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Lied aus der Vergangenheit

Lied aus der Vergangenheit

Titel: Lied aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Forna
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tumbu du mit deinem neuen Schnurrbart kitzeln kannst.«
    Julius’ Taschenmurmeln, so nannte ich sie damals für mich. Er trug oft irgendein Stück Metall in der Tasche herum, ein Maschinenteil oder ein Stück irgendeines Geräts, etwas, womit er seinen Studenten ein mechanisches Prinzip demonstrierte, oder vielleicht auch einfach etwas, das er während des Tages aufgelesen und eingesteckt hatte. An dem Nachmittag war es eine Schraube mit Mutter, die er auf meinem Schreibtisch kreiseln ließ. Ich beobachtete seine Hände, die die Schraube immer und immer wieder in Drehung versetzten. Finger. Knöchel. Fingerspitzen. Nägel. Die glatte braune Oberfläche der Schreibtischplatte. Glatt wie Haut. Julius’ Finger, die spielten, streiften, streichelten, berührten. Saffia.
    Nach Ende der Examina fuhren die Studenten heim in die Sommerferien, nur dass es in unserem Land natürlich mitten in der Regenzeit war. Wir hatten nach der Unabhängigkeit die britische Einteilung des Schul- und Collegejahrs beibehalten. Ich hatte kein Daheim, das mich erwartete, keine Angehörigen, die ich hätte besuchen können, kein Geld, um zu verreisen. Banville Jones hatte durch Empfehlung des Dekans ein Stipendium in Übersee an Land gezogen. Es war mir ein Rätsel, wie er das geschafft hatte. Durch den Weggang eines anderen Kollegen war eine Stelle im Fachbereich frei geworden. Noch vor ein paar Monaten hätte ich angenommen, dass ich mich nur darum zu bewerben bräuchte, aber inzwischen war ich nicht mehr so zuversichtlich. Ich beschloss, die Ferien dazu zu verwenden, wenigstens zwei weitere Artikel zu schreiben, und zu diesem Zweck verbrachte ich jede Woche mehrere Stunden mit dem Durchforsten der Archive in der Universitätsbibliothek. Ich beabsichtigte, mich beschäftigt zu halten.
    Trotzdem sah ich der langen vorlesungsfreien Zeit mit Bangnis entgegen. Um Saffia sehen zu können, war ich auf meine regelmäßigen Begegnungen mit Julius angewiesen. Julius war der spontane Typ, unfähig, weiter als ein paar Minuten vorauszuplanen. Die bürgerlichen Rituale, die das In-Kontakt-Bleiben erfordert, würde er zweifellos scheuen. Und zufällige Begegnungen mit Saffia konnte ich nur in begrenzter Anzahl inszenieren, insbesondere im Lichte jüngerer entmutigender Ereignisse.
    Währenddessen rückte der Tag der Mondlandung immer näher. Das garantierte mir immerhin einen Abend in Saffias Gesellschaft. Julius war so aufgeregt wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag. Mein Arbeitszimmer war zu einem Getränkelager geworden. Kekura hatte den Auftrag, die technische Ausrüstung für den Empfang der Übertragung zu installieren. Ich hatte versprochen, zusätzliche Stühle zu beschaffen, zu welchem Zweck ich beim Dekan beantragt hatte, mir ein paar aus dem Hörsaal borgen zu dürfen.
    Auf den Straßen breitete sich das Fieber aus. Frauen kleideten sich in Gedenkbatiken und schlangen sich das Haar zu Konstruktionen auf, die die Illusion von schneller Aufwärtsbewegung vermittelten, nannten ihre männlichen Neugeborenen Apollo. Der Ober-Imam erweiterte seinen Gebetsruf um eine Verurteilung der Mission. Unser Pastor bezeichnete das Unternehmen als gottlos, warnte vor den Gefahren menschlicher Selbstüberhebung und wies, sollten noch Beweise erforderlich sein, auf den heidnischen Namen des Raumfahrzeugs hin. Julius fand das Ganze urkomisch und flehte mich an, meinen Pastor auf die Party mitzubringen. Er selbst würde den Imam einladen, um des Vergnügens willen, wie er sagte, die beiden wenigstens in einer Sache einig zu erleben.
    An dem Nachmittag holte ich meinen Anzug aus der Reinigung und betrat dann kurz entschlossen ein Schneidergeschäft. Irgendwie, glaube ich, machte mich mein neuer Schnurrbart kühner, wenngleich ich mich niemals als einen eitlen Menschen bezeichnen würde. Meine Physis war nicht dazu angetan, Eitelkeit zu befördern. Trotzdem entschied ich an dem Tag, dass ich von den gestärkten weißen Hemden, von denen ich immer drei auf einmal in Auftrag gab, genug hatte. Der Schneider nahm Maß an mir und zeigte mir im Katalog eine Reihe von Schnittmustern. Ich wählte eines aus, er lächelte und beglückwünschte mich zu meiner Wahl. Sich auf den Preis zu einigen stellte sich, wie immer, als eine etwas umständliche Angelegenheit heraus. Wir erzielten einen Kompromiss mit der Vereinbarung, dass die Hemden binnen achtundvierzig Stunden, rechtzeitig für die Party, abholbereit sein würden.
    Die Anlieferung der Stühle zu organisieren erwies

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