Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
Vom Netzwerk:
Idiot.
    „Das war…“, begann er, doch anscheinend spuckte sein angetrunkenes Hirn keine coolen Sprüche mehr aus. „Ich finde… eigentlich…“
    Ich ließ ihn noch ein paar Sekunden um eine Antwort ringen. Dann rückte ich näher zu ihm, bis sich unsere Schultern und Oberschenkel berührten.
    „Maja…?“
    „Sei nicht so spießig“, imitierte ich seinen Tonfall. Ich sah ihm in die Augen, ein – wie ich hoffte – verführerisches Lächeln auf den Lippen. Unsere Gesichter waren nur noch eine handbreit voneinander entfernt. „Also?“
    „Also was?“
    Bildete ich mir das ein, oder klang Felix‘ Stimme plötzlich unsicher?
    „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Ich warte.“
    „Stimmt ja.“ Plötzlich grinste er wieder. Anscheinend hatte er sich von seinem ersten Schreck erholt. Er beugte sich sogar noch näher zu mir.
    Ich gab mir alle Mühe, ohne zu blinzeln in seine Augen zu starren. Das hier war ein Machtspiel, das ich nicht verlieren wollte. In dem grellen, künstlichen Licht, das im Zimmer herrschte, konnte man den grünlichen Ton seiner Iris gut erkennen. Und zum ersten Mal fiel mir das bläuliche Muster auf, das sich rund um seine Pupille schlängelte. Wow, was für schöne Augen.
    „Die Antwort ist nein.“
    Nun blinzelte ich doch. Vor Überraschung. Felix‘ Worte hatten mich hart aus meinem träumerischen Staunen gerissen.
    „Ich stand nie auf dich. Ehrlich gesagt war mir gerade mal so am Rande bewusst, dass du überhaupt existierst.“
    „Autsch!“
    Felix lachte leise. „Tut mir leid.“
    „Aber die Blicke!“
    „Was denn für Blicke?“ Er schien ehrlich nicht zu wissen, wovon ich redete.
    „Vergiss es.“
    Felix zuckte mit den Achseln.
    „Für wen hast du geschwärmt? Saskia war es jedenfalls nicht, oder?“
    Felix musste lachen, so dass sich sein ganzer Körper mitbewegte. Ich spürte es an meiner Schulter und an meinem Oberschenkel.
    „Nein, die war eine echte Plage.“ Er beruhigte sich etwas und schien nachzudenken. „Ich glaube nicht, dass ich überhaupt einen Schulschwarm hatte. Klar, manche Mädels fand ich süß oder attraktiv, aber damals… ich hatte gar kein Interesse an einer Beziehung.“
    „Verstehe, du warst eher der, der schon mit Siebzehn zu cool für was Festes ist und von One-Night-Stand zu One-Night-Stand flattert.“
    „Das war ich“, bestätigte Felix mit todernster Miene.
    Ich musste grinsen. Einen Moment lang schwiegen wir. „Willst du wirklich wieder wegziehen?“
    Felix starrte mich ungläubig an. „Musst du ausgerechnet jetzt wieder mit diesem Thema kommen?“
    „Ja, muss ich“, antwortete ich trotzig, aber ohne einen Millimeter von ihm abzurücken. „Weil ich es nicht verstehe. Wie du das vorhin gesagt hast, kam es mir vor, als wolltest du weg.“
    „Ach komm, das bildest du dir ein.“
    Mit der unumstößlichen Überzeugung einer Betrunkenen schüttelte ich den Kopf. „Tu ich nicht. Gib zu, dass du wegwillst. Und sag mir, wieso.“
    „Ich will gar nichts dergleichen. Du machst ein riesen Drama aus etwas, das noch nicht mal stattgefunden hat. Ich weiß nur, dass ich gerne ein Praktikum bei einer möglichst großen Zeitung machen möchte, in der Hoffnung, an ein Volontariat zu kommen. Aber wo ich das mache, hängt davon ab, wo ich genommen werde.“
    „Wo wirst du dich bewerben? Darüber hast du dir doch schon Gedanken gemacht, oder?“
    „Klar , hab ich. Und ich werde mich so ziemlich überall bewerben und dann sehen, wo ich genommen werde. Können wir die Diskussion jetzt bitte beenden?“
    „Du lügst doch.“ Ich wusste selbst nicht, woher ich die Sicherheit nahm .
    „Tu ich nicht. Mann Maja, hör endlich auf zu nerven.“
    „Dann hör du auf zu lügen!“
    Felix seufzte. Er wirkte plötzlich nicht mehr ärgerlich, sondern einfach erschöpft. „Lass uns die Diskussion bitte auf morgen verschieben.“
    „Wieso? Hast du heute noch was Wichtiges vor?“
    „Zufällig ja. Das hier ist schließlich eine Party. Und wir sind die Gastgeber.“
    Ich hatte genug von seinen fadenscheinigen Ausflüchten. „Na und? Sollen wir die anderen vielleicht bespaßen? Seit wann interessiert es dich überhaupt, ob du Gastgeber bist oder nicht?“ Ich redete mich in Rage. „Anstatt einfach die Wahrheit zu sagen, ist dir jede Ausrede recht, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen! Sehr erwachsen von dir, wirklich. Aber man kann nicht immer alles totschweigen!“
    Felix sah mich während meines Ausbruchs nur an, ohne eine Miene zu verziehen.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher