Liebster Mitbewohner
presste er mich mit dem Rücken gegen das Fensterbrett. Ich schlang beide Arme um ihn. Dann löste Felix plötzlich seine Lippen von meinem Mund, um sie an meinem Hals zu platzieren.
Ich versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Mir entwich ein leises Keuchen, als Felix mich sanft in den Hals biss . Ich streckte die Hände nach seinem Pullisaum aus, doch Felix ergriff meine Handgelenke und hielt sie fest. Er grinste mich schelmisch an. Dann küsste er mich wieder. Ich schloss die Augen. Und wartete darauf, dass er den Griff um meine Handgelenke lockern würde. Er tat es, und zwar als er seinerseits eine Hand an meine Hüfte wandern ließ. Ich nutzte die Gelegenheit und befreite mit einem Ruck auch meine zweite Hand. Schnell schob ich beide unter Felix‘ Pulli. Mir entwich ein frustriertes Schnauben, als ich feststellte, dass Felix unter dem Pulli ein T-Shirt trug.
Felix begann zu lachen .
Ich musste ebenfalls grinsen. Wir standen eng aneinander gepresst da und sahen uns an. Wir wussten beide, dass der Moment vorüber war. Hätten wir einfach weitergemacht, hätten wir die Sache später auf den Alkohol und daraus resultierende Unzurechnungsfähigkeit schieben können. Doch nicht nach diesem Augenblick. Mein Verstand arbeitete wieder und gewann Oberhand über das pure Gefühl. Ich wollte Felix noch immer. Ich wünschte mir noch immer, mit meinen Fingern endlich die Haut an seinem Bauch zu berühren. Ich wollte weiterhin von ihm gegen das Fensterbrett gepresst werden, vorzugsweise aber mit weniger Kleidung zwischen uns. Doch mein Verstand sagte mit erhobenem Zeigefinger, dass ich das morgen bereuen würde. Und es möglicherweise das Ende unserer Freundschaft wäre.
„Denk ja nicht, dass du deine Meinung jetzt revidieren kannst“, krächzte ich. Ich räusperte mich.
Felix hob fragend eine Augenbraue.
„Ich bin nicht in dich verliebt“, stellte ich klar.
Felix trat einen Schritt zurück. „Ich weiß.“
„Auf einmal?“, fragte ich grinsend. Ein Versuch, die angespannte Stimmung zwischen uns zu vertreiben.
„Die letzte halbe Stunde hat alle Zweifel ausgeräumt“, sagte er ernst.
Ich wollte nachhaken, denn seine Argumentation leuchtete mir nicht ganz ein. Ich hatte ihn schließlich geküsst.
Doch in diesem Moment ging die Tür auf und Benni steckte seinen Kopf hindurch. „Alles okay bei euch? Daniel meinte, ich solle mal nach euch sehen, bevor ihr euch gegenseitig aus dem Fenster stürzt.“
„Keine Sorge“, sagte ich und versuchte krampfhaft, eine neutrale Miene aufrecht zu erhalten.
Felix räusperte sich, doch ich vermutete stark, dass auch er gegen ein Lachen ankämpfte.
„Okay.“ Benni stand unschlüssig in der Tür. „Kommt ihr oder…“
„Wir kommen“, sagte ich, bevor Felix etwas sagen konnte, das er später womöglich bereuen würde. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, wie genervt er von Benni war.
„Okay.“ Bennis Kopf verschwand und die Tür schloss sich wieder.
„Und jetzt sag du mir, dass du ihn nicht nervig findest“, brummte Felix.
„Dani hat ihn geschickt. Er wollte doch nur nett sein. Meine Güte, du bist wirklich eifersüchtig, oder?“
Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als Felix‘ nächste Worte mich innehalten ließen. „Und wenn?“
Ich starrte ihn an.
Felix‘ Miene war völlig undurchsichtig.
Ich wartete darauf, dass er jeden Moment in Lachen ausbrechen würde, weil ich ihm diese absurde Offenbarung geglaubt hatte.
Doch er tat nichts dergleichen. Er stand einfach da und sah mich mit seinem indifferenten Gesichtsausdruck an. Wartete auf eine Reaktion von mir.
Ich war mit der Situation völlig überfordert. Und ließ mich zu etwas hinreißen, von dem ich bereits in diesem Moment wusste, dass ich es später bereuen würde. „Ich war auch eifersüchtig auf Valerie.“
Schweigen.
„Also, das war nicht der Grund, warum ich nicht wollte, dass du mit ihr mitgehst, wirklich nicht.“ Ich seufzte. „Und ich weiß übrigens auch nicht, warum ich schon wieder das Gefühl habe, das klarstellen zu müssen. Jedenfalls… was ich sagen wollte: Es hat sich für mich komisch angefühlt. Als sie plötzlich hier aufgetaucht ist und vor allem, als du kurzfristig wieder mit ihr zusammen warst.“ An dieser Stelle verbot ich mir kurzerhand selbst den Mund. Was hatte ich mir dabei gedacht, einfach loszuplappern? Das stand in keiner Relation zu Felix‘ knappem ,und wenn?‘. Warum nur hatte ich den irrsinnigen Drang verspürt, ihn bestätigen zu müssen? Als
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