Liebster Mitbewohner
holte Luft, um fortzufahren. Ich war noch längst nicht fertig.
In diesem Moment beugte Felix sich ein Stückchen vor und küsste mich.
„Pfh“, machte ich verdutzt und weil Felix‘ Lippen jedes Wort, das ich hatte sagen wollen, erstickten. Ich starrte ihn an.
Felix hatte die Augen geschlossen und küsste mich noch immer. Richtig. Mit vollem Einsatz der Lippen. Fester Druck, sanfter Druck, Lösen, neue Position finden, Knabbern.
Endlich waren die Umstände der Situation in meinem Gehirn angekommen. Ich schloss ebenfalls die Augen und erwiderte den Kuss. Leider zu spät. In diesem Moment löste sich Felix bereits wieder von mir. Doch er rückte nicht weg. Im Gegenteil. Wir berührten uns weiterhin an den Schultern und Oberschenkeln, sogar noch mehr als vorher. Er öffnete die Augen und grinste mich schief an. „Das ist mir noch nie passiert.“
„Hm?“ Abermals hinkte mein Verstand etwas hinterher. Außerdem vermutete ich stark, dass ich gerade rot wurde.
„Dass eine Frau null auf einen Kuss reagiert.“
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. „Äh… danke?“
„Das war kein Kompliment.“
„Okay.“
„Das ist total niederschmetternd.“
„Ego und so?“
Felix antwortete nicht. Er sah mich nur an, einen seltsamen Ausdruck in den Augen.
„Tut mir leid? “, bot ich an.
„Das hilft mir nicht.“
„Ach komm, du bist selbst schuld.“ Plötzlich war ich wieder wütend, ohne dass ich genau wusste, wieso. „Was erwartest du auch, wenn du mich einfach küsst, damit ich den Mund halte? Was dachtest du, wie ich reagieren würde? Das würde mich echt interessieren.“
„Vergessen wir’s einfach, okay?“
„Und schon wieder rennst du vor dem Konflikt davon. Bitte, dort ist die Tür.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wollte mich abwenden. Da packte mich Felix plötzlich bei den Schultern und zog mich zu sich zurück. Er murmelte etwas, das ich nicht verstand. Dann küsste er mich abermals.
Diesmal reagierte ich viel schneller als beim ersten Mal. Ich zog meinen Kopf zurück und funkelte ihn an. „Was soll das?“
Er schwieg.
Ich wusste nicht, ob ihm tatsächlich keine Antwort einfiel, oder er mich durch sein Schweigen provozieren wollte. Ich tippte auf letzteres. Doch ich hielt seinem Blick stand, entschlossen, diese Sache zu klären.
„Ein Test“, sagte er schließlich achselzuckend.
Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. „Ein Test?“
„Du behauptest zwar immer, du wärst nicht mehr in mich verliebt, aber so richtig konnte ich es dir nicht glauben. Jetzt hab ich den Beweis.“
„Das ist doch Unsinn! Du dachtest doch nicht wirklich, dass ich nach all den Jahren immer noch in dich verliebt bin! Das erste Mal, dass du überhaupt auf den Gedanken gebracht wurdest, war durch Valerie.“
Er wand sich. „Ja. Aber seitdem spukt es bei mir im Kopf herum.“
„Und jetzt ist es endlich aus deinem Kopf draußen?“
Felix schnaubte. „Deutlicher als du gerade kann man ja wohl nicht zeigen, dass man kein Interesse hat.“
Ich grinste. Plötzlich war jegliche Wut über seine Küsse verraucht. „Na, dann hat sich deine Aktion ja zumindest gelohnt.“
„Warum fühle ich mich dann so?“
„Wie so?“
„Na so.“
Ich streichelte ihm verständnisvoll über den Arm. „Schon wieder das Ego?“
„Hm, ich glaube nicht.“
„Nicht? Was dann?“
Er zuckte mit den Achseln und ließ den Kopf hängen.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen. „Ach komm. So schlimm?“
Felix reagierte nicht, starrte nur auf den Fußboden.
„Hallo, jemand zu Hause?“
„Ich glaube, ich brauche mehr Alkohol.“
„Oder etwas anderes?“ Ich spürte, wie sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht bildete. Was ich vorhatte war möglicherweise nicht meine beste Idee. Aber sie wirkte plötzlich so verdammt verlockend.
Felix hob den Kopf und sah mich fragend an. „Was?“
„Das.“ Ich legte meine Hand in seinen Nacken. Und dann meine Lippen auf seine. Zuerst reagierte Felix nicht. Ich hielt kurz inne, war kurz davor, den Kuss abzubrechen. Dann küsste Felix mich zurück. Seine Hand legte sich an meinen Hals, so dass er mit dem Daumen über meine Wange streicheln konnte. Es war ein langer, intensiver Kuss. Und ich ertappte mich dabei, wie ich mir wünschte, er würde nie zu Ende gehen. Oder noch besser: Er würde zu mehr führen.
Plötzlich stand Felix auf und zog mich mit auf die Füße. Er ließ nicht von meinen Lippe n ab, als er sich vor mich schob. Mit sanftem Druck
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