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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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gesagt hatte, schleppte sie ihn kurzerhand ins Bett. Zur Belohnung. Weil er ihre kleinen Gemeinheiten immer wieder über sich ergehen ließ und sie dabei so liebevoll anschaute, dass ihr manchmal beinahe die Tränen kamen.
    Im Grunde seines Wesens war er ein so aufmerksamer, geduldiger Mann. Warum bloß benahm sie sich immer wie eine Zimtzicke? Sie kraulte ihm den Rücken und konnte schon an seiner Atmung hören, was in seinem Kopf vor sich ging.
    »O. k., frag mich.«
    »Entweder es kommt freiwillig, oder ich verzichte drauf«, antwortete Geoffrey leicht pikiert. Männer. Immer erwarteten sie Standing Ovations .
    »Wolke sieben, Geoffrey, du bist einmalig, irgendwann hab ich aufgehört, meine Orgasmen zu zählen.«
    Geoffrey drehte sich sofort um und fing an, sie mit Küssen zu bedecken.
    »Na bitte, so einfach kann man einen Mann glücklich machen!«
    Oh, Geoffrey hatte einen Nachschlag im Sinn, denn seine Hand glitt unter die Decke, dabei war sie todmüde und wollte nur noch eines: schlafen.
    »Im Ernst, was empfindest du für mich?«
    Leah nahm seine Hand weg. »Ich hab dich gern.«
    »Wie gern?«, Geoffrey rutschte unter die Decke.
    »Sehr gern, aber bei mir tut sich nichts mehr.«
    »Erstens werden wir das noch sehen, zweitens ist sehr gern nicht gern genug«, vernahm sie seine Stimme unter der Decke. »Ich zum Beispiel liebe dich.«
    »Du liebst mich nicht, du bist nur froh, dass du endlich eine kennst, die du für Sex nicht bezahlen musst. Und die dir gelegentlich abends etwas Warmes ... hör auf, Geoffrey, ich muss endlich ... was ist bloß los mit dir? Wir haben doch gerade ...«
    Gespielt getroffen sank Geoffrey in sein Kissen zurück. Wie konnte sie nur so an ihm, an seinen Gefühlen, seinem Herzen, seiner Integrität, natürlich auch seiner Potenz und mindestens zwanzig weiteren Dingen, die er ihr ohne Punkt und Komma auflistete, zweifeln ... Leah gelang es nicht, sich ein Lächeln zu verkneifen.
    Oh, Geoffrey. Du bist eigentlich der perfekte Mann. Warum will ich dann, dass du jetzt aufstehst und nach Hause gehst? Es gab Tage, da bezweifelte sie, dass sie überhaupt noch zu irgendeiner Beziehung fähig war. Die zu ihrem Sohn schien völlig auszureichen. Doch auch diese Tage gingen vorüber.
    E rst am Donnerstag im Bistro Antoine, Susans absolutem Lieblingsfranzosen jenseits von Lyon, dämmerte Leah das Ausmaß des Schlamassels, in den sie sich hineingeritten hatte. Sie wollte sich freiwillig auf hohe See begeben! Wie konnte sie so selbstvergessen an die Sache herangehen? Schon die Vorstellung von den Wellen, die sie dort zweifelsohne erwarten würden, verursachte ihr Übelkeit.
    Schnell griff sie zu dem leichten Rosé, der bereits vor ihr stand, und spülte damit den Gedanken an Würgereiz und nervös zuckende Magenwände die Kehle hinunter. Nicht jetzt. Sie war ein paar Minuten zu früh, hatte sich einen Tisch im Freien ausgesucht, direkt unter einem der großen Kastanienbäume, die dem Garten bei Antoine seine unverwechselbare Atmosphäre verliehen.
    Leah blickte gegen die Sonne und stieß einen Seufzer aus,denn die Positionen auf der Liste für ihre Vorbereitungen hatten sich nur halb so schnell abhaken lassen, wie neue Punkte hinzugekommen waren. Dabei hatte sich die eigentliche Reiseplanung noch als die einfachste Übung erwiesen. Kazuki hatte alle Flüge buchen lassen und die Tickets hinterlegt. In Kodiak würde sie ein Mitarbeiter der FishGoods Inc. in Empfang nehmen und sie mit einem neutralen Helikopterservice zum Schiff geleiten, damit die Crew auf der »SeaSpirit« keinen Verdacht schöpfte. Übermorgen, am Samstag, sollte die »Operation SeaSpirit« beginnen. Diesbezüglich war also alles in Ordnung.
    Auch Geoffrey hatte nichts einzuwenden, als sie ihm noch ein Satelliten-Handy mit integriertem Diktiergerät auf Redaktionskosten abschwatzte – spritzwassergeschützt und stoßfest. Was ihr Sorgen bereitete, war, dass ihre Mutter leider nicht abkömmlich war, um auf Michael aufzupassen. Zwar hatte sie schon vor einem Jahr aufgehört zu arbeiten; Leah hatte darauf bestanden, sie zu unterstützen, denn inzwischen konnte sie es sich leisten. Doch noch bevor sie am Telefon ihre Bitte loswerden konnte, zwitscherte ihre Ma in den Hörer, dass sie ihr etwas mitzuteilen habe – es gebe einen neuen Mann in ihrem Leben, Bill. Und eben jener Auserkorene werde sie von morgen bis Montag auf das East-Coast-Bridgeturnier der Senioren in Marthas Vineyard mitnehmen. Leah wusste nicht, worüber sie

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