er mit anzüglichem Unterton.
    Ich spielte die Ahnungslose. „Welches Gespräch?“
    „Das, in dem wir klären wollten, wie lange du für mich geschwärmt hast.“
    „Wenn ich mich richtig erinnere, hast du dieses Gespräch irgendwann nicht mehr weiter führen wollen.“ Es stimmte. Anstatt zu antworten, hatte er sich nämlich irgendwann zu mir gelehnt, um mich zu küssen.
    Felix grinste nur. Dann zuckte er mit den Achseln. „Bis dahin war es ein netter Abend.“
    Ich runzelte die Stirn, weil ich nicht verstand, was er damit sagen wollte. Aber war es überhaupt wichtig? Jedenfalls nicht so wichtig, wie ein gewisses anderes Thema. „Rede mit ihr!“
    Felix drehte sich um und stieg kommentarlos in sein Bett.
    „Wie alt bist du? Zwei?“
    „Das hat mit dem Alter nichts zu tun!“, fauchte er. „Ich sehe nur keinen Sinn darin, mit ihr zu diskutieren. Vor allem, weil ich jetzt schon genau weiß, was sie sagen wird.“
    „Und das wäre?“
    „N atürlich soll ich mir meine Stelle im Krankenhaus zurückholen oder – wenn das nicht geht – mir eine andere Stelle als Assistenzarzt suchen. Und zu ihr ziehen, jetzt, wo ich keine Wohnung mehr habe. Wahrscheinlich sieht sie die ganze Situation sogar noch als Chance, schließlich habe ich mich ewig gegen das Zusammenziehen gesträubt. Und wieso? Weil ich wusste, dass sie mich wahnsinnig machen würde. Es reichte mir völlig, sie auf der Arbeit und bei privaten Verabredungen zu sehen.“
    „Fragt sich, warum du dann überhaupt mit ihr zusammen warst.“
    „Sie war nicht immer so.“
    Er sagte das so leise, dass ich mir nicht sicher war, ihn überhaupt richtig verstanden zu haben. Ich überlegte gerade, ob ich nachfragen sollte, da murmelte er: „Oder doch? Verdammt, ich weiß gar nicht

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