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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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gleich, was sie sich auch versprachen, nur selten treffen können. In der Zwischenzeit würden sie sich mit Telefon und E-Mail behelfen müssen. Und mit Videokonferenzen, David, das ist es!
    »Wir besorgen uns diese kleinen Webcams«, versuchte Leah sich Mut zu machen, »einigen uns auf ganz bestimmte Zeiten, schalten uns ins Internet und können quasi zusammen essen, beim Einschlafen plaudern, nein, das geht wegen der Zeitdifferenz nicht, aber wir könnten uns jederzeit sehen und hören, ich kann so wenigstens ein bisschen an deinem Leben teilnehmen und du an meinem, was sagst du dazu?«
    »Ich sage, wehe dir, wenn du da nackt herumläufst, wie soll ich das aushalten?«
    Sie gab ihm einen Kuss und sah ihm frech in die Augen. »Dafür werden wir auch einen Weg finden.«
    »Dafür? Wie meinst du das? Moment! Denkst du etwa gerade dasselbe, was ich denke? Leah, mir verschlägt es die Sprache! Ichbin ein unbedarfter Junge vom Land, in welche Abgründe treibst du mich?«
    »Hm! Wir haben gesehen, wie unbedarft du bist. Findest du’s pervers?«
    »Ich find es abgefahren. Weiß nur nicht, ob ich mich traue.«
    »Ich auch nicht.« Leah lachte.
    Erneut begann er ihre Brüste zu liebkosen, bis sie es nicht länger aushielt, sich in seinen Haaren festkrallte und ihn zu sich zog. Ja, die kurze Zeit, die ihr und David noch verblieb, mussten sie auskosten und die verlorene, bis zu ihrer nächsten Begegnung verschwendete einholen, fest im Herzen die zerronnene einspeichern, die in noch ferner Zukunft liegende vorausleben.
    Geständnisse waren da nur unangebracht.
    L eah erwachte mit dem Gedanken, dass sie zumindest Geoffrey die Wahrheit sagen musste. Das war etwas anderes, da sollte sie reinen Tisch machen. Ohne Wenn und Aber. David schlief ruhig an ihrer Seite, seinen Arm um ihren Körper geschlungen. Sie genoss die Berührung und das Gefühl der Geborgenheit und überlegte dabei, wie sie Geoffrey am schonendsten beibringen sollte, dass es keine Verlobungsfeier geben würde. Steh auf, befahl sie sich schließlich. Du sagst es ihm jetzt.
    Vorsichtig, um David nicht zu wecken, löste sie sich aus seiner Umarmung. Leider nicht vorsichtig genug.
    »Ist noch früh, wo willst du hin?«
    »Ich muss meinen Sohn anrufen«, log sie ihn an, aber eigentlich war es keine richtige Lüge, denn ihn wollte sie auch sprechen. »Schlaf weiter.« Sie küsste Davids Augen wieder zu, schlüpfte in ihre Kleidung und verschwand mit dem Handy aus der Kabine.
    Zu Hause war schon der Anrufbeantworter eingeschaltet. Als sie die Nummer der Redaktion wählte, klopfte ihr Herz bis zumHals. Madeleine war am Apparat. Wie immer befand sich Geoffrey in einer wichtigen Besprechung.
    »Ich ruf dann wieder an«, antwortete Leah erleichtert, auch wenn sie es damit nur aufschob, Geoffrey vor den Kopf zu stoßen.
    »Mach das. Herzlichen Glückwunsch übrigens, die Geldspritze kam goldrichtig, wenn man den Lobeshymnen glauben darf. Super.«
    »Super? Wieso? Hab ich was verpasst? Welche Geldspritze?«
    Madeleine stutzte. »Die Sache mit dem Hafen, Leah, FishGoods pflastert uns mit Anzeigen zu, und Geoffrey wird nicht müde zu betonen, wie pfiffig du das hingekriegt hast.«
    Leah spürte, wie sich ihr Kreislauf verabschiedete. Dieser Hurensohn hatte Dutch Harbour verraten und sie gleich mit. Sie taumelte zu ihrer Bank, ließ sich darauf niedersinken.
    »Leah, bist du noch da?«
    Sie schluckte. »Gib mir Geoffrey.«
    »Er ist in einem Meeting. Irgendein hohes Tier von ...«
    »Madeleine!«, brüllte sie in den Hörer. »Gib ihn mir! Jetzt! Sofort!« Es war zum Verrücktwerden. Wäre sie jetzt in der Redaktion, würde sie Geoffreys Tür aufreißen und ihm vor Mr-Wem-auch-immer rechts und links eine Ohrfeige verpassen. Doch sie war nicht dort. Und Brüllen bewirkte bei Madeleine gar nichts – dazu kannte sie die Cullin’schen Ausbrüche zu gut. Es gelang Leah mühsam, ihre Wut nicht in einem lauten Schrei zu artikulieren.
    »Madeleine, du hebst jetzt deinen Hintern vom Stuhl, gehst in sein Zimmer und holst ihn ans Telefon. Wenn nicht, wird Geoffrey mit seinen bescheuerten Anzeigen eine Riesenpleite erleben, und du, nein, lass mich ausreden, du trägst die Verantwortung! Also hopp, hopp, pfeif ihn da raus, verstanden?«
    Es würde ohnehin keine Anzeigen geben. Doch es war die einzige Möglichkeit, Geoffrey an die Strippe zu bekommen.
    Es dauerte keine zehn Sekunden.
    »Was ist jetzt wieder los?«, motzte er sie an.
    »Du miese, kleine, wichtigtuerische Ratte!«, brüllte

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