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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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erzählt, wie ich in sein Leben gestolpert bin. Ich bin damals geflüchtet.« David lachte auf. »Meine ganze Welt war zusammengebrochen. Ich bin zum Flughafen gefahren und habe gefragt, welcher Flug mich möglichst weit weg brächte.  L. A., erklärte mir die Dame am Check-in, in einer Stunde. Ich  kaufte  das Ticket und fand mich am selben Abend an der Westküste. Glücklicherweise hatte sie nicht Kathmandu gesagt. Wär etwas schwierig gewesen, am Himalaya auf Wale zu stoßen.«
    David schüttelte den Kopf, als ob er seiner eigenen Geschichte misstraute. »Ich wollte nur noch abhauen, meine ganze Welt lag in Scherben. Keine Perspektive mehr. Vom jetzigen Standpunkt aus gar nicht mal das Schlechteste ... Damals war es die Hölle. Besonders, weil ich es, trotz allem, was darüber geschrieben wurde, nicht verschuldet hatte. Ich Trottel bin schlicht und einfach betrogen worden. Klassisch. Dummdreist. Jemand hat auf meine Kosten sehr viel Geld gemacht. Womit ich noch hätte leben können,aber mit dem Geld verlor ich auch meinen Ruf. Und schneller, als eine Lawine den Berg hinunterrauscht, war ich erledigt.«
    David schüttelte wieder den Kopf. »Mit Harriman fing alles an. War bombensicher – dachte ich. Und ich hatte ein gutes Gefühl für diese Dinge.«
    Leah zuckte leicht zusammen, als sie Harriman hörte. Noch immer, Jahre nach dem Tod ihres Vaters, bewirkte der Klang dieser drei Silben bei ihr ein Frösteln.
    »Sie erinnern sich vielleicht noch: Harriman war der Name eines Aktienfonds, für den ich die Verantwortung trug. Alles Aktien von Firmen, die man der ›New Economy‹ zurechnen würde. Innovative Ideen, im Hightech-Bereich angesiedelt. Computer, Biochemie und so weiter, ziemlich riskant, nur hatte ich in der Beziehung wie gesagt eine gute Nase. Von vier Werten stiegen mindestens drei, das rechnete sich immer. Harriman zum Beispiel war eine todsichere Sache; im Verhältnis zu anderen Fonds gehörte der schon fast zu den konservativen und versprach dennoch, einen riesigen Satz nach oben zu machen. Eines der Unternehmen im Fonds war Psipixels, für Firmen dieser Kategorie schon regelrecht etabliert. Die arbeiteten in der Visualisierung von Simulationsprogrammen, hatten zugekauft, was das Zeug hielt, und es war abzusehen, dass nicht mehr viel fehlte, und sie würden eines der ganz Großen werden. Und diesen Sprung planten sie durch eine weitere Übernahme, die den Gewinn in die Höhe schnellen lassen sollte. Sie wollten eine Spieleschmiede kaufen. Nein, nicht eine, sondern die Firma für Computerspiele, Xansons, ein kleiner Laden, aber sie waren schlichtweg die Besten. Traten nicht selbst in Erscheinung, sondern arbeiteten für die Großen der Branche. Vier Leute, die sich seit Jahren mit nichts anderem beschäftigten als der Erschaffung virtueller Welten und Menschen im Computer. Darin waren sie perfekt. Es mangelte noch an Rechnerpower, doch mit noch sehr langsamlaufenden Modellen zeigten die Cracks von Xansons, was möglich war. Gleichzeitig arbeiteten sie an einem Computerspiel mit bis dahin ungekannten Animationen, es würde den Markt umkrempeln. Und es sollte ihre Visitenkarte werden, ihr Ticket nach Hollywood. Denn damit würde das richtig große Geld kommen. Sie waren nur noch einen Tick davon entfernt, Schauspieler künstlich ›herzustellen‹.
    Man kann sich vorstellen, was das bedeutet: Erklärtes Ziel in Hollywood war und ist es, mit Computerfiguren, nein, mit Computer menschen auf Dauer den echten Stars Konkurrenz zu machen. Wenn es Hollywood gelingt, einen Computermenschen zum Star zu machen, werden sie Gewinne einfahren, von denen man heute nur träumen kann. Denken Sie nur an die Gagen, Krankheitsausfälle, die horrenden Versicherungssummen für die Beine der Filmdiva. Und Xansons war fast am Ziel! Um es kurz zu machen, Psipixels hat die gekauft, die Aktien schossen nach oben, und keiner hat dabei bedacht, dass der prognostizierte Erfolg von Psipixels plötzlich an den vier Brains von Xanson hing. Und die stiegen aus. Gleichzeitig. Alle vier. Ohne die war Xansons aber kaum noch was wert. Psipixels stürzte ins Nichts und zog Harriman mit sich. Und mit Harriman mich. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich herausbekommen habe, wer wirklich dahintersteckte. Es gibt eine Spielart bei sogenannten Hedge-Aktienfonds, bei denen ein Broker mit terminierter Beleihung von Aktien auf deren Absturz spekuliert. Einer meiner lieben Kollegen hatte genau das durchgezogen. Ich nehme an, dass er trotz aller

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